Kennenlernen, begleiten, teilhaben

Saarburg · Die evangelische Gemeinde Saarburg hat seit April einen neuen Pfarrer. Peter Winter sucht in seiner Arbeit als Seelsorger den engen Kontakt zu den Menschen und möchte die Kirche für alle Altersgruppen attraktiv machen.

 Neuer Hausherr: Peter Winter mit seinem Dienstschlüssel für die evangelische Kirche. TV-Foto: Marie-Cathérine Fromm

Neuer Hausherr: Peter Winter mit seinem Dienstschlüssel für die evangelische Kirche. TV-Foto: Marie-Cathérine Fromm

Saarburg. Idyllisch liegt die kleine evangelische Kirche auf dem Schlossberg im Grünen. Von seinem Schreibtisch im anliegenden Gemeindebüro hat Peter Winter die Stadt, die Saar und seine Kirche immer im Blick. Genau diese Beschaulichkeit ist es, die den Pfarrer im April von Trier nach Saarburg gezogen hat.

"Trier ist eine ganz andere Welt. Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich mich da nicht wirklich wohlfühle", erzählt Winter. An der Mosel habe ihm im großen Kirchenbetrieb mit vier Pfarrstellen der enge persönliche Kontakt zu den Gemeindemitgliedern gefehlt. In Saarburg kann sich der 42-Jährige jetzt besser um das kümmern, was ihm bei seiner Arbeit wichtig ist: die Menschen kennenlernen, besuchen, begleiten und an ihren Sorgen teilhaben.
Pfarrer Winters Vorliebe für überschaubare Verhältnisse erklärt sich schnell, wenn man seine Biografie betrachtet. Nach seinem Theologiestudium kommt der gebürtige Baumholder in kleinen Gemeinden im Hunsrück unter. Seine praktische Ausbildung verbringt er in Herstein-Mörschied-Weiden mit 98 Mitgliedern. 2002 beginnt er in Schauren-Kempfeld-Bruchweiler und übernimmt hier 2004 die Pfarrstelle. "Es war wie eine große Familie für mich", erinnert sich Winter. Dort kennt er jeden, schätzt das Zusammensein und kann sich um alle seine Mitglieder kümmern.
Doch der demografische Wandel schlägt vor allem in den ländlichen Regionen durch. Die schrumpfende Anzahl an Kirchenmitgliedern zwingt Gemeinden dazu, sich zu verkleinern und Pfarrstellen zu kürzen. Winter erklärt sich vor diesem Hintergrund dazu bereit, seine Stelle zu wechseln, auch wenn es ihm schwerfällt. 2010 kommt er nach Trier.
Saarburg steht durch Zuzug neuer Mitglieder nicht vor solchen Herausforderungen. Pfarrer Winter ist hier für rund 1750 Protestanten zuständig, die sich auf 21 Dörfer verteilen. Jugendarbeit liegt ihm besonders am Herzen, da er in dieser Altersstufe die Grundlage für den Glauben im Leben sieht. Aber auch Besuche bei Senioren schätzt er, weil er sich Zeit nehmen kann zum Kennenlernen.
"Mir ist sehr wichtig, gemeinsam mit anderen Menschen Gottesdienste zu gestalten, die lebendig sind und in denen man durchaus Neues ausprobieren kann. Der Pfarrer ist hier Teil eines Teams."
Winter ist nicht nur offen für Familiengottesdienste, sondern unterstützt auch Jugendangebote. In Saarburg gibt es bereits zweimal im Jahr neue Gottesdienstformen, bei denen beispielsweise Rockmusik zum Mitsingen gespielt und die Verkündigung um kurze Theaterstücke ergänzt wird. "Es geht auch darum, eine Sprache zu finden für Menschen, die sonst nicht so viel mit Kirche zu tun haben." Die Kombination unterschiedlicher Angebote sieht er als wichtigen Beitrag zum Verständnis zwischen den Generationen.
Will der Seelsorger dann doch einmal abschalten von der Gemeindearbeit, ist er mit seinem Hund Bonny unterwegs. Auch Radfahren will er jetzt wieder mehr, wo der Weg zur Saar nicht weit ist. Sein Hobby ist aber Tischtennisspielen, dem er bisher noch im Hunsrück nachgegangen ist. In Saarburg ist er jetzt auf der Suche nach einem neuen Verein - "Kreisliganiveau", wie er sich selbst einordnet.
Extra

Mittelpunkt der evangelischen Kirchengemeinde Saarburg sind das Gemeindebüro und die 1892 erbaute Kirche unterhalb der Saarburg. Der neugotische Bau ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Geleitet wird die Gemeinde vom Presbyterium, das kürzlich für vier Jahre neu gewählt wurde. Es entscheidet unter anderem über Zeiten und Organisation der Gottesdienste, Personalfragen inklusive der Wahl des Pfarrers sowie alle Fragen zu Kirchengebäuden und Grundstücken. maf

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