Kell hakt Brücke noch nicht ab

Die Gemeinde Kell hat den umstrittenen Bau der Radwegbrücke über die L 143 trotz der Zuschuss-Absage des Lands noch nicht abgehakt. Das ist das Ergebnis einer Dringlichkeitssitzung des Gemeinderats. Die letzte Möglichkeit, das Vorhaben umzusetzen, sehen die Keller darin, dass die Ausbaugemeinschaft des Radwegs die Kosten und Trägerschaft übernimmt. Diesem Vorschlag der CDU stimmte auch die SPD zu.

 Wie kommen Radfahrer über die L 143 bei Kell? Rollen sie auf einer Brücke über die Straße oder überqueren sie sie auf herkömmliche Weise? Diese Frage ist noch immer offen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Wie kommen Radfahrer über die L 143 bei Kell? Rollen sie auf einer Brücke über die Straße oder überqueren sie sie auf herkömmliche Weise? Diese Frage ist noch immer offen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Dass sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einmütig über das weitere Vorgehen beim geplanten Bau der Radwegbrücke über die L 143 verständigen würde und die SPD-Opposition auf einen Vorschlag der CDU-Mehrheit spontan mit Applaus reagieren würde - dieses Ergebnis war vor der Debatte über das seit zwei Jahren größte Streit-Thema im 2000-Einwohner-Dorf kaum vorhersehbar. Doch es kam genau so. Dazu aber später mehr.

Keine Überraschung war es, dass zunächst die CDU die Haltung des Landes scharf kritisierte. Mittlerweile haben es die Keller schriftlich, dass Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) den Zuschussantrag für das 150 000 teure Projekt abgelehnt hat (der TV berichtete) und dies damit begründet wird, dass die Brücke nicht notwendig sei und die ursprünglich vom Landesbetrieb Mobilität Trier vorgeschlagene Rampenlösung "grundsätzlich verkehrssicher" sei.

Erst ja. dann nein

Besonders übel stieß den Christdemokraten auf, dass Bruch erst in einem parteiinternen Schreiben signalisiert habe, dass er das Projekt bezuschussen werde, dann aber nach der Intervention der kommunalen SPD-Mitglieder und "einer Pseudo-Besichtigung vor Ort einfach eingeknickt ist", wie es Dittmar Lauer formulierte. Er bezeichnete es als einen "unglaublichen Vorgang", dass Mainz einfach ein Projekt fallen gelassen habe, "dass wir im Kreis, in der VG und in der Ortsgemeinde in drei Gremien mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht haben und das auf der Prioritätenliste des Kreises auf Platz eins stand". Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) blieb bei seiner Meinung, dass ein "politisches Ränkespiel" zur Ablehnung des Zuschuss-Antrags geführt habe.

Diesen Vorwurf wies SPD-Sprecher Edgar Thielen entschieden zurück: "Sich vor Ort über die Begebenheiten zu informieren, aufgrund des Gesehenen zu anderen Erkenntnissen zu gelangen und dadurch eine mögliche Entscheidung zu überdenken, ist doch kein Ränkespiel!"

Bei der Frage, wie es weitergehen soll, verständigten sich CDU und SPD aber auf eine gemeinsame Linie. Die CDU machte klar, dass sie weiter für die Brücke, die die bessere und sichere Lösung sei, kämpfen werde. Als "letzte Möglichkeit" (CDU-Sprecherin Bärbel Backes) das Vorhaben doch noch umzusetzen, stelle ihre Fraktion den Antrag, sich nun an den Kreis Trier-Saarburg zu wenden. Dieser solle sich dafür einsetzen, dass die Ausbaugemeinschaft des insgesamt 10,5 Millionen Euro teuren Ruwer-Hochwald-Radwegs (ihm gehören neben dem Kreis die Städte Trier und Hermeskeil, die Gemeinde Reinsfeld sowie die VG Kell und Ruwer an) die Trägerschaft und die Kosten für den Brückenbau übernimmt. Diesem Vorschlag konnte auch die SPD zustimmen, die sich in der Vergangenheit stets gegen ein finanzielles Engagement der Ortsgemeinde Kell ausgesprochen hatte: "Unser Standpunkt war immer, dass wir nicht grundsätzlich gegen die Brücke sind. Sie ist aber nicht unsere Baustelle, für die wir zahlen müssen, sondern Aufgabe des Trägers des Gesamt-Radwegs", betonte Thielen.

Meinung

Chancen stehen schlecht

Kommt die Radwegbrücke oder kommt sie nicht? Diese Frage bleibt auch nach der Dringlichkeitssitzung des Keller Rats offen. Nachdem Mainz den Geldhahn zugedreht hat - wobei die Vorgehensweise des Innenministeriums zumindest als "wankelmütig" bezeichnet werden kann - sind die Chancen für die Umsetzung des prinzipiell sinnvollen Vorhabens, wenn man es nüchtern betrachtet, sehr stark gesunken. Daran ändert auch der aktuelle, einstimmige Beschluss des Rats nicht. Die Kommunen in der Ausbaugemeinschaft haben selbst klamme Kassen und schon viel in den Radweg investiert. Ihre Bereitschaft, zusätzliches Geld für eine Brücke in Kell auszugeben, dürfte daher gegen null tendieren. Die Kardinalfrage aber lautet: Wenn sich das Innenministerium auf den Standpunkt stellt, dass die Brücke nicht notwendig ist, wie will man dann das Wirtschaftsministerium als 80-Prozent-Förderer des Radwegbaus davon überzeugen, dass es seinerseits für das Keller Bauvorhaben in seinen Fördertopf greifen soll? a.munsteiner@volksfreund.de

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