Gemeinde Kell macht seinen Dorfkern fit für die Zukunft

KELL AM SEE · Der Ortsgemeinderat bringt die Planungen für den Bau von Senioren-Servicewohnungen, die Gestaltung des Kirmesplatzes, die Sanierung des historischen Bahnhofs und die Erweiterung eines Baugebiets voran.

 Das alte Bahnhofsgebäude ist auch bei Dunkelheit ein Haus mit Charakter.

Das alte Bahnhofsgebäude ist auch bei Dunkelheit ein Haus mit Charakter.

Foto: Herbert Thormeyer

Es ist ein Großprojekt, das mitten im Ortskern von Kell am See umgesetzt werden soll: In unmittelbarer Nähe zum Seniorenzentrum plant der Landesverband des Roten Kreuzes (DRK) einen Neubau für 19 Servicewohnungen und 20 Tagespflegeplätze. „Die Ortsentwicklung, der Denkmalschutz, die Barrierefreiheit und die Nachbarschaft müssen in den Planungen berücksichtigt werden“, erklärte Annette Weber, die für das DRK Mainz den Bebauungsplan des Hauses aufgestellt hat, den Mitgliedern des Keller Gemeinderats.

In dem Gremium ist jüngst darüber diskutiert worden, wie sich der zweigeschossige Bauköper gegenüber der Pfarrkirche am besten ins Ortsbild einfügen könnte. Heidi Biewer (CDU) hinterfragte die zwingend vorgeschriebene Zweigeschossigkeit, was auf dem Plan anders aussehe. „Das gilt nicht für den Mensabereich“, beruhigte Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU). Joachim Andres (WG Dolch) sprach sich für mehr Abstand zu den Anliegern aus. Die Schnitthöhe der späteren Hecke sollte mit den Nachbarn abgesprochen werden, so der Tenor im Rat.

Doch der Hauptknackpunkt der Planung ist das Gefälle auf dem Grundstück. Da bestand das Gremium darauf, das Haus auf das Niveau des jetzigen Pfarrhauses zu stellen. Der Architekt müsse das sich ergebende Niveau-Ausgleichsproblem lösen. Mit diesen Änderungen wurde der Bebauungsplan einstimmig gebilligt.

Mitsprache wird jedermann durch die vorgeschriebene Offenlegung der Planungen gewährt. Auch die Stellungnahme von Behörden muss eingeholt werden. „Der Bauantrag steht in den Startlöchern“, versicherte Planerin Weber. Fünf bis sechs Millionen Euro will das Rote Kreuz in den Bau investieren, der auf dem Gelände des ehemaligen Pfarrhauses und Pfarrgartens errichtet wird. Für Ortschef Lehnen ist dies ein Meilenstein in der städtebaulichen Entwicklung des Dorfes.

Wesentlich preiswerter als das DRK-Projekt wird die Neugestaltung des Kirmesplatzes mit fester Bühne und einem Anbau mit Schieferfassade für Sitzgarnituren, Stühle und die Toiletten. Architekt Frank Lempges aus Kell konnte die ursprünglichen Planungen etwas abspecken und kommt jetzt auf eine Investitionssumme von 365 000 Euro. Geld, das die Ortsgemeinde gern ausgibt, denn der Betrag wird über ein Städtebau-Förderprogramm für ländliche Zentren mit 75 Prozent gefördert. „Dieser Platz ist ja nicht nur gut, um einmal im Jahr die Kirmes zu feiern“, erklärte Lehnen. Eine Tourismusgemeinde mit 200 000 Übernachtungen pro Jahr brauche ein solches Zentrum für viele Veranstaltungen. Außerdem würden der jährliche Aufbau der Bühne und die Miete eines Toilettenwagens eingespart. Der große Wunsch des Rates war, dass der Platz zur Kirmes am 28. August 2020 fertig ist. In der ersten Januarwoche sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden.

Ein historisches Schmuckstück, der alte Bahnhof, gehört mittlerweile der Ortsgemeinde. Er soll saniert werden, um dort nicht nur die Tourist-Information unterzubringen, sondern ihn auch für kulturelle Zwecke nutzen zu können. 395 853 Euro, einschließlich der Renovierung der Dachgeschosswohnung, kostet das nach Berechnung des Saarburger Architekten Christian Weber. Bedenken von Klaus Dolch (WG Dolch), der Bahnhof könnte zu viel Heizkosten verursachen, räumte Ortschef Lehnen aus: „Die zahlen ja die Mieter.“ Auch für diese Investition gibt es 75 Prozent Förderung aus dem Programm Ländliche Zentren. Neben dem Bahnhof sollen zudem Stellplätze für Wohnmobile ausgewiesen werden.

Für den ersten Beigeordneten der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell, Martin Alten, ist das Handeln der Ortsgemeinde ein Musterbeispiel für die konsequente Nutzung des Förderprogramms von Land und Bund.

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