"Kleine Aufruhrzone im Hochwald"

TRIER. "Der Landkreis wird seiner Verantwortung nicht gerecht" - mit dieser Anklage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Alfons Maximini begann am Montagabend im Kreistag Trier-Saarburg eine weitere harte Auseinandersetzung um die Sicherheit von Schülern und Kindergartenkindern in Linienbussen.

 Dauerthema: Die Sicherheit von Schülern und Kindergartenkindern während Busfahrten sorgt seit 1997 regelmäßig für emotionale Diskussionen im Kreistag.Foto: TV -Archiv/Klaus Kimmling

Dauerthema: Die Sicherheit von Schülern und Kindergartenkindern während Busfahrten sorgt seit 1997 regelmäßig für emotionale Diskussionen im Kreistag.Foto: TV -Archiv/Klaus Kimmling

Seit Januar 1997 prägte die Schüler- und Kindergartenbeförderung 40 Beratungen im Kreisausschuss und acht Debatten im Kreistag. Seit November 2001 haben die Landkreise ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts als schriftliche Bestätigung dafür, dass sie die Verantwortung für die kleinen Passagiere tragen, sobald diese den zum Kindergarten und wieder zurück fahrenden Bus betreten. Seit Mitte Februar ist dieses Thema aktueller denn je, nachdem der dreijährige Julian Robert aus Grimburg im Kindergartenbus übersehen, vergessen und versehentlich bis zum Linienende ins saarländische Nonnweiler "entführt" worden ist (der TV berichtete). Die SPD-Fraktion hatte beantragt, das Thema Schüler- und Kindergartenbeförderung im Landkreis auf die Tagesordnung des Kreistags zu setzen. Fraktions-Chef Alfons Maximini begründete diesen Antrag mit deutlichen Worten: "Überfüllte Busse, genervte und überlastete Fahrer, mangelhafte Streckenkenntnis und Organisationsdefizite bewirken, dass viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto hin und wieder zurück fahren. Das ist ein ökologischer und ökonomischer Wahnsinn." Die Kreisverwaltung hatte auf den SPD-Antrag reagiert. Ein neuer Aktionskatalog ergänzt und übertrifft die bisher initiierten Qualitätskontrollen im Linienverkehr. "Obwohl die Beförderungsqualität im Kreis den Vorgaben der gesetzlichen Regelung entspricht, bieten sich Möglichkeiten der Verbesserung", sagte Landrat Richard Groß. Dazu gehört ein einheitliches Beschwerdemanagement. Die Kreisverwaltung diskutiert momentan mit der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) GmbH, ob auf deren Ebene ein Beschwerdemanagement eingerichtet werden kann. Groß: "Beschwerden von Fahrgästen sollen in einem Guss entgegen genommen, dokumentiert und abgearbeitet werden." Eine Störungs-Hotline auf VRT-Ebene soll Eltern, Schulen und Kindergärten über plötzliche Betriebsstörungen durch Baustellen, Unfälle oder Winterstürme informieren. Der Landkreis will mehr Mitarbeiter einsetzen, um die Schüler- und Kindergartenbeförderung zu kontrollieren. "Es wird geprüft, ob die Kontrollen von Mitarbeitern im Rahmen von so genannten Mini-Jobs ausgeübt werden können", sagte der Landrat.Unabhängige Qualitätskontrolle

Außerdem prüft die Verwaltung, wie teuer eine unabhängige Qualitätskontrolle "durch einen externen Auftragnehmer" werden könnte. Ältere Schüler, Eltern oder ehrenamtliche Kräfte könnten, so der Vorschlag der Verwaltung, als Buslotsen eingesetzt werden. Diese sollen für Disziplin und Sicherheit an Haltestellen und in Fahrzeugen sorgen. Fazit des Landrats: "Wir haben keinen Nachholbedarf im Vergleich mit anderen Landkreisen." Die aggressiv formulierten Attacken des CDU-Fraktionsvorsitzenden Rudolf Müller heizten die Stimmung im großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung kräftig an. "Das Horrorgemälde der SPD hat mit der Realität nichts zu tun", sagte Müller. "Einzelne Vorfälle werden verallgemeinert. Das ändert nichts daran, dass die Integration des freigestellten Schülerverkehrs in den ÖPNV erfolgreich war." Zweifel daran habe "nur eine kleine Aufruhrzone zwischen Beuren und Neuhütten im Hochwald". Damit meinte Müller den 1997 gegründeten Kreiselternausschuss, der die Ansicht vertritt, der Kreis müsse im Kindergartenverkehr eine erwachsene Aufsichtsperson stellen. "Das ist nichts als politische Hysterie", betonte der Christdemokrat. "Dieser Ausschuss beansprucht, die Meinung aller Eltern zu vertreten."

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