Keine Chance für den Kompromiss

SAARBURG-BEURIG. Keine Bewegung beim Thema Irscher Straße II: Eine weitere Informationsveranstaltung am Freitagabend im Pfarrheim St. Marien in Beurig machte erneut deutlich, wie verhärtet die Fronten bei Befürwortern und Gegnern sind. Ein vom Zweckverband Wirtschaftsförderung im Trierer Tal bestellter Lärmschutzgutachter hielt ein Plädoyer gegen ein mögliches Mischgebiet auf dem umstrittenen Gelände.

Während der letzten Bürgerversammlung Anfang März zum heftig umstrittenen geplanten zweiten Gewerbegebiet in Beurig versprach Lothar Weis, Geschäftsführer des Zweckverbandes, einen unabhängigen Lärmschutzgutachter mit einer Analyse zu beauftragen. Das Ergebnis trug Fred Köther vom Ingenieur-Büro Pies inBoppard knapp 50 Zuhörern vor. Dabei stimmte das bevorstehende Pfingst-Wochenende weder die Herren auf dem Podium, noch die Besucher im Saal besonders friedlich.Betriebe enorm expandiert

Neben Lothar Weis und Lärmschutzgutachter Köther hatten Landrat Richard Groß, Bürgermeister Günther Schartz und die freie Stadtplanerin Annette Weber aus Trier auf dem Podium Platz genommen. Landrat Richard Groß verzichtete nicht darauf, noch mal zu betonen, dass heimische Betriebe durch Industriegebiete wie in Longuich, Trierweiler oder Föhren "enorm expandiert" seien. "Das Brutto-Inlandsprodukt ist in den vergangenen zehn Jahren im Kreis Trier-Saarburg um 50 Prozent gestiegen", sagte er. Die freie Stadtplanerin Annette Weber erläuterte grundsätzliche Betrachtungen zu der Option, die Irscher Straße II als Mischgebiet zu konzipieren. "Ich war verwundert, als ich hörte, dass hier ein Mischgebiet diskutiert wird. Mischgebiete plant man heute nicht mehr. Es gibt Vorgaben, nach denen Wohn- und Industrie-Gebiete getrennt werden sollen." Nur da, wo es gewachsene Strukturen gebe, biete sich ein Mischgebiet an. Neugründer wie Verlagerer gingen in Gewerbegebiete, um Ärger mit Anwohnern zu vermeiden. Und die so genannten "Etikettenschwindel", bei denen Mischgebiete ausgewiesen worden seien, man jedoch gewusst habe, dass nur Wohnbebauung kommt, seien fast alle vor Gericht gekommen.Emissionsschutz hat Vorrang

Nach dem Bundes-Emissions-Gesetz habe grundsätzlich der Emissionsschutz, also das Einhalten bestimmter Abgas- und Lärmwerte, Vorrang vor allem anderen. Den Punkt sieht nicht allein Annette Weber in der Irscher Straße II gefährdet. Fred Köther nannte als zulässigen Richtwert für Mischgebiete folgende Größen: 45 Dezibel während der Nacht, 60 Dezibel tagsüber.Mischgebiete nicht mehr angenommen

Zum Vergleich: Im Gewerbegebiet gelten tags und nachts 60 Dezibel, im Industriegebiet 65. "Die Erhöhung um nur drei Dezibel entspricht einer Verdoppelung der Emission", erklärte der Lärmschutzgutachter. Ein Busunternehmen hätte in einem Mischgebiet beispielsweise mit Sicherheit Schwierigkeiten. "Gewerbetreibende nehmen Mischgebiete nicht mehr an", plädierte Köther gegen ein Mischgebiet in Beurig. Karl-Heinz Lorth, Sprecher der Interessengemeinschaft der Grundstücksbesitzer, ergriff wie weitere Mitstreiter mehrfach das Wort und sagte an Lothar Weis gerichtet: "Sie wollen alles oder nichts. Das wird aber mit uns nicht gehen."

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