Klimaschutzmanager soll her

Merzig · Für den Naturschutzbund Merzig steht fest: Die Kreisstadt braucht einen Klimaschutzmanager. Ohne eine solche Stelle könnten die mit dem Klimaschutzkonzept verbundenen Aufgaben nicht umgesetzