Kauzige Gesellen

MANNEBACH. (hpü) Bei den alten Griechen galten Eulen als Symbole der Weisheit, im Mittelalter gerieten sie als "Unglücksvögel" in Verruf. Dabei sind die Wurzeln der Eulen-Mythen weniger spektakulär, als es den Anschein hat. Eher dramatisch ist der Rückzug des Steinkauzes aus der heimischen Fauna. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) will der Mini-Eule wieder zu einem Aufschwung verhelfen.

 Wohl die meisten kennen den Steinkauz, der auch in der Region heimisch ist, nur aus Büchern. Foto: Hermann Pütz

Wohl die meisten kennen den Steinkauz, der auch in der Region heimisch ist, nur aus Büchern. Foto: Hermann Pütz

"Wenn das Käuzchen dreimal ruft, stirbt ein Mensch!" - gemessen an der aus früheren Zeiten stammenden Redensart, genoss der kleine Vogel mit den großen, gelben Augen wohl eine eher zweifelhafte Popularität. Dabei sind die Ursprünge der Mythen und Geschichten, die sich um den Steinkauz und seine Eulen-Verwandten ranken, weit weniger spektakulär, als es den Anschein hat. "Wenn in einem Dorf ein Mensch im Sterben lag, wurde am Fenster des Zimmers eine Kerze aufgestellt. In der Nähe dieser Lichtquelle schwirrten nachts Insekten, die wiederum den jagenden Steinkauz anlockten", erklärt Siegfried Schuch, Rheinland-Pfalz-Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Durch den charakteristischen Ruf des Kauzes sei vermutlich die Legende des Unglücks- oder Totenvogels entstanden.Steinkauz vom Aussterben bedroht

Heute ist der Steinkauz selbst vom Aussterben bedroht. Die als ausgewachsenes Tier rund 22 Zentimeter lange Mini-Eule mit dem wissenschaftlichen Namen "Athene noctua" kommt in Europa, Nord- und Nordostafrika sowie in Teilen Asiens vor. Als Lebensraum bevorzugt der Steinkauz ein offenes, spärlich bewaldetes Gelände, wie Kopfweidenbestände und Gärten mit alten Bäumen, in denen er Bruthöhlen und Tagesverstecke findet. Das Problem: Natürliche Baumhöhlen stehen vielerorts nicht mehr ausreichend zur Verfügung. "Verantwortlich dafür sind unter anderem Flurbereinigungsmaßnahmen und die landwirtschaftliche Nutzung großer Landflächen", berichtet Siegfried Schuch. Um den Steinkauz-Populationen in Rheinland-Pfalz zu einem Aufschwung zu verhelfen, betreibt der Nabu seit 1997 ein entsprechendes Artenschutzprogramm. In dessen Mittelpunkt steht das Errichten von künstlichen Nisthöhlen in geeigneten Regionen. Eine dieser Regionen ist der Saargau. Günstige klimatische Bedingungen, teilweise nur wenig Wald, dafür viele Streuobstwiesen - das sind nur einige Faktoren, die den Saargau für den Steinkauz interessant machen. "Auch ein ausreichendes Nahrungsangebot ist dort vorhanden", so Schuch bei einem Informationsabend in Mannebach. Eine neue Zählung habe ergeben, dass derzeit lediglich fünf bis sechs Brutpaare auf dem Saargau heimisch seien. Doch das soll sich ändern. Bereits seit einigen Jahren betreuen Nabu-Mitglieder unter anderem im Bereich der Gemeinde Merzkirchen einige künstliche Nisthöhlen. 30 weitere sind in naher Zukunft geplant. Laut Siegfried Schuch soll ein komplettes Netz von "Röhrenbetreuern" aufgebaut werden. Zu ihren Aufgaben zählen neben dem Aufhängen und Pflegen von Niströhren auch die regelmäßige Erfassung des Tierbestands sowie das Beringen der Jungvögel. Dass eine Maßnahme dieser Art durchaus erfolgreich sein kann, erläutert Schuch an einem Beispiel: "Bereits 1987 wurde im rheinhessischen Oppenheim ein ähnliches Projekt gestartet." Innerhalb weniger Jahre habe der Steinkauzbestand von fünf auf rund 35 Brutpaare erhöht werden können. "Vermutlich wären die Vögel mangels natürlicher Bruthöhlen dort ausgestorben." Da das Projekt auf dem Saargau nur mit vielen Leuten realisiert werden kann, sucht der Nabu weitere ehrenamtliche Helfer. Wer interessiert ist, wendet sich an Corinna Albert, Leiterin der Nabu-Regionalstelle Kreis Trier, Telefon 0650/609419.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort