Keller Rat schließt Hochzeit aus

Kell am See · Die durch die Kommunalreform gefährdete Verbandsgemeinde (VG) Kell am See soll ihre Eigenständigkeit bewahren. Diese klare Aussage hat der Rat in seiner Sitzung am Mittwochabend getroffen. Damit erteilen die Keller zugleich dem Hochzeitsangebot der Nachbarn aus Hermeskeil eine Absage.

 Die Verbandsgemeinde Kell am See möchte sich vor jeglichen Fusionen verschließen. Hermeskeil hat sie breits eine Absage erteilt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Verbandsgemeinde Kell am See möchte sich vor jeglichen Fusionen verschließen. Hermeskeil hat sie breits eine Absage erteilt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kell am See. "Die VG Kell will so bleiben, wie sie ist." Angelehnt an den Werbeslogan könnte man so die Position des VG-Rats auf den Punkt bringen. Das Gremium hat sich fast geschlossen für den Fortbestand der vor 41 Jahren gegründeten Gebietskörperschaft mit ihren aktuell 9600 Einwohnern und 13 Orten ausgesprochen.
Kommunalreform


Die einzige Gegenstimme kam vom Zerfer Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger (SPD). Seine Frau Edith und Dieter Engelhardt (beide SPD und ebenfalls aus Zerf) enthielten sich .
Der VG-Rat hatte sich erstmals öffentlich mit den möglichen Folgen der Kommunalreform für den Keller Raum beschäftigt. Die VG Kell ist zwar - anders als etwa Thalfang - noch nicht zu einer Auflösung gezwungen. Sie ist jedoch in ihrem Überleben gefährdet, weil sie unter anderem die gesetzlich festgelegte Mindesteinwohnerzahl (12 000) unterschreitet. Sie hat aber eine große Fläche (160 Quadratkilometer) und grenzt ans Saarland. Die Nachbarschaft zu einem anderen Bundesland zählt zu den "besonderen Gründen", die das in Mainz beschlossene Landesgesetz für Ausnahmeregelungen vorsieht.
Auf diese Tatsache allein wollen sich die Keller aber nicht verlassen. "Wir wollen unsere VG zusammenhalten und genug gute Argumente finden, um zu zeigen, dass wir allein überlebensfähig sind", betonte CDU-Sprecher Klaus Marx.
Ein wichtiger Punkt könnte dabei die Windkraft sein. Die VG plant, künftig Räder in eigener Regie aufzustellen und zu betreiben (separater Bericht folgt). Denn ein wichtiges Kriterium für das Überleben einer VG ist ihre Leistungsfähigkeit.
"Wir schöpfen mit der Windkraft unsere eigene Wirtschaftskraft aus, bauen damit die Schulden ab und wollen so unseren Bestand sichern", betonte Dittmar Lauer (CDU). Die Keller wollen zudem ihre Bemühungen um eine engere Kooperation mit Nachbargemeinden im Bereich der Wasserversorgung oder des Tourismus in die Waagschale werfen.
Diese Liste mit Gründen, die für den Erhalt der VG sprechen, soll bis zum 15. November aufgestellt und dann in der darauffolgenden Sitzung des VG-Rats besprochen werden. Anschließend soll sie ans Mainzer Innenministerium geschickt werden. Noch vor Ende des Jahres erhoffen sich die Keller vom Land eine Antwort, ob die vorgebrachten Argumente für den Fortbestand der VG ausreichen oder sie sich doch nach einem Fusionspartner umschauen muss. Das könnte schwierig werden.
Die benachbarten VG Hermeskeil, Ruwer und Saarburg kommen potenziell als Partner infrage. Dass die VG Kell sich aber als Ganzes für eine Braut entscheidet, ist sehr unwahrscheinlich.
"Wenn die Antwort des Landes negativ ausfällt, stehen wir vor einem großen Dilemma", sagte FWG-Sprecher Erwin Rommelfanger. Das jüngste Angebot aus Hermeskeil, Gespräche über eine Fusion zu führen (der TV berichtete), wurde deshalb im Keller Rat nicht erörtert.
SPD-Fraktionschef Manfred Rauber stellte klar, dass er hinter der vereinbarten Vorgehensweise steht. "Wir müssen bald eine Antwort darauf haben, ob wir allein durchkommen oder alles nichts bringt". Nur Manfred Rommelfanger betonte, dass er "Essig in den süßen Wein schütten muss." Es gebe auch Argumente gegen den Fortbestand der VG. "Wir werden mit unseren 9600 Einwohnern sicher nicht wachsen. Wir aber wollen im Bereich der Verwaltung weiterwursteln wie bisher. Außerdem sind wir keine homogene VG."

Meinung

Kampf ums Überleben
Die Keller kämpfen ums Überleben - und das ist auch verständlich. Zum Beispiel deshalb, weil es gar nicht weit entfernt ein abschreckendes Beispiel gibt. Die VG Thalfang muss nun eine Zwangsheirat eingehen. Doch einen Partner, mit dem alle Orte zufrieden sind, wird sie nicht finden. Die Auflösungserscheinungen sind dort schon deutlich erkennbar.Dieses Schicksal würde auch der Verbandsgemeinde Kell blühen. Es ist klar, dass sie zerreißen wird. Dass sich bei diesen Aussichten die Keller Politiker nicht vorschnell zum Totengräber der VG machen wollen und stattdessen nach jedem rettenden Strohhalm greifen wollen, kann ihnen niemand vorwerfen. Die Keller wollen deshalb ihre ganzen Stärken auflisten. Ob sich die Landesregierung davon beeindrucken lässt, ist völlig ungewiss. Denn streng nach Gesetz sind die Überlebenschancen gering. Darüber dürfen sich die Keller keine Illusionen machen. a.munsteiner@volksfreund.de

Extra

Manfred Rommelfanger hat sein Mandat im VG-Rat zum Ende der Sitzung niedergelegt. Der 59-jährige Grundschullehrer hatte erst vor wenigen Wochen seinen Posten als SPD-Fraktionsvorsitzender geräumt. "Ich bin in einer Lebensphase, in der ich entrümpeln muss", begründete Rommelfanger - der dieses Jahr krankheitsbedingt längere Zeit ausgefallen war - seinen Rückzug aus dem VG-Rat. Er gehörte dem Gremium seit 1989 an. Rommelfanger betonte, dass er sein Amt als Ortsbürgermeister von Zerf weiter wahrnehmen wird. ax

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort