Keine Macht der Ordnung

Eine Woche ohne Eltern und Geschwister - dafür aber mit vielen Gleichaltrigen in einer Wohngemeinschaft. In Rascheid ist dieses Angebot für Jugendliche nun schon zum siebten Mal erfolgreich gelaufen.

Rascheid. Wenn zwei Dutzend Jugendliche für eine Woche unter einem Dach leben, geht ganz schön was ab. Stille Gemüter, die auch mal für sich sein wollen, dürften sich daher weniger wohl fühlen in der Rascheider Wohngemeinschaft (WG) auf Zeit. Doch Gesetz ist das nicht. Denn auch in der inzwischen siebten WG im Haus der "Katholischen Studierenden Jugend" haben unterschiedliche Charaktere zusammengefunden. Und sie verstehen sich gut. In einem Punkt sind sie zudem besonders einer Meinung: Die von zu Hause gewohnte Ordnung hat hier keine Chance.

Betreuer Bernd Hermesdorf ist dennoch mit der diesjährigen Gruppe mehr als zufrieden. Denn sein Interesse und das der beiden Betreuerinnen gilt weniger solchen Äußerlichkeiten. "Wir legen den Schwerpunkt auf die pädagogische Schiene", betont der Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hermeskeil.

Daher konzentriert er sich vielmehr darauf, "ob sich jemand drückt oder ob jemand gedrückt wird". Und in diesem Punkt schneiden die Schüler aus Rascheid, Reinsfeld, Geisfeld, Beuren, Gusenburg und Thalfang sehr gut ab: "Die Gruppe ist homogen, und sie gehen sehr friedlich miteinander um", lobt Hermesdorf. Denn hier zählten "Toleranz und Gemeinschaft".

"Es gab noch keinen Streit", bestätigt Betreuerin Jessica Finking nach immerhin fünf WG-Tagen. Doch für Küche und Aufenthaltsraum fühle sich niemand verantwortlich. Kollegin Melanie Biwer, die vor Jahren selbst für eine Woche in der WG war, gibt das mit ihren 20 Jahren zu denken: "Ich frage mich, ob wir auch so chaotisch waren."

Für die 13- bis 16-Jährigen ist das nebensächlich. Nach regulärem Schulunterricht und Hausaufgabenstress wollen sie einfach ein bisschen Spaß haben. Viel Zeit bleibt dafür eh nicht. "Wir wussten nicht, dass wir so viel mit der WG-Zeitung zu tun haben", gesteht André ein. Zwei Tage seien sie mit ihr beschäftigt gewesen. Simon nennt als Beispiel Beiträge aus Politik und Wirtschaft sowie eine Foto-Geschichte mit selbst geschossenen Bildern der Teilnehmer und eingebauten Sprechblasen.

Dass die Jugendlichen zum Geschirrspülen und Putzen eingeteilt sind, macht ihnen weniger aus. Für Lukas zählt vor allem "die Gemeinschaft und dass wir die ganze Zeit zusammen sind". Auch Franziska sieht es locker, dass ihr Aufenthalt auch mit Arbeit verbunden ist: "Wenn man zusammen kocht, macht das viel mehr Spaß als zu Hause alleine aufzuräumen."

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