Klares Nein zur Ganztagsschule

KELL AM SEE. Die Eltern haben entschieden: In der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See wird es auch im Schuljahr 2005/06 keine Ganztagsschule (GTS) geben. Das Interesse an einem solchen Angebot lag erneut deutlich unter der vom Land festgesetzten Mindestteilnehmerzahl.

Im Grundsatz sind sich Walter Stephan, Alfons Bonerz und Werner Angsten einig: Das Konzept der Ganztagsschule halten sowohl der Grundschulleiter in Schillingen als auch der Rektor der Regionalen Schule Kell am See/Zerf und der Bürgermeister für geeignet, um auf die gesellschaftlichen Veränderungen zu reagieren: Denn die Zahl von Alleinerziehenden oder von Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, wächst. Deshalb habe der Rat der Verbandsgemeinde als Schulträger bereits vor drei Jahren den Auftrag gegeben, die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen, blickt Angsten zurück. Seitdem gab es drei Umfragen unter den Eltern, um den Bedarf an der Einführung einer Ganztagsschule zu ermitteln.Auch der dritte Anlauf scheitert

Doch die Schlussfolgerung, die bereits die beiden vorangegangenen Elternbefragungen 2001 und 2003 zuließ, wurde jetzt auch im dritten Anlauf deutlich bestätigt. "Es gibt bei uns absolut keinen Bedarf für eine Ganztagsschule", sagt Angsten. "Wir liegen weit unter dem, was das Land als Mindest-Teilnehmerzahl fordert", betont auch Bonerz. In einem Elterbrief war im Sommer an den Grundschulen, der Regionalen Schule und den Kindergärten eine Umfrage gestartet worden. Dabei wurde das pädagogische Konzept der GTS vorgestellt sowie vor allem über die drei möglichen Standorte in der VG informiert. Obwohl der Rücklauf der Fragebögen mit 75 Prozent hoch war, blieb die Zustimmung ausgesprochen gering. Für ein Ganztagsangebot in der Schillinger Grundschule sprachen sich nur 14 Eltern aus, beim Grundschul-Standort Zerf waren es 20. In Grundschulen liegt die Mindest-Teilnehmerzahl jedoch bei 36. An der Regionalen Schule bekundeten 44 Eltern Interesse. Gefordert sind allerdings 54.Mindest-Teilnehmerzahl klar verpasst

"Nur die geforderten Zahlen zu erfüllen, reicht ohnehin nicht", betont Angsten seinen Standpunkt. Denn wer dauerhaft eine Ganztagsschule einrichten wolle, müsse die demographische Entwicklung und sinkende Schülerzahlen berücksichtigen. "Insofern braucht man schon eine satte Zustimmung." Im ländlichen Raum sei der Familienzusammenhalt noch größer, seien noch mehr Leute da, die sich nachmittags um die Kinder kümmern können, glauben Angsten, Bonerz und Stepahn die Gründe für das geringe Interesse erkannt zu haben. "Hier gibt es noch genug Omas und Opas", zitiert Angsten in diesem Zusammenhang gerne die Aussage von Johannes Jung vom Mainzer Bildungsministerium bei einem Besuch in Kell. Wenngleich derzeit kein akuter Bedarf für eine Ganztagsschule bestehe, sei man in der VG aber weiterhin darum bemüht, mehr familienfreundliche Angebote zu schaffen, betont Angsten.Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Er verweist auf bereits bestehende Betreuungsangebote von 12 bis 13 Uhr in den Grundschulen Greimerath und Schillingen, oder auf den Start des Ganztags-Kindergartens in Greimerath am 1. Dezember. Und schließlich betont Stephan, dass aufgeschoben für ihn nicht aufgehoben bedeutet: "Wenn irgendwann der Bedarf für eine Ganztagsschule da ist, dann werden wir uns dem sicher nicht verschließen", sagt der Schillinger Schulleiter.

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