Keine Hektik an der Kelter

Die Traubenlese an Saar und Obermosel nimmt einen ruhigen Beginn. Viele Winzer wollen noch das trockene und sonnenscheinreiche Wetter ausnutzen, um höhere Mostgewichte zu erzielen.

 Kellermeister Michael Winkel ist sehr zufrieden: die neu gebaute Kelterstation der Winzergenossenschaft in Wiltingen funktioniert einwandfrei. Bei den meisten Winzern an Saar und Obermosel geht es noch sehr ruhig zu. Der Tenor: „Wir nutzen noch das gute Wetter aus.“ TV-Foto: Jürgen Boie

Kellermeister Michael Winkel ist sehr zufrieden: die neu gebaute Kelterstation der Winzergenossenschaft in Wiltingen funktioniert einwandfrei. Bei den meisten Winzern an Saar und Obermosel geht es noch sehr ruhig zu. Der Tenor: „Wir nutzen noch das gute Wetter aus.“ TV-Foto: Jürgen Boie

Nittel/Oberemmel/Wiltingen. (jbo) "Gegenüber dem Vorjahr hinken wir 14 Tage hinterher." Diese Einschätzung von Winzer Hubert Apel aus Nittel teilen seine Kollegen an Obermosel und Saar. "Wir wollen die Lese so weit wie möglich nach hinten verschieben", beschreibt Apel seinen Plan, um für größtmögliche Reife und hohe Mostgewichte zu sorgen. "Viel Regen oder nächtliche Wärme würde uns aber große Probleme mit der Gesundheit der Trauben bringen", sorgt sich der Nitteler Winzer um die äußeren Bedingungen.

Werner Michaeli bringt seine Trauben zur Kelterstation der Winzergenossenschaft nach Wincheringen. "Ich habe jetzt den ersten Müller-Thurgau mit 72 Grad Oechsle geliefert", berichtet der ebenfalls aus Nittel stammende Winzer. Er ist mit der Qualität und der Ertragsmenge zufrieden. "Wir werden erst richtig an dem Feiertagswochenende beginnen, weil wir dann mehr Erntehelfer bekommen können", erzählt er von seiner Organisationsplanung.

Bei Michael Hutmacher in Oberemmel geht es ebenfalls erst langsam los. Selbst "frühe" Sorten wie den Regent lässt er noch hängen. "Vorausgesetzt, die Wildschweine und Hirsche lassen etwas übrig", kommentiert er sarkastisch ein besonderes Oberemmeler Problem (der TV berichtete). Auch Hutmacher geht das Risiko ein und nutzt das Wetter noch aus. "Sollte die Witterung umschlagen, muss man sich aber möglicherweise sehr mit der Traubenlese beeilen", teilt er die Befürchtungen seines Nitteler Kollegen Apel.

In der neuen Kelterstation der Winzergenossenschaft in Wiltingen ist es auch noch ruhig. "Wir hatten am Wochenende mehr Betrieb erwartet", sagt Kellermeister Michael Winkel. "Im Moment nehmen wir aber auch erst den Müller-Thurgau an, und davon gibt es in unserem Einzugsbereich immer weniger", fügt er erklärend hinzu.

"Die neue Technik in der Wiltinger Kelterstation funktioniert einwandfrei", freut sich der Kellermeister. Der schleppende Beginn ermöglicht ihm und seinem Team, die Anlage noch besser kennen zu lernen.

"Theoretisch wusste ich natürlich, wie das alles funktionieren sollte, aber in der Praxis gibt es dann doch noch Überraschungen", blickt Winkel auf erste Erfahrungen zurück.

Leo Zimmermann aus Temmels brachte mit seiner Tochter Ina knapp zwei Tonnen Müller-Thurgau in die Kelterstation. Ina Zimmermann übernahm gleich die Anmeldung der väterlichen Traubenlieferung am neuen Computer-Terminal und wurde anschließend gemeinsam mit ihrem Vater Zeuge, wie schnell und schonend die Weiterverarbeitung des Leseguts funktioniert. Leo Zimmermann: "Ich bin seit 1964 in der Genossenschaft und natürlich neugierig, mir den neuen Betrieb anzusehen." So blieb er denn zum Gespräch unter Fachleuten deutlich länger als nötig. Kellermeister Winkel: "Leo hätte sich nach 15 Minuten wieder auf den Heimweg machen können." Solange das Wetter stabil bleibe, gebe es bei der Lese auch keinen Grund zur Hektik.

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