Kein Rahmen zügelt sie

METZDORF/GREWENICH. Claudia Weicker ist eine Seiteneinsteigerin ins Kunstschaffen. Ihre künstlerische Ader entdeckte die Wahl-Metzdorferin spät. Vielleicht ist das auch der Grund, dass sie vor Tatendrang nur so strotzt.

Den Begriff "Atelier" mag Claudia Weicker nicht. Der Raum, in dem sie arbeitet, sei (noch) ein Bürozimmer, das erst zu einem "richtigen Atelier" umfunktioniert werden müsse, erklärt sie fast entschuldigend. Ob Atelier oder Schreibzimmer - die 38-jährige Claudia Weicker ist eine vielseitige Künstlerin, für die der Raum keine Rolle spielt. Ein Schreibzimmer passt schon deshalb, weil die junge Frau neuerdings das Schreiben als eine weitere künstlerische Ausdrucksform entdeckt hat. Drei Bücher, keine dicken Wälzer, sondern Büchlein mit feinsinnigem Inhalt, entstanden in diesem Jahr. Darunter "Meline, das kleine Sternenkind", ein modernes Märchen, "vielleicht sogar mit autobiografischen Zügen", bemerkt die Künstlerin augenzwinkernd. Schreiben ist die eine Seite Claudia Weickers, Malen die andere - und seit vielen Jahren ihre große Leidenschaft. Die gebürtige Triererin, die es der Liebe wegen ins Sauertal verschlug, nahm alles andere als den klassischen Weg einer Künstlerin. Zuerst kamen die Kinder, dann entdeckte die Mutter zweier Töchter die Malerei, als sie den Beruf als Friseurin aufgegeben hatte, um sich ganz der Erziehung der Kinder zu widmen. In dem Freiraum, der ihr blieb, habe sie sich nicht in das "nur auf den Hintern setzen gewöhnen mögen". Und da waren auch noch ihre Empfindungen und Gefühle, die sie nicht länger für sich behalten wollte und konnte. Mehr und mehr habe sie den Drang verspürt, sich durch Bilder auszudrücken und mitzuteilen. Freude über die glückliche Entwicklung

Die handwerklichen Fertigkeiten brachte sich Claudia Weicker selbst bei. Nie hat die Autodidaktin einen Kursus oder Workshop besucht, mit Ausnahme des Kunstunterrichts in der Schulzeit. So kommt es nicht von ungefähr, dass ihre damalige Kunst-Lehrerin Angela Kohns ein großes Vorbild für sie ist. Noch heute sieht sie sich mit ihr "auf der gleichen Wellenlänge". Die ersten künstlerischen Gehversuche machte Claudia Weicker mit der Aquarell-Malerei: "Ich experimentierte ein Jahr herum." Heute sieht sie die Epoche danach mit weiteren Techniken als "Sprungbrett" zur Ölmalerei, zu der sie seit einiger Zeit (wieder) einen starken Hang verspürt. Wer die Künstlerin näher kennen lernen wollte, hatte im Bürgerhaus in Grewenich die Möglichkeit dazu. "Ich war überrascht über das große Interesse." In ihrer jetzigen Schaffensphase legt Claudia Weicker großen Wert auf "Harmonie". Das sei nicht immer so gewesen. "Bei meinen Bildern werden sie nicht eine einzige runzelnde Stirn sehen", freut sie sich über die glückliche Entwicklung ("Ich bin meine eigene Psychologin"), die sie als Mensch und Künstlerin genommen habe: "Früher habe ich die Leute mit meinen Horrorbildern geschockt." Auffallend in ihren Werken sind frohe, frische Farben, meist überwiegen Rot oder Orange. Keine Marotte, sondern Absicht: Die Künstlerin lässt sich nicht durch den Rahmen zügeln in ihrem Tun, sondern bezieht den Bildrand oft mit ein. "Das Bild ist hier nicht zu Ende. Es geht weiter", will sie damit dokumentieren und zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema anregen.

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