Kein Gedränge an den Urnen

TRIER/SAARBURG. Günther Schartz, Bürgermeister der VG Saarburg und ab 2006 neuer Landrat, spricht mit dem TV über den einzigen Makel in seinem Sieg über Katarina Barley: die minimale Wahlbeteiligung. Seine 22 235 Stimmen entsprechen nur 20,3 Prozent aller Wahlberechtigten im Kreis.

40 140 Wähler bemühten sich in eines der 183 Wahllokale oder nutzten die Briefwahl - es gibt jedoch mehr als 110 000 Wahlberechtigte im Landkreis. Fazit: Die Mehrheit blieb am Sonntag zu Hause."Das Ding ist sowieso entschieden"

"Ich sehe mehrere Gründe für dieses Verhalten", sagte Schartz gestern. Da ist zum Beispiel die allgemeine Politikverdrossenheit. "Für viele waren Amt und Aufgabenspektrum eines Landrats auch sehr abstrakt", so der Saarburger Bürgermeister. "Andere dachten, der Ausgang der Wahl ist sowieso klar, ihre Stimme wird nicht mehr gebraucht." Wurde die Rolle des Favoriten tatsächlich zum Nachteil? Schartz: "Ich glaube, dass es so war, obwohl ich im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen habe, dass jede einzelne Stimme wichtig ist." Lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass Günther Schartz die Wahl durch die Unterstützung einer Minderheit gewonnen hat? "Nein", antwortete der künftige Landrat mit Nachdruck. "Ich bin davon überzeugt, dass auch ein Großteil derjenigen, die nicht zur Urne gingen, hinter mir steht." Der Kreisvorstand der CDU diskutierte gestern Abend intensiv über die geringe Wahlbeteiligung und deren Ursachen. Das Personal der Kreisverwaltung sieht dem Chef-Wechsel mit Gelassenheit entgegen, verriet ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will. "Wir warten einfach ab, wie Herr Schartz sich als Chef präsentiert." Loyalitätskonflikte bleiben aus

Hat sich das Verwaltungs-Team vor der Wahl auch mit einem Sieg von Katarina Barley beschäftigt? "Frau Barley kam sehr sympathisch rüber, mit ihr wären wir klargekommen", sagte der Mitarbeiter. "Natürlich wäre es eine schwierige Situation gewesen. Eine SPD-Chefin auf der einen und ein von der CDU dominierter Kreistag auf der anderen Seite hätten für gewaltige Loyalitätskonflikte sorgen können." Auch der durch die Wahl seines Nachfolgers ein wenig in den Hintergrund geratene amtierende Landrat Richard Groß meldete sich zu Wort. "Der Wechsel steht nicht unmittelbar bevor. Bis zum 31. Dezember 2005 werde ich mein Amt mit aller Konsequenz und dem gewohnten Einsatz ausüben." Erst in der Silvesternacht "werde ich den Gang langsam rausnehmen und in den Leerlauf schalten". Von offiziellen Verabschiedungen, Feiern, Ehrungen oder anderen Festivitäten will Groß deshalb jetzt noch nichts wissen. Die Organisation derartiger Feierlichkeiten fällt in die Verantwortung des Ersten Kreisbeigeordneten Dieter Schmitt.

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