Kein Fall für Hasen und Eier

KONZ. Das Osterfest hat sich für viele zum viertägigen Frühlingsvergnügen entwickelt. Die Kirche indes hält beharrlich an den Inhalten dieser Feier fest. Und vermittelt dabei auch, wie bedeutsam Ostern für jeden persönlich sein kann.

 Küsterin Inge Diederichs neben dem großen Bronzeleuchter von Ulrich Henn in der Konzer Pfarrkirche St. Nikolaus.Foto: Martin Möller

Küsterin Inge Diederichs neben dem großen Bronzeleuchter von Ulrich Henn in der Konzer Pfarrkirche St. Nikolaus.Foto: Martin Möller

Wenn in St. Nikolaus der Gottesdienst ansteht, dann ist Inge Diederichs schon längst hinter den Kulissen aktiv. Seit Dezember 1998 wirkt sie als Küsterin der Konzer Pfarrkirche und erledigt all die kleinen, unscheinbaren Dinge, die die heiligen Handlungen vorbereiten - Messgewänder und Bücher auslegen, Kelch, Hostien, Wein und Wasser bereitstellen, den Altar vorbereiten, die Kerzen in Ordnung halten. Eine Stunde vor Messbeginn erscheint sie in der Sakristei. "Es ist schon eine besondere Aufgabe, dass ich das tun darf", sagt sie mit einem Beiklang von Demut. Aber es sei auch Normalität. "Im Dienste Gottes", fügt sie hinzu.Ostern - für die Küsterin Dauereinsatz

Ostern, das höchste Fest im katholischen Kirchenjahr, bedeutet Dauereinsatz für die Küsterin. Nicht alles ist Routine. Der Altar am Karfreitag wird anders eingedeckt als an normalen Sonntagen, und der Kelch für die Hostie wird durch eine einfache Schale ersetzt. Die Messe hat an diesen Tag keinen Platz. Nach der Trauermette um acht Uhr morgens beschränkt sich die Karfreitagsliturgie am Nachmittag traditionell auf einen einfachen Wortgottesdienst mit Kommunion. Pfarrer Georg Dehn hatte schon am Gründonnerstag nach der Messe das Allerheiligste aus der Kirche hinausgetragen. Kein Streit um Worte

Und dann der Ostersamstag? "Nein, es ist der Karsamstag", sagt Georg Dehn mit Nachdruck. Da spielt sich kein Streit um Worte ab. Am Verständnis dieses Tages scheiden sich die Geister. Während er in der nichtchristlichen Öffentlichkeit zum Osterfest gehört und die Menschen sich mit allen möglichen Vorbereitungen für die Feiertage befassen, ist er im kirchlichen Verständnis aller Konfessionen etwas anderes: Ein Tag des Wartens, der Stille. "Ein leerer Tag", sagt Dehn und zitiert die Passage im Glaubensbekenntnis "hinabgestiegen in das Reich des Todes". Und doch beginnt am Abend dieses Tags die wichtigste Feier des gesamten Osterfestes. Die Nacht der Auferstehung steht im Mittelpunkt aller christlichen Osterfeiern. In der Pfarrei St. Nikolaus beginnt sie am Samstag um 22 Uhr. Eine "Nacht des Wachens" ist es, in deren Liturgie Feuer, Licht, Wasser, Wort und der Gesang der menschlichen Stimme zusammenkommen. Die Feier des Lichts mit dem alten gregorianischen Osterlob, die Wortfeier mit vier Lesungen über die Schöpfung, den Auszug aus Ägypten und zwei prophetischen Texten, das "Gloria" der Ostermesse, Osterevangelium, Segnung des Taufwassers, Erneuerung des Taufversprechens, das "Halleluja" und die Eucharistie - darin spiegelt sich die befreiende Botschaft, die seit fast 2000 Jahren weitergetragen wird. Das, nicht der Sonntag mit Eiern und Osterhasen, ist das Zentrum im christlichen Osterfest. In dieser Nacht öffnet sich ein Stück weit der Vorhang zu einem anderen Leben. Was kann Ostern für einen modernen Menschen bedeuteten? Ist die Kunde von der Auferstehung eine Illusion? Pfarrer Dehn wehrt die Zweifel nicht einfach ab. "Das leere Grab allein ist kein Beweis". Und doch: "Hätte sich die Kunde von Jesu Auferstehung so rasch verbreiten können, wenn der Leichnam im Grab verwest wäre?" Ostern ist im christlichen Verständnis eben mehr als nur die Erweckung eines Toten - das ist in den Überlieferungen keine Seltenheit. Es ist die große Verheißung, dass der eigene Tod nicht das Ende ist, sagt Dehn. Und zitiert den Theologen Romano Guardini: "Wir hören schon die Musik, auch wenn wir noch nicht da sind."Im Grunde ganz normale Sonntage

Und die Feiertage danach? Der Konzer Pfarrer: "Im Grunde sind das für uns ganz normale Sonntage." Nur abends findet noch die Vesper statt, die in kirchlichem Verständnis eigentlich jeden Tag abschließen soll. Die beginnt am Ostersonntag um 18 Uhr und am Ostermontag um 19 Uhr und endet jeweils eine Stunde später. Und dann kann auch Inge Diederichs die Dinge in der Sakristei ordnen, die noch zu ordnen sind, und ihre Freizeit antreten. Den kleinen Rest einer großen Feier.

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