"Keine Sekunde ans Aufgeben gedacht"

SAARBURG. Nicht erst seit Jules Vernes "Reise um die Welt in 80 Tagen" träumt manch einer davon, einmal um den Globus zu reisen. Für Antonia und Thomas Kalle aus Saarburg wurde der Traum wahr – wenngleich die beiden weitaus länger unterwegs waren als Vernes Romanhelden.

Es mutet schon sehr abenteuerlich an: Da gaben zwei Saarburger ihre Jobs und zwei Mietwohnungen samt Inventar auf, verkauften Auto und Motorrad, schulterten die Rucksäcke und machten sich auf den Weg in die weite Welt. Nicht etwa, dass Antonia und Thomas Kalle das zivilisierte Leben satt hatten, sondern vielmehr der Wille, einen Lebenstraum wahr werden zu lassen, ließ das Ehepaar ihrer Heimat für 387 Tage den Rücken kehren. Begeisterung im näheren Umfeld

"Auf unseren Reisen haben wir schon öfter Leute getroffen, die monatelang unterwegs waren", berichtet Thomas Kalle. Hinzu seien regelmäßige Besuche von Dia-Shows ehemaliger Weltreisender gekommen. "Irgendwann kam die Idee, es selbst zu versuchen." Zweifel am Gelingen hatte der heute 32-Jährige nicht. Auch Gattin Antonia war sich ihrer Sache sicher - anders als die Familie, deren Reaktionen von "Ist das euer Ernst?" bis "Ihr seid verrückt!" reichten. Spätestens rund ein Jahr vor der Abreise im Dezember 2003, als die Vorbereitungen in die "heiße Phase" gingen, machte sich auch im näheren Umfeld der Kalles Begeisterung breit. "Mit einer großen Weltkarte hat alles begonnen", erinnert sich Antonia. Schnell habe eine "grobe Route" festgestanden. Nachdem klar war, dass unter anderem ein Versicherungsschutz beispielsweise für den Krankheitsfall möglich war und etliche Probleme beseitigt waren, ging es los. Die 35-Jährige erklärt: "Unser Ziel war, eine ‚Low-Budget-Tour' zu machen, wir wollten mit möglichst wenig Geld auskommen." Am Ende waren es rund 10 000 Euro pro Kopf - und das, was die Kalles, die erst im August heirateten, dafür geboten bekamen, kann sich sehen lassen: Ecuador, Bolivien, Australien, Malaysia, Vietnam und 15 weitere Länder. Unter anderem waren insgesamt 19 Flüge, eine 40-stündige Zugfahrt von Shanghai nach Zentral-China sowie 25 Stunden mit dem Bus quer durch Peru zu bewältigen, abgesehen von zahllosen Kilometern auf Schusters Rappen. Wer allerdings glaubt, die Tour sei ein reines Vergnügen gewesen, sieht sich getäuscht. Im Gegenteil, "schließlich waren wir ständig auf dem Sprung", berichtet Antonia. Eine mehrwöchige Pause machte das Paar im australischen Sydney. Der gelernte Diplom-Betriebswirt Thomas Kalle bekam einen Job, und das Paar mietete sich eine Wohnung. Ansonsten waren für die Nächte beispielsweise kleine Pensionen, Hotels oder, wenn nichts zu finden war, das Zelt angesagt. "Wir dachten keine Sekunde ans Aufgeben", erinnert sich der 32-Jährige. "Auch nicht, als wir in Santiago de Chile von einer acht- bis zehnköpfigen Jugendbande beinahe überfallen wurden und in letzter Sekunde mit einem Taxi flüchteten." Gattin Antonia fügt hinzu: "Letztlich überwogen die positiven Eindrücke." Im Dezember 2004 war die Reise schließlich vorüber. Was der Mammut-Trip außer reichlich Erzählstoff gebracht habe? "Wir sehen seither verschiedene, für uns selbstverständliche Dinge mit anderen Augen", sagen die Kalles. "Dazu zählen unser gemäßigtes Klima, Demokratie und Freiheit, aber auch, dass es immer genug zu essen gibt und man sogar unter schwierigsten Bedingungen glücklich sein kann." Es sei anfangs schwer gefallen, ins "alte Leben" zurückzukehren, doch relativ schnell habe man sich wieder eingewöhnt, im eigenen Haus und mit neuen Jobs. Derzeit ist Antonia dabei, ihre Firma "lilii jewellery" aufzubauen. Antonia und Thomas Kalle wollen auch andere an ihrer unvergesslichen Reise teilhaben lassen. In einer Mulivisions-Fotoshow mit dem Titel "Lebenstraum Weltreise" in der Saarburger Stadthalle am Freitag, 13. Januar, 20 Uhr, werden die Kalles zu eindrucksvollen Fotos auf Großleinwand und stimmungsvoller Musik aus aller Herren Länder von ihrer rund 13-monatigen Reise um die Welt erzählen.

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