Kein Konzept zum Einzelhandel
Konz · Der Konzer Stadtrat hat zum zweiten Mal in diesem Jahr keine Entscheidung zum Einzelhandelskonzept gefällt. Anders als von der Verwaltung vorgesehen, wird das Thema erneut im Bauausschuss beraten. Die Strategie für eine attraktivere Innenstadt lässt weiter auf sich warten.
Konz. Es könnte so schön sein: Flanierende Menschen, die sich beim Einkaufen in der Fußgängerzone tummeln und sich zum Entspannen in ein Café setzen, um dort ihren Cappuccino zu schlürfen. So sieht es in vielen Städten aus. In Konz ist das anders. Hier versuchen die Verantwortlichen, künstlich eine Innenstadt entstehen zu lassen - unter anderem mit Hilfe eines Einzelhandelskonzepts. Der TV beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie kam es zu der heutigen Situation?
Konz hat kein gewachsenes Zentrum. Die Stadt ist aus den zwei Dörfern Konz und Karthaus zusammengewachsen. Was früher der Dorfrand war, wurde zur Innenstadt - Industriebetriebe lagen deshalb im Zentrum. Die Straßen- und Maschinenbaufirma Zettelmeyer wurde zum Beispiel erst 1981 in das Industriegebiet in Konz-Könen verlagert. Im Zentrum blieb danach eine Industriebrache zurück. Erst 1999 wurde auf dem ehemaligen Zettelmeyer-Gelände das Saar-Mosel-Zentrum errichtet - ein Komplex, der laut Verwaltung als "architektonisch hochinteressantes Gebäude mit innenstadtrelevantem Einzelhandel mit Magnetfunktion" ausgebaut werden soll. Dafür hat die Stadt mit der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung aus Trier einen solventen Investor gefunden (der TV berichtete).
Was soll das Einzelhandelskonzept bewirken?
An diese Ausgangslage erinnerte der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden bei der Stadtratssitzung am Dienstagabend. Die Stadt habe viel Mühe und Geld in die Schaffung einer Innenstadt gesteckt. "Das, was dort künstlich gewachsen ist, hat einen schweren Stand, wenn wir es nicht vor der Konkurrenz von außen schützen", sagte Frieden. Das Einzelhandelskonzept (EHK) soll diese Schutzfunktion erfüllen. Es soll als Grundlage für die Bauleitplanung und somit für die Entwicklung der gesamten Stadt Konz dienen. Bestimmte Sortimente (zum Beispiel Schuhe, Unterhaltungselektronik, Kleidung) sollen rund um das Saar-Mosel-Zentrum konzentriert sein, im Außenbereich sollen entsprechende Neuansiedlungen vermieden werden.
Wie ist die Rechtslage?
Laut Baugesetzbuch ist das EHK bei jeder Bauplanung zu berücksichtigen. Das heißt nicht, dass Ausnahmen unmöglich sind. Sie müssen aber begründet werden. Das zeigt zum Beispiel ein Fall in Trier. Dort hat der Stadtrat kürzlich einem Fahrradhändler erlaubt, mit seinem Geschäft zur Expansion von der Innenstadt an den Stadtrand zu ziehen. Fahrräder gehörten aufgrund der Marktentwicklung nicht mehr zu den innerstädtischen Sortimenten, lautete die Begründung (der TV berichtete).
Warum wurde die Entscheidung erneut vertagt?
Im Gegensatz zu den anderen Stadtratsfraktionen sieht die FWG-Fraktion noch offene Fragen. Sie befürchtet, dass das EHK Geschäftsleute außerhalb der Innenstadt benachteiligt. Eventuelle Expansionspläne einzelner Geschäftsleute seien durch das Konzept gefährdet, argumentierte FWG-Fraktionssprecher Hermann Momper. Er will im Bauausschuss klären lassen, ob das Konzept Ausnahmen zulässt.
Was sagt die Stadtführung?
"Mich betrübt, dass wir jetzt nicht weiter sind", sagte Bürgermeister Frieden, als klar wurde, dass das Konzept erneut hinausgeschoben wird. Er verwies darauf, dass sich die Grundlagen des Konzepts seit 2008 nicht verändert hätten. "Wir müssen endlich ein Zeichen setzen, wo wir im Einzelhandel hinwollen."
Welche Konsequenzen zeichnen sich ab?
Eine Niederlage hat die Stadt Konz während der langen Diskussion über das EHK schon erlitten. Im Gewerbegebiet Konzerbrück in Konz-Könen siedelt sich bald ein Elektronikfachmarkt an, obwohl gerade dieses Gebiet wegen der Konkurrenzsituation zur Innenstadt kritisiert worden war. An dem Marktbau ist jetzt nicht mehr zu rütteln, die Baugenehmigung ist da. Eigentlich wollte die Stadt, dass ein Elektronikmarkt in das generalsanierte Saar-Mosel-Zentrum kommt. Daraus wird voraussichtlich nichts (der TV berichtete).Meinung
Nicht noch weiter hinauszögern
Wenn nicht bald eine Entscheidung gefällt wird, kann die Stadt Konz sich das Konzept komplett sparen. Die Entwicklung mit der Sanierung des Saar-Mosel-Zentrums und dem geplanten Neubau eines Elektronikmarkts in Konzerbrück rast voran, während der Stadtrat immer wieder über die Zukunft des Einzelhandels beraten will. Wenn es so rasant weitergeht wie bisher, könnte schon bald kein Steuerungspotenzial mehr da sein. Die Nachfrage könnte gesättigt sein, das Wachstum der Stadt an seine natürlichen Grenzen stoßen, bevor ein Beschluss gefällt ist. Dabei ist eine Entscheidung gar nicht schwer. Das Konzept ist schließlich kein Gesetz, sondern ein Instrument, das der Rat jederzeit selbst justieren kann. c.kremer@volksfreund.de