Kell am See baut auf das Prinzip Hoffnung

KELL AM SEE. Den Kellern vergeht die Freude an der kommunalen Selbstverwaltung. Ein winziger Investitionsplan mit gerade mal zwei Straßensanierungen und ein Defizit in Höhe von 900 000 Euro prägen den Haushaltsplan der Ortsgemeinde.

 Dem Kurort geht finanziell die Luft aus.Foto: Hans Muth

Dem Kurort geht finanziell die Luft aus.Foto: Hans Muth

"DieSituation ist äußert schwierig." Ortsbürgermeister Walter Rauschist nicht begeistert. "Unser sehr hohes Defizit setzt sichzusammen aus dem Fehlbedarf des Vorjahrs, der bei 548 000 Euroliegt. Zu diesem Betrag kommt die Haushaltslücke 2003 in Höhe von357 000 Euro hinzu." Auch für Verbandsgemeinde-Bürgermeister Werner Angsten ist die Kommentierung des Keller Etats kein Vergnügen. "Die Fremdbestimmung nimmt zu, die eigene Freude nimmt ab", sagte Angsten vor dem Keller Gemeinderat. "Dieser Haushalt erfordert zwingend ein Sicherungs- und Sanierungskonzept."

Der Rathaus-Chef weist auf ein deutliches Missverhältnis hin. "Während die Ausgaben des Verwaltungshaushalts bei 2,3 Millionen Euro liegen, umfasst der Vermögenshaushalt als investiver Haushalt nur 625 000 Euro. Es sollte eigentlich umgekehrt sein."

Lediglich zwei Straßenbaumaßnahmen - die Bergstraße und die restliche Erschließung des Neubaugebiets Meßflur - stehen auf der Investitionsliste der Ortsgemeinde Kell am See. Die Ursache dafür ist in den Haushaltsdebatten fast jeder Ortsgemeinde zu hören: Die Einnahmen brechen weg, die Steuerkraftzahlen sinken.

Kell am See hat 2000 Einwohner und 1,7 Millionen Euro Schulden. "Diese Schuldenhöhe muss reduziert werden", betont Angsten. "Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen."

Die Liste der schlechten Nachrichten ist noch länger. "Die Bedarfszuweisungen des Landes für Gemeinden mit defizitären Haushalten sind wiederum abgelehnt worden", so Angsten vor dem Keller Gemeinderat. "Die Verteilung dieser Gelder wird vom Land sehr restriktiv gehandhabt."

Der Haushaltsplan, so Verbandsgemeinde-Bürgermeister Angsten, basiere auf dem Prinzip Hoffnung. "Wir können nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer kommt, dass der Fremdenverkehr von der schwachen Konjunktur verschont bleibt, dass es eine angemessene Finanzreform geben wird und dass Bund und Land im Umgang mit den Kommunen endlich politische Vernunft walten lassen."

"Wir müssen auch selbst alles tun, um diese Lage zu entschärfen", betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Edgar Thielen. Er verwies auf die dringend notwendige Vermarktung der Flächen im Industrie- und Gewerbegebiet und die Ausnutzung des Gemeindekapitals Wald durch das neue Forsteinrichtungswerk.

CDU-Vorsitzender Dittmar Lauer sprach von einem "Jammer-Haushalt". Eine Verbesserung der Lage sei nur durch eine Finanzreform möglich. Auch Lauer sieht die schnellstmögliche Vermarktung der Industrie- und Gewerbeflächen an erster Stelle. Der Ortsgemeinderat Kell am See bestätigte schließlich den Haushaltsplan 2003.

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