Klein, aber fein

REINSFELD. Intime Kennerszene in der Kulturhalle. Ein kleiner, aber feiner Kreis von Freunden lyrischer Pop-Balladen, von hartem Rock, aber auch von bisher selten gehörten Kostbarkeiten aus gut vier Jahrzehnten Rock und Pop: "Half Chicken" zeigten und brachten am Samstagabend die "andere Hälfte des Hähnchens" zu Gehör.

Die Reinsfelder Kulturhalle hat sicherlich schon mehr in ihren Grundfesten gebebt, als sie das am Samstagabend - wenn überhaupt - getan hat. Aber angesagt war diesmal eben nicht "Hully-Gully"-Durchschnittskost für die große Fetenmeute, keine Kappensitzung mit Humba Humba Tätärä, sondern ein akustisches Mehrgänge-Menü für den Pop-Gourmet. "Half Chicken", eine Band der "reifen und gereiften Jahrgänge" von Anfang 40 bis Mitte 50, zeigte die ganze Bandbreite ihres Könnens, die - im musikalischen Sinne der Interpreten - von young bis old reichte. Unplugged präsentierten Reinhard Irsch, Harald Gorges, Jon Freeman, Tom Dickmann und der gebürtige Reinsfelder Thomas Hemmes als "local hero" ein beeindruckendes Kaleidoskop ihrer Fertigkeiten und Fähigkeiten, das eine größere Zuhörermenge verdient gehabt hätte. Die aber, die gekommen waren, genossen an diesem Abend so etwas wie Kleinkunst- und Unterhaus-Atmosphäre vom Feinsten. Melodiös und einfühlsam zeigte "Half Chicken" mit der souveränen Gelassenheit der "Spät-68er" was in exzellenter Rock- und Popmusik stecken kann, wenn sie mit viel Liebe zum Detail, mit Enthusiasmus und Freude an der eigenen Präsentation vorgetragen wird. "Summer in the City" als Intro folgten Santana, Leonard Cohen, Joe Cocker oder die Eagles. Mal Ohrwürmer aus dem Dampf- und Röhrenradio der "Roaring Sixties", mal kaum bekannte Seltenheiten nachfolgender Saiten-Virtuosen. "Dann machen wir halt Kammermusik"

Den "Spaß an der Freud'" ließ man sich auch von der relativ überschaubaren Zahl der Anhänger nicht verderben. "Okay, machen wir halt Kammermusik", meinte Sänger Reinhard "Männi" Irsch vor dem ersten Griff in die Saiten, dem ersten Flügelsolo oder dem ersten Trommelwirbel. Mit einem Equipment, das einen Wert von etwa 40 000 Euro repräsentierte, einem profimäßigen Bühnenbild und fast drei Stunden bester Unterhaltung wurde deutlich, dass die "andere Hälfte des Hähnchens" an diesem Abend rundum bestens schmackhaft angerichtet wurde. In Reinsfeld wurde deutlich: Die musikalischen Revoluzzer von einst machen das "Brot der späten Jahre" heute in Verbindung mit dem "halven Hahn" zu einem schmackhaften Genuss

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