Dorfentwicklung Visionen entwickeln, Zusammenhalt stärken: Keller Bürger wollen ihre Dorfgemeinschaft gestalten

KELL AM SEE · Kell will nach dem Saarburger Modell zur aktiven Dorfgemeinschaft werden, um auch in Zukunft die Lebensqualität von Jung und Alt zu erhalten. Ende November soll eine Ideenwerkstatt ins Leben gerufen werden.

 Für eine sorgende Dorfgemeinschaft: Horst Zimmert informiert die rund 70 Zuhörer, wie das aussehen könnte.

Für eine sorgende Dorfgemeinschaft: Horst Zimmert informiert die rund 70 Zuhörer, wie das aussehen könnte.

Foto: Herbert Thormeyer

Die Dorfgemeinschaft muss ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Zu diesem Schluss kam 2015 der Mannebacher Ortsbürgermeister Bernd Gard und entwickelte das Saarburger Modell. Er und seine Vision von aktiven Bürgern, die Ideen haben, planen und umsetzen, ist das Vorbild von Horst Zimmert. Das ehemalige Mitglied im Keller Ortsgemeinderat hat jetzt an einem Informationsabend erläutert, worum es geht.

„Das Thema liegt mir am Herzen. Ich habe jetzt Zeit, um mich darum zu kümmern“, verrät er, denn die Idee dazu habe schon länger in ihm geschlummert. Zuvor besuchte er ein Seminar bei der Kreisverwaltung zu diesem Thema, das von Bernd Gard geleitet wurde. Dass Dorfgemeinschaften aktiv werden, wird vom Land und Kreis und der Ortsgemeinde Kell befürwortet. Projekte können aus Leader-Mitteln der EU gefördert werden. Was bislang sieben Modellgemeinden erfolgreich praktizieren, soll auch in Kell Wirklichkeit werden.

„Dass wir noch Stühle nachrücken müssen, ist ein sehr gutes Zeichen“, findet Markus Lehnen. Gut 70 Zuhörer sind ins Millenhaus gekommen. Der Ortsbürgermeister spricht sich für das Ziel der Stärkung der dörflichen Gemeinschaft aus und sieht gerade bei der Kultur ein Defizit: „Dafür wird die Ortsgemeinde einen Fonds auflegen.“

Der demografische Wandel zwingt dazu. Passend zu allen Generationen sollen Projekte angestoßen werden, aber, wie Lehnen es nannte, kein „Untergemeinderat“ entstehen. Vielmehr schwebt ihm die verstärkte Zusammenarbeit parallel zur Ratsarbeit vor.

„Wir werden weniger, älter und bunter“, stellt Horst Zimmert zu Beginn seiner Präsentation fest. Die Dorfgemeinschaften werden sich überall verändern, auch bei den 1970 Keller Bürgern. Herausforderungen sieht er in der Nahversorgung, Stichwort „Heimatshopping“, der Mobilität, der medizinischen Versorgung und der Integration. „Das ist alles noch gut, aber bleibt es auch so?“, fragt Zimmert seine Mitbürger.

Noch im November soll eine Ideen­werkstatt stattfinden. „Da gibt es kein Denkverbot. Da darf man auch mal spinnen“, fordert er zur Teilnahme auf. Das Datum wird noch bekannt gegeben. Es gelte Chancen und Stärken zu erkennen und zu nutzen, aber auch Schwächen aufzuzeigen.

Ein weiterer Schritt könnte ein regelmäßiger Bürgertreff sein. Kultur, Brauchtum, Nachbarschaft, Gesundheit, Lernen und Erleben, Ortsgestaltung, Infoabende, eine gesunde Umwelt, und eine Festkultur – die Themen sind vielfältig. Arbeitsgruppen sollen sich in der Ideenwerkstatt bilden und sich um Schwerpunkte kümmern.

Aus der Zuhörerschaft kommt die Anregung, doch soziale Medien verstärkt zur Information zu nutzen, um die junge Generation anzusprechen und im Vorfeld über alles zu informieren, was im Ort bereits läuft.

Für Zimmert und Lehnen ist das gesamte Projekt auch eine Stärkung der Demokratie und beugt Tendenzen vor, die diese infrage stellen.

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