Kell sucht neuen Jugendpfleger

Kell am See · Für die Jugendlichen in der Verbandsgemeinde (VG) Kell gibt es derzeit keinen festen Ansprechpartner mehr. Grund: Der Arbeitsvertrag mit dem bisherigen Jugendpfleger Michael Binder wurde aufgelöst. Die VG will die Stelle nun entweder neu ausschreiben oder in diesem Bereich eine engere Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus Hermeskeil suchen.

 Michael Binder bei seinem Amtsantritt: Im Jahr 2005 bezog der neu eingestellte Jugendpfleger der VG Kell sein Büro in der Alten Mühle. Das Gebäude ist im Hintergrund zu sehen. TV-Foto: (Archiv) Axel Munsteiner

Michael Binder bei seinem Amtsantritt: Im Jahr 2005 bezog der neu eingestellte Jugendpfleger der VG Kell sein Büro in der Alten Mühle. Das Gebäude ist im Hintergrund zu sehen. TV-Foto: (Archiv) Axel Munsteiner

Kell am See. Vor der Alten Mühle sitzt eine Gruppe von Jugendlichen aus Kell in der Abendsonne zusammen. Sie gehen regelmäßig in den Jugendraum, der sich in dem Gebäude befindet. "Groß geändert hat sich für uns eigentlich nichts. Der Jugendraum ist ja nach wie vor offen", sagen Jessica Michels, Marius Wirtz und Kevin Haarkötter. Für die drei ist es auch kein Problem, dass es momentan keinen professionellen Betreuer im Erwachsenenalter gibt, der regelmäßig ein Auge auf das Geschehen in ihrem Treffpunkt wirft. "Das sehen wir relativ entspannt", betonen sie.
Auch in den anderen VG-Dörfern ist in den Jugendräumen aktuell Eigenregie gefragt.
Binder sieben Jahre im Amt



Denn einen hauptamtlichen Jugendpfleger hat die VG Kell inzwischen nicht mehr. Michael Binder, der diesen Posten als Dreiviertelstelle seit 2005 inne hatte, ist nicht mehr da. Man habe sich darauf geeinigt, "das Arbeitsverhältnis in beiderseitigem Einvernehmen zu beenden." Das ist die offizielle Sprachregelung, die sowohl Binder als auch Rathaus-Chef Werner Angsten auf TV-Anfrage benutzen. Der 44 Jahre alte Binder sagt: "Ich hatte die Möglichkeit, in ein anderes Berufsfeld zu wechseln und bin nun in Trier selbstständig im Bereich der Seniorenarbeit tätig." In seiner siebenjährigen Amtszeit in Kell habe er zwar "einiges bewegt", sagt Binder und denkt dabei an seine Rolle bei der Gründung des VG-Jugendrates oder die von ihm angebotenen Ferienprogramme. "Man kommt aber irgendwann natürlich schon ins Nachdenken, ob man auch noch als 60-Jähriger durch die Jugendräume gehen will."
Dennoch ging die Initiative zur Trennung offenbar in erster Linie auf die VG zurück. Angsten begründet diesen Schritt nämlich damit, "dass es sowohl aus Sicht des Kreis-Jugendamtes als auch der vier Fraktionen im VG-Rat und der Runde der Ortsbürgermeister unterschiedliche Auffassungen über die Wahrnehmung der Aufgaben eines Jugendpflegers gab". So hatte bereits vor einigen Monaten der Keller Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) Kritik am Jugendpfleger geäußert (der TV berichtete). Sein Vorwurf lautete, dass Binder es - etwa im Hinblick auf die Sauberkeit und den Alkoholkonsum - nicht geschafft habe, die Probleme im Keller Jugendraum in den Griff zu bekommen.
Entscheidung Mitte August


Doch wie geht es mit der Jugendarbeit in der VG Kell weiter? Mitte August werde diese Frage entschieden, sagt der Rathaus-Chef. Klar sei, dass die VG nicht auf einen Jugendpfleger verzichten will. Man habe sich aber schon bei den Beratungen für den Etat 2012 im VG-Rat darauf verständigt, bei einem personellen Wechsel auf diesem Posten aus der bisherigen Dreiviertelstelle eine halbe Stelle zu machen. Gegenwärtig gebe es noch zwei Alternativen, so Angsten. Entweder wird die VG Kell selbst die Stelle für einen neuen Jugendpfleger ausschreiben oder es kommt in diesem Bereich zu einer Kooperation mit Hermeskeil. Dort betont Verwaltungschef Michael Hülpes: "Wir werden den Vorschlag der Keller prüfen, haben in unseren Gremien aber noch nicht darüber beraten." Allerdings ist die Idee eines gemeinsamen Jugendpflegers schon einmal gescheitert (siehe Extra). Angsten sieht deshalb für eine engere Zusammenarbeit mit den Hermeskeilern "eher geringe Erfolgsaussichten". Persönlich meine er, "dass wir einen eigenen Jugendpfleger mit halber Stelle brauchen". Wichtig ist Angsten der Hinweis, dass trotz fehlendem Jugendpfleger die Vorbereitungen für die Kinderkulturtage im Oktober laufen und diese Veranstaltungsreihe "absolut gesichert ist".
Meinung

Vorgezeichneter Weg
Die Jugendlichen wissen es entweder noch gar nicht oder sie sehen es offenbar völlig gelassen; auch aus den Reihen der Elternschaft war bisher noch kein leidenschaftliches Bedauern zu hören; und sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer gehen - zumindest sagen sie das - ohne Grimm auseinander. Kurzum: Die Trennung zwischen der VG Kell und ihrem Jugendpfleger Michael Binder ist wohl für niemanden mit schlimmen Schmerzen verbunden. Es mag zwar richtig sein, dass es in der VG Kell ohnehin die vielen Vereine sind, die die effektivste Jugend- und Sozialarbeit betreiben. Doch das heißt noch lange nicht, dass ein professioneller Betreuer für junge Leute in der VG Kell überflüssig wäre. Es gibt ja nach wie vor genug Jugendliche, die nicht in Vereinen organisiert sind und trotzdem möglichst gut ins gesellschaftliche Leben integriert werden sollen. Weil aber klar sein dürfte, dass die Hermeskeiler wie schon vor sieben Jahren ihren Jugendpfleger zu 100 Prozent für sich beanspruchen, ist der Weg für die Keller eigentlich schon vorgezeichnet. Sie müssen zunächst selbst einen neuen Jugendpfleger mit halber Stelle suchen - und zwar unabhängig davon, was in Zukunft die Kommunalreform und mögliche Fusionen noch alles bringen. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Die Verbandsgemeinde (VG) Kell hatte im Jahr 2004 den Nachbarn aus Hermeskeil vorgeschlagen, sich einen Jugendpfleger zu teilen. Denn in Hermeskeil übte schon zum damaligen Zeitpunkt Bernd Hermesdorf, der aus Lampaden kommt, diesen Job aus. Der Keller Wunsch wurde aber vor allem von den Hermeskeiler Ortsbürgermeistern abgelehnt. Sie betonten, dass Hermesdorf mit seinen Aufgaben im VG-Gebiet voll ausgelastet sei. An dieser früheren Ausgangslage hat sich aktuell kaum etwas geändert. Nach Auskunft von Hülpes hat Hermesdorf, der weiterhin in Hermeskeil ganztags beschäftigt ist, in Hinblick auf eine mögliche Kooperation mit Kell ein Konzept für die künftige Gestaltung der Jugendarbeit erstellt. Demnach müsste in diesem größeren Raum personell aufgestockt und 1,5 Stellen für die Jugendarbeit geschaffen werden. ax

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