Kartoffeltage: Auch der Hunsrück macht mit

Kell/Morbach · Ein kulinarischer Klassiker in der Herbstzeit dehnt sich geografisch aus: Denn aus den "Hochwälder Kartoffeltagen" werden in diesem Jahr die "Kartoffeltage Saar-Hunsrück". 32 Restaurants machen vom 10. bis 25. Oktober mit. Dazu zählen nach langer Pause auch wieder Betriebe aus Thalfang und Morbach. In Kell, wo die Kartoffeltage ihren Ursprung haben, schmeckt der Wachstumskurs aber nicht jedem.

 Frische Fritten: Das ist die aus Waldweilerer Kartoffeln zubereitete Beilage für das „Saar-Hunsrück-Lendchen“, das Michael Krämer im Keller Restaurant Zur Post serviert. Das Fleisch stammt vom Metzger aus Morbach, das Bier für die Sauce aus Losheim. TV-Foto: Axel Munsteiner Axel

Frische Fritten: Das ist die aus Waldweilerer Kartoffeln zubereitete Beilage für das „Saar-Hunsrück-Lendchen“, das Michael Krämer im Keller Restaurant Zur Post serviert. Das Fleisch stammt vom Metzger aus Morbach, das Bier für die Sauce aus Losheim. TV-Foto: Axel Munsteiner Axel

Foto: (h_hochw )

Kell/Morbach. Im Raum Kell und den nordsaarländischen Gemeinden wie Weiskirchen und Losheim sind die Hochwälder Kartoffeltage seit 20 Jahren ein herbstlicher Höhepunkt im Veranstaltungskalender (siehe Extra). Während der zweiwöchigen Aktionen dürfen sich Restaurantbesucher seit 1995 bis heute darauf freuen, dass die teilnehmenden Küchenchefs ihre Speisekarten mit besonderen Kartoffelgerichten in vielen Variationen - mal bodenständig, aber oft auch raffiniert - garnieren.Gaumenfreuden in 32 Restaurants


Diese Gaumenfreuden sind auch vom 10. bis 25. Oktober garantiert. "Es wird dieses Jahr aber einiges anders und vor allem räumlich größer." Das sagt Iris Müller von der Hunsrück-Touristik. Anstelle der Tourist-Informationen (TI) vor Ort ist erstmals die auf dem Flughafen Hahn angesiedelte Dachorganisation federführend für die Vermarktung der Kartoffeltage zuständig. Die tragen nun nicht mehr allein den "Hochwald" im Namen, sondern heißen nun "Kartoffeltage Saar-Hunsrück ". Das rote Band ist dabei der Fernwanderweg Saar-Hunsrück-Steig (SHS). Die insgesamt 32 teilnehmenden Restaurants - das sind neun mehr als 2014 - erstrecken sich diesmal über ein Gebiet, das von Perl an der Mosel bis nach Emmelshausen unweit des Rheins reicht.
"Die Kartoffel steht ja als Hauptnahrungsmittel nicht nur für den Hochwald, sondern für den gesamten Hunsrück", sagt Müller. Es sei zudem der Wunsch vieler Akteure gewesen, die Kartoffeltage enger an bestehende Regionalinitiativen anzulehnen - zum Beispiel an "Ebbes von Hei", die Dachmarke für Erzeugnisse von Morbach bis Losheim.
Nach langer Pause beteiligen sich wieder zwei Restaurants aus Thalfang und auch erstmals ein Gastronom aus Morbach an der Veranstaltung. Es ist Oliver Rohr, Inhaber von "Rohr's-Restaurant" im Ortsbezirk Rapperath. "Ich habe mir die Kartoffeltage schon früher aus der Distanz angeschaut und fand das eine gute Idee. Warum sollte ich also jetzt nicht mitmachen, wenn so etwas für die ganze Region initiiert wird", sagt er. Er hofft, dass ihm die Kartoffeltage zusätzliche Gäste ins Haus bringen.
Aus der VG Hermeskeil - die seit jeher schwach vertreten war - beteiligt sich diesmal kein einziger Betrieb. "Sehr enttäuschend", findet das Claudia Fuchs, Leiterin der dortigen TI. "Dabei haben wir alle Gastronomen angeschrieben. Nur hat sich keiner gemeldet." Verständlich ist das für Fuchs nicht: "Man sieht ja in Kell, dass es eine große Nachfrage seitens der Gäste gibt." In Kell beteiligen sich wie im Vorjahr zehn Restaurants. Christoph Maßem vom gleichnamigen Gasthaus in Schillingen ist einer von ihnen. Er macht schon lange beim kulinarischen Klassiker mit. "Das ist eine gute Sache, die uns auch mehr Gäste bringt", sagt er. Dass die Kartoffeltage nun über den Hochwald ausgeweitet werden, sieht Maßem aber mit gemischten Gefühlen. "Einerseits ist es zwar gut, dass jetzt mehr Betriebe mitmachen. Andererseits waren die Kartoffeltage bisher speziell etwas, was nur wir in unserer Region hatten."
Klarer formuliert Dittmar Lauer seine Kritik: "Ich weiß nicht, ob es auf Dauer gut ist, die Kartoffeltage so auszudehnen und damit unsere regionale Besonderheit im Hochwald auszuhöhlen", sagt der Vorsitzende des Keller Heimatvereins.
Die dortige TI-Chefin Walburga Meyer sieht das anders. "Die Kartoffeltage sind zwar immer gut gelaufen. Wenn man aber nichts ändert und keinen frischen Wind reinbringt, laufen sie sich irgendwann vielleicht auch tot." Sie verweist dabei auch auf die Erfahrungen mit dem Wandertourismus, dem SHS und den Traumschleifen. "Auch da hat sich doch gezeigt, dass wir in der Außendarstellung erst so richtig stark geworden sind, als wir bei der Vermarktung alle zusammengearbeitet haben." Auch Michael Krämer vom Keller Restaurant "Zur Post" betont: "Einer allein kann nichts bewirken. Ohne Kooperationen geht es nicht."
Meinung

