Karneval lebt vom Mitmachen

Es hat nichts mit Taktik gegenüber der anwesenden Presse zu tun, dass auf der Versammlung des KCK so wenig von eigenen Versäumnissen die Rede war. Es gibt keine - jedenfalls keine, die offensichtlich und durch nahe liegende Maßnahmen zu beheben wären.

Die Probleme liegen tiefer. Und sie befinden sich in fatalem Gleichklang mit den Schwierigkeiten, unter denen Konz als Stadt leidet. Karneval ist kein Fest für Show-Konsumenten, die sich im Parkett bequem zurücklehnen und sich nachher die Mäuler über die Unprofessionalität der Akteure zerreißen. Das Fest lebt vom Mitmachen. Und da spiegelt sich die Konzer Malaise. Dabeisein, Freizeit opfern, gemeinsam Ideen entwickeln, an den Karnevalswagen basteln und flotte Büttenreden zu entwerfen ist keine Sache versprengter Einzelner. Dazu gehört ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wo, bitte, kann das entstehen in einer Stadt, in der sich ein großes Wohngebiet nach Trier orientiert, in der sich die Leerstände häufen, auf deren Plätzen nach Ladenschluss gähnende Leere herrscht und in der allmählich auch Ausländer- und soziale Problematiken spürbar werden? Die umliegenden Ortsteile und Ortsgemeinden haben es leichter. Dort funktioniert das dörfliche Leben, und dieser Zusammenhalt ist es, der einen opulenten Umzug wie den in Oberemmel möglich macht. Angesichts dieser strukturpolitischen Großwetterlage sind die Gestaltungsmöglichkeiten der Konzer Karnevalsvereine begrenzt. Was können sie tun? Die unnötige Zersplitterung beenden, junge Leute gezielt ansprechen, dazu beitragen, dass Kinder dabei bleiben, wenn sie in die Pubertät kommen und Karneval als "uncool" gilt. Und vor allem: überall verbreiten, wie viel Spaß es macht, ein paar Tage im Jahr ganz anders zu sein als in der oft mühsamen Normalität. Das ist ja das Reizvolle am Karneval. Wer allerdings nur konsumieren will, ist vor der Mattscheibe besser aufgehoben. m.moeller@volksfreund.de

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