Klezmer in der Synagoge

Klassik und Klezmer, vermischt zu einem atemberaubenden Musikerlebnis - Helmut Eisel (Klarinette) und Sebastian Voltz (Klavier) haben mit ihrer Musik die Seelen von knapp 100 Besuchern in der ausverkauften Wawerner Synagoge berührt.

 Helmut Eisel zieht mit seiner Klarinette die Zuhörer in den Bann. TV-Foto: Jürgen Boie

Helmut Eisel zieht mit seiner Klarinette die Zuhörer in den Bann. TV-Foto: Jürgen Boie

Wawern. Jüdische Musik in einem (ehemaligen) jüdischen Gotteshaus zu einem Termin in der Nähe des 9. November, da gehört das Gedenken an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und an die Reichspogromnacht fast zwangsläufig dazu. Knapp 100 Besucher hatten sich zur Matinee in der Synagoge Wawern eingefunden, um den international renommierten Klezmer-Klarinettisten Helmut Eisel und seinen Partner Sebastian Voltz auf ihrer musikalischen Reise in die Welt der mit Elementen der europäischen Klassik gepaarten jüdischen Klezmer-Musik zu begleiten. Nach fast zweieinhalb Stunden verließen die Zuhörer den kleinen Saal tief beeindruckt.

Auf dem Programm standen neben Eisels eigenen Kompositionen rund um seine Reisen nach Israel und traditionellen Klezmer-Liedern Werke von Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart.

Speziell bei den Kompositionen der europäischen Klassiker orientierten sich Eisel und Voltz kaum an dem originalen Notentext. Ob Mozarts Klarinettenkonzert oder "Der fröhliche Landmann" von Schumann - schon nach wenigen Takten zuckte die musikalische Leidenschaft für die Klezmer-Musik durch und die beiden Meister an ihren Instrumenten entwickelten mitreißende Variationen, die trotz größter Entfernung vom Original vollkommen stimmig und natürlich wirkten.

Zwei in ihrem Zusammenspiel kongenialen musikalischen Partnern - das Duo arbeitet erst gut ein Jahr zusammen - gelang das Kunststück, das Publikum zu größter Konzentration beim Hören und Erleben der Musik zu bringen, ohne den Spaß dabei auf der Strecke zu lassen.

Zusätzlich entlockte Eisel seiner Klarinette immer wieder Töne und Geräusche, die nur durch seine musikalische Idealvorstellung erklärbar sind, dass er keine Musik selbst macht, sondern nur sowieso vorhandene Musik weitergibt.

Eine Zuhörerin interpretierte diese Momente dann auch folgerichtig als "Andacht".

Den Organisatoren des Konzerts, denen die Erinnerung an das jüdische Leben in den kleinen Dörfern an der Saar ein echtes Herzensanliegen ist, ist es mit der Realisierung dieses eindrucksvollen Konzerts gelungen, den Blick aus der Vergangenheit zu holen und auf den Reichtum der jüdischen Kultur heute zu richten.

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