"Keine Almosen. Fast wie in einer Boutique"
Konz · Adäquate Kleidung und die Möglichkeit, sie selbst zu erwerben, dienen der Wahrung der Würde und Selbstachtung. Damit auch bedürftige Menschen sich dies leisten können, gibt es seit 20 Jahren Einrichtungen wie den Caritas Kleiderladen & Mehr in Konz.
Konz. Das Prinzip ist schnell erklärt: Sachspenden aus der Bevölkerung werden entgegengenommen, sortiert und in die Regale der Verkaufsräume verteilt. Dienstags- und donnerstagsvormittags ist der Caritas Kleiderladen & Mehr in Konz für bedürftige Menschen geöffnet. Sie erhalten dort Kleider gegen einen kleinen Obolus zwischen 50 Cent und fünf Euro. "Wir wollen den Menschen das Gefühl nehmen, um Almosen zu betteln", sagt Andrea Borens-Schumann, Leiterin der Konzer Caritas-Sozialberatung. "Bei uns werden nicht einfach Spenden verteilt. Hier können die Menschen einkaufen: stöbern, auswählen, anprobieren und bezahlen - fast wie in einer Boutique." Was 1996 als Kleiderkammer begann, findet auch heute noch großen Zulauf. Im letzten Jahr wurden knapp 3000 Vorsprachen registriert und 30 000 Artikel ausgegeben. Der überwiegende Anteil der Besucher sind Arbeitslosengeld- und Sozialhilfeempfänger. Auch kinderreiche Familien, Alleinerziehende, ältere Menschen sowie Menschen mit Migrationshintergrund kommen dorthin. Neben der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung ist es vor allem das ehrenamtliche Engagement einiger Frauen, das den Unterhalt der Einrichtung ermöglicht: Zurzeit sind 19 Frauen in mehreren Teams mit unterschiedlichem Aufgabenschwerpunkt für den Kleiderladen tätig. Ihre Arbeit summiert sich auf 350 Stunden pro Monat. "Unsere Aufgabe ist es, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu koordinieren und sie bei Problemen zu unterstützen", sagt Borens-Schumann. Viermal jährlich finden Teamsitzungen statt. Weihnachtsfeier, Betriebsausflug und Geburtstagsgeschenk sind Zeichen der Wertschätzung. Viele der Frauen engagieren sich langfristig. Bei der Jubiläumsfeier wurden vier Frauen geehrt, die bereits seit 20 Jahren, also von Anfang an, dabei sind. "Das Konzept des Kleiderladens geht auf", meint Borens-Schumann. "Dennoch ist unser Ziel, dass er eines Tages überflüssig wird durch eine gerechtere Verteilung unseres Wohlstands."
Kontakt: Kleiderladen & mehr
Konstantinstraße 50, Telefon 06501/8023805, Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 9 Uhr bis 13 Uhr.
