Kino in der Glockengießerei

Die Weimarer Zeit im Film: Das ist Thema der diesjährigen Sommerkino-Reihe in der ehemaligen Glockengießerei Mabilon in Saarburg. Den Auftakt machte der Film "Menschen am Sonntag".

 Filmhistoriker Peter Ellenbruch führt kurzweilig in die Filmgeschichte der Weimarer Zeit ein. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Filmhistoriker Peter Ellenbruch führt kurzweilig in die Filmgeschichte der Weimarer Zeit ein. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Saarburg. (hpl) Kultur in alten Industriebauten ist schon lange ein beliebtes Mittel, um Filme, Theater oder Musik an ein interessiertes Publikum zu bringen. Im Ruhrgebiet locken alte Zechen mit Kunst-Ausstellungen, in Völklingen ist es eine ehemalige Eisen-Hütte, in der gejazzt wird, und in der Region ist es Saarburg, wo in der ehemaligen Glockengießerei Mabilon am Saarufer in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal eine anspruchsvolle Film-Reihe präsentiert wird.

In diesem Jahr geht es in der von der Saarburger Kulturbeauftragen Anette Barth entwickelten Reihe um die Weimarer Zeit im Bild. Zur Einführung in die drei Filme konnte sie den Filmwissenschaftler Peter Ellenbruch verpflichten. Auftakt war die Präsentation des Films "Menschen am Sonntag". Kurzweilig ließ Ellenbruch in seinem Einführungsreferat die Filmgeschichte der Weimarer Zeit Revue passieren.

Die frühen Werke in Schwarz-Weiß und ohne Ton seien oftmals von hoher Qualität und bis zur Machtübernahme der Nazis äußerst gesellschaftskritisch. Neben spannenden Krimis und Grusel-Streifen gab es auch dokumentarische Arbeiten, die den Alltag der Menschen beschreiben. Ein Höhepunkt dieses Genres, so Ellenbruch, sei der Stummfilm "Menschen am Sonntag" aus dem Jahr 1929 von Robert Siodmak und Edgar Ulmer.

Und tatsächlich hat Ellenbruch nicht zu viel versprochen. Der Film zeigt, wie zwei junge Männer mit zwei jungen Mädchen ein Wochenende in Berlin verbringen, an den See gehen, um zu baden, gemeinsam Tretboot fahren und picknicken. Nahaufnahmen, eine mobile Kamera und außergewöhnliche Perspektiven zeigen, dass bereits in den 20er Jahren Filmtechniken bekannt waren, mit denen heutzutage Hollywood-Produktionen glänzen. Der Film nimmt den Betrachter mit in eine kurze Hochzeit der Weimarer Republik, als Menschen, die die Woche über fleißig arbeiteten, sich am Wochenende Erholung gönnten.

Die besondere Atmosphäre der ehemaligen Glockengießerei mit ihren alten Mauern tut das Ihrige dazu bei, die Atmosphäre einer Zeit, die schon 80 Jahre zurückliegt, nachzuempfinden. Das Konzept der Reihe geht voll auf.

Die nächsten Termine:

Freitag, 3. Juli: "M" (Krimi, Tonfilm) von Fritz Lang (19 Uhr)

Freitag, 10. Juli: "Nosferatu" (Vampir-Stummfilm) von Friedrich Murnau (19 Uhr)

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