Die Vorteile überwiegen
Wird die Idee der Kartoffeltage verwässert, weil nun nicht mehr nur Hochwälder Restaurants mitmachen? Nur aus nostalgischen Gründen sind diese kritischen Stimmen aus Kell verständlich. Ansonsten überwiegen aber die Vorteile, wenn nicht jedes kleine Gebiet kulinarisch sein eigenes Süppchen kocht und man mit den Kartoffeltagen über den bisherigen Tellerrand hinausschaut. Die Hunsrück-Touristik kann die Veranstaltung professioneller vermarkten und in einem weiteren Umfeld Werbung machen, als dies vorher der Fall war. Die Auswahl an Restaurants ist nun größer, und die Saar-Hunsrück-Region hat ergänzend zu ihren Wanderwegen ein zusätzliches gemeinsames Aushängeschild. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Die Initiative für die Premiere der Hochwälder Kartoffeltage ging 1995 vom Keller Heimatverein aus, der die "Grumbeere" als typisches Produkt der Region ins rechte Licht rücken wollte. Mehr und mehr Restaurants machten im Lauf der Zeit mit. Kennzeichen der Kartoffeltage blieb es jedoch, dass die Gastronomen aus Kell das stärkste Teilnehmerkontingent stellten. Thalfanger Betriebe waren hingegen nur bis 2006 dabei. Dann wurde dort mit der "Hunsrücker Spezialitätenwoche" eine eigene regionale Kulinarik-Reihe aus der Taufe gehoben, die es allerdings inzwischen nicht mehr gibt. Die aktuelle Broschüre der Kartoffeltage Saar-Hunsrück mit allen teilnehmenden Restaurants und den dort angebotenen Gerichten rund um die tolle Knolle ist in allen Tourist-Infos der Region erhältlich. Das Programmheft listet zudem 40 Veranstaltungen auf, die vom 10. bis 25. Oktober von Gastronomen, aber auch von Vereinen oder Gemeinden organisiert werden und ebenfalls einen Bezug zur Kartoffel haben. Ein Beispiel dafür ist der Hermeskeiler Bauernmarkt am 11. Oktober. ax

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