Kell sucht neue Standorte für Windräder

Die Verbandsgemeinde Kell am See (VG) hat den ersten Schritt dafür getan, dass sich auf ihrem Gebiet neue Windräder drehen können. Der VG-Rat hat einstimmig beschlossen, dass Fachleute ein Konzept erarbeiten und die Standorte benennen sollen, an denen die Aufstellung der weißen Riesen möglich ist.

 Bisher drehen sich Windräder nur an einer Stelle in der Verbandsgemeinde Kell am See - auf dem Dreikopf bei Lampaden. TV-Foto: Axel Munsteiner

Bisher drehen sich Windräder nur an einer Stelle in der Verbandsgemeinde Kell am See - auf dem Dreikopf bei Lampaden. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Am Ende einer über einstündigen Diskussion war sich der Keller VG-Rat bei der Abstimmung einig. Denn der Punkt, über den das Gremium entscheiden musste, war unstrittig. Verlangt war vom Rat die Aussage, ob Fachleute für die VG ein neues Windkraftkonzept erarbeiten sollen. Das Gutachten soll Klarheit darüber bringen, welche Stellen im VG-Gebiet für die Errichtung neuer Räder in Frage kommen. Kriterien, die bei dieser Standortwahl berücksichtigt werden müssen, sind unter anderem die Windhäufigkeit, der Abstand zur Wohnbebauung oder rechtliche Hürden - etwa die Lage in Naturschutzgebieten.

Gutachten bringt Klarheit



Der Keller VG-Rat war geschlossen der Meinung, dass ein solches Gutachten gemacht werden soll. Im nicht-öffentlichen Teil verständigte sich das Gremium darauf, drei Fachbüros anzuschreiben, ihre Honorarforderungen zu erfragen und dann eine Auswahl zu treffen. Das sagte Bürgermeister Werner Angsten (CDU) auf TV-Anfrage.

Im Kern gehen die Keller damit genau so vor, wie es der benachbarte Hermeskeiler VG-Rat vor einer Woche getan hat (der TV berichtete).

Sowohl in Kell als auch in Hermeskeil geht man davon aus, dass der Raumordnungsplan für die Region Trier schon vor dem ursprünglich vorgesehenen Termin Ende 2013 geöffnet und neue Standorte für Windräder zugelassen werden (siehe Extra).

Lebhaft wurde im VG-Rat vor allem deswegen diskutiert, weil die CDU-Fraktion einen überraschenden Vorschlag machte. "Wir sollten den Bau und den Betrieb der Räder in eigener Regie machen und eine Windenergie GmbH gründen", sagte Dittmar Lauer. Er verwies auf das Beispiel der Ortsgemeinde Kell, die in ihrem Gewerbegebiet für fünf Millionen Euro einen Solarpark installiert und dafür voriges Jahr ebenfalls eine eigene Gesellschaft ins Leben gerufen hat (der TV berichtete).

Neid-Debatten vermeiden



Die Einnahmen aus der Stromeinspeisung sollten zum Schuldenabbau der VG genutzt werden und könnten dazu führen, dass irgendwann die VG-Umlage gesenkt wird. "Dann hätten alle Orte einen Vorteil und wir würden Neid-Debatten vermeiden." Lauer räumte ein, dass die CDU bisher eine "eher restriktive Meinung" zur Windkraft hatte. "Die jüngsten Ereignisse zwingen uns aber zum Umdenken", betonte Lauer mit Blick auf die Atomkatastrophe in Japan.

Baldringens Ortsbürgermeister Willi Emser - der sich seit Jahren für Windkraft einsetzt - begrüßte diesen Vorschlag. "Das ist für mich wie ein Tsunami im positiven Sinn. Ich bin froh, dass die CDU ihre Meinung geändert hat".

Manfred Rauber (SPD) wunderte sich hingegen über den "plötzlichen Sinneswandel". Der Waldweilerer Gemeindechef vertrat zudem die Auffassung, "dass Orte, die nicht von Anfang an bereit sind, selbst Windräder aufzustellen, nicht später erwarten können, etwas vom Gewinn abzuschöpfen." Diese Bemerkung richtete sich unausgesprochen gegen die Gemeinde Schillingen. Deren Ortsbürgermeister Markus Franzen (CDU) entgegnete, "dass es bei der Windkraft doch sowieso nur ums Geld geht."

Edmund Schmitt (FWG) betonte, dass alle 13 Ortsgemeinderäte jetzt schnell eine Erklärung liefern müssen, ob sie an Windkraft interessiert sind. "Wenn das nicht der Fall ist, sollten sie auch bei den Untersuchungen für das neue Windkraftkonzept außen vor bleiben."

Diese Auffassung wurde allgemein geteilt, während über den CDU-Vorschlag nicht abgestimmt wurde.

Meinung

Vernünftiger Vorschlag

Die VG Kell hat in Sachen Windkraft eine große Chance. Anders als bei den Nachbarn in Hermeskeil, die ebenfalls über einen Solidarpakt nachdenken, ist die Ausgangsposition in Kell viel günstiger. Dort könnte man praktisch am Punkt null anfangen, weil sich bisher nur Windräder auf privaten Flächen drehen. In Hermeskeil gibt es hingegen bereits mehrere Windkraftgemeinden. Sie können sich auf ihre alten Bestandsrechte berufen und werden nur sehr ungern dazu bereit sein, die Pachteinnahmen, die bisher ausschließlich in ihre eigene Kasse fließen, teilweise abzugeben. Deshalb ist es in Hermeskeil viel schwieriger, eine Solidarlösung zu zimmern. Nun mögen die politischen Mitbewerber der Keller CDU zwar nicht ganz zu Unrecht vorhalten können, dass sie sich beim Thema Windkraft vom Saulus zum Paulus gewandelt hat. Das ändert aber nichts daran, dass man die Idee einer gemeinsamen Windkraft-Gesellschaft nicht intensiv prüfen sollte. Wenn in der VG Kell neue Räder aufgestellt werden, dann sollte man sie auf einen oder zwei größere Parks konzentrieren und die damit verbundenen Gewinne verteilen. Das ist allemal besser, als wenn jede Gemeinde versucht, ihr eigenes Süppchen zu kochen und sich für ein eigenes Rad auf dem Hügel vor der Haustür stark macht. a.munsteiner@volksfreund.de

EXTRA WINDKRAFT IN DER VG KELL



In der VG Kell drehen sich bislang nur Räder im Windpark Dreikopf mit insgesamt zehn Anlagen. Er berührt die Gemeindegebiete von Lampaden und Paschel, aber auch von Pellingen (VG Trier-Land) und Oberemmel (VG Konz). Die zu Lampaden und Paschel gehörenden Räder stehen aber alle auf Privatgrundstücken. Die beiden Orte profitieren also nicht von ihren Einnahmen. Von den insgesamt 13 VG-Gemeinden haben die vier Räte aus Baldringen, Greimerath, Waldweiler und Zerf bereits ihren Wunsch artikuliert, künftig als Windkraft-Standort berücksichtigt zu werden. Der Schillinger Rat hat hingegen Windräder in der Kernzone des Naturparks ausdrücklich abgelehnt, was für den von Waldweiler favorisierten Standort am Teufelskopf zutrifft. Alle anderen Dörfer haben sich in der Windkraftfrage noch nicht positioniert. ax

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