Keine Zukunft ohne Solidarität

Der Pfarrer ist auch für viele evangelische Christen eine Person aus einer anderen Welt, mit einem amtstypischen Charisma ausgestattet und zumindest im Bewusstsein vieler irgendwie näher an Gott. Da ist es schockierend zu erleben, dass Pastoren arbeitslos werden - nicht, weil man sie nicht benötigt, sondern ausschließlich, weil die Kirche sie nicht bezahlen kann.

Auf der einen Seite stehen ausgebildete Theologen, deren Schulung eine Menge öffentlicher Mittel gekostet hat, plötzlich ohne eine angemessene Aufgabe da. Auf der anderen Seite häufen sich die Kirchengemeinden mit überlasteten Pfarrern und vernachlässigten Gemeindemitgliedern. Da muss die heikle, aber notwendige Frage nach der innerkirchlichen Solidarität gestellt werden. Pfarrer werden bezahlt wie Gymnasiallehrer, also durchaus angemessen, aber eben auch nicht schlecht. Ist es wirklich zu viel verlangt, wenn die Amtsinhaber auf einen kleinen Teil ihres Einkommens verzichten, damit junge Pastoren die Arbeit aufnehmen gegen eine Bezahlung, die immer noch weit unter dem Regeleinkommen liegt, aber eine wirtschaftliche Existenz sichert? Diese Arbeit muss nicht gefunden werden, sie ist da und wird von anderen notdürftig miterledigt, wenn sie nicht einfach liegen bleibt. Und ist es wirklich völlig ausgeschlossen, über einen freiwilligen "Solidaritätszuschlag" für evangelische Christen nachzudenken? Beides könnte zu einer deutlichen Entlastung der amtierenden Pfarrer führen. In der Kirche werden Modelle dieser Art längst diskutiert. Vielleicht bleibt bei sinkendem Kirchensteueraufkommen auf Dauer ohnehin gar keine andere Wahl. m.moeller@volksfreund.de

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