Kein Kunstrasen im Waldstadion

Hermeskeil · Der Kunstrasenplatz für die Fußballer in Hermeskeil kommt nicht ins Waldstadion, sondern wahrscheinlich an den bisherigen Hartplatz am Schulzentrum. Diese Entwicklung zeichnet sich nun immer deutlicher ab. Denn der Stadtrat hat kürzlich beschlossen, dass im Waldstadion nur eine Sanierung des holprigen Naturrasens gemacht wird.

 Anders als die Spielzeugfußballer werden Marvin Heck (links) und Dustin Haarkötter von der Hermeskeiler D-Jugend im Waldstadion nicht auf künstlichem Untergrund kicken. Dort wird nur der Rasen saniert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Anders als die Spielzeugfußballer werden Marvin Heck (links) und Dustin Haarkötter von der Hermeskeiler D-Jugend im Waldstadion nicht auf künstlichem Untergrund kicken. Dort wird nur der Rasen saniert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Kicken auf Kunstrasen - und das am besten im Waldstadion. Das war seit langem der Wunsch des Hermeskeiler Sportvereins (HSV). Der aktuell 270 Mitglieder zählende Verein mit 14 Mannschaften und rund 120 Jugendspielern konnte bei diesem Anliegen auf die Unterstützung der Stadt bauen, der das Waldstadion gehört. Schon 2009 sprach sich der Rat für die Umwandlung des Platzes in einen Kunstrasen aus.
Doch dazu wird es nicht kommen. Das steht inzwischen definitiv fest.
Der bisherige Naturrasen im Waldstadion, der sich in einem schlechten Zustand befindet, wird vielmehr ab Sommer für 60 000 Euro saniert. Dafür gibt es Geld vom Kreis (12 000 Euro) und vom Sportbund Rheinland (21 000 Euro). Diesen einstimmigen Beschluss hat der Stadtrat auf Antrag der Linken gefasst.
Diese Ratsentscheidung ist aber vor dem Hintergrund der Aussagen des Landkreises Trier-Saarburg zu sehen, ohne dessen Zuschüsse sich der Bau von Kunstrasenplätzen kaum finanzieren lässt. Denn die Kreisverwaltung hatte deutlich gemacht, dass sie sich mit einem Kunstrasenplatz im Waldstadion nicht anfreunden könne.
Sie plädierte dafür, den Kunstrasenplatz an anderer Stelle in der Stadt zu bauen. Dafür brachte sie zwei Vorschläge ins Spiel: die Umwandlung des bestehenden Hartplatzes am kreiseigenen Gymnasium oder die des Hartplatzes am Labachweg unterhalb der ebenfalls kreiseigenen Integrierten Gesamtschule (IGS). Inzwischen ist in dieser Standortfrage eine Tendenz erkennbar: "Am Labachweg scheinen die baulichen Voraussetzungen und die vorhandenen Strukturen eher für eine Umwandlung geeignet zu sein", sagt Kreis-Sprecherin Barbara Weiter-Matysiak auf TV-Anfrage. Sie weist zudem darauf hin, dass bei künftigen Entscheidungen der Kreisgremien in Sachen Zuschüsse für Kunstrasenplätze "die Nutzungsmöglichkeit für den Schulsport in Zukunft sicherlich ein wesentliches Kriterium sein wird". Sprich: Nicht nur in Hermeskeil dürften fortan die Aussichten für Fördermittel beim Kunstrasenplatzbau stark von der Nähe zu einem Schulzentrum abhängen.
Dass der Kreis nun diese Linie verfolgt, ist für Hermeskeils Stadtbürgermeister Udo Moser (Bürger für Bürger) ein Kritikpunkt. Er sieht Hermeskeil "ein Stück weit benachteiligt", weil in anderen Orten - so etwa in Thomm - Kunstrasenplätze entstanden sind, die nicht an einer Schule liegen. Außerdem habe die Stadt 28 000 Euro an Planungskosten für die von ihr beabsichtigte Umwandlung des Waldstadions "in den Sand gesetzt". Wäre der Kunstrasenplatz dorthin gekommen, hätte das die Kommune übrigens rund 700 000 Euro gekostet.
Der Kreis weist diesen Vorwurf zurück: Man habe schon vor Jahren darauf hingewiesen, "dass die Verwirklichung eines Kunstrasenplatzes sinnvollerweise an einer der weiterführenden Schulen in Hermeskeil erfolgen sollte. Der Ausbau des Waldstadions zum Kunstrasenplatz war zwischen Stadt, Land und Kreis nicht abgestimmt", so Weiter-Matysiak.
Wie viel ein Kunstrasenplatz am Labachweg kosten wird, ist noch offen. "Belastbare Kostenunterlagen liegen noch nicht vor", so Weiter-Matysiak. Klar ist aber, dass am Schulzentrum nicht die Stadt, sondern der Kreis das Projekt bezahlen muss. Den konkreten Zeitpunkt für den Beginn der Bauarbeiten lässt der Kreis noch offen. Weiter-Matysiak kündigt aber an: "Der Landrat wird den Gremien vorschlagen, den Platz am Labachweg für die Prioritätenliste 2012 vorzusehen."Meinung

Stadt spart sich neuen Luxus
Zugegeben: Stadt und Sportverein haben nicht den ganz großen Erfolg erzielt: Der Kunstrasenplatz wird in Hermeskeil nicht - wie gewünscht - am Waldstadion gebaut. Der Kreis hat vielmehr seinen goldenen Zügel in die Hand genommen und lenkt die Hermeskeiler in die von ihm vorgegebene Richtung, die auf den Bau des Kunstrasenplatzes am Schulzentrum hinausläuft. Doch ist das eine verheerende Niederlage? Die Antwort lautet: Nein. Denn dieser Plan B hat doch einen großen Vorteil. Wenn der Kreis in Hermeskeil zum Bauherr eines Kunstrasenplatzes wird, kann es sich die Stadt ersparen, ein weiteres Projekt mit dem Prädikat "Luxusartikel" anzugehen. Das geplante Feuerwehrmuseum ist schon kostspielig genug. a.munsteiner@volksfreund.de Für Rainer Gorges, den Vorsitzenden des HSV, sind die beschlossene Sanierung des Waldstadions und der vom Kreis geplante Kunstrasenplatz am Labachweg "die zweitbeste Lösung und ein Kompromiss, mit dem wir gut leben können." Bei einem Gespräch mit Landrat Günther Schartz sei den HSV-Verantwortlichen klar geworden, "dass wir keine Chance für einen Kunstrasenplatz im Waldstadion haben". Es sei für den Verein aber wirtschaftlich überlebenswichtig, dass der kaputte Rasenplatz im Waldstadion neu gemacht wird. "Hätten wir dort nicht mehr spielen können, hätte das unseren Ruin bedeutet." Der HSV hat im Waldstadion sein Vereinsheim und ist auf dessen Einnahmen angewiesen. In der Praxis will der HSV künftig seine Spiele im Waldstadion austragen und - wenn er da ist - den Kunstrasenplatz am Labachweg für den Trainingsbetrieb nutzen.

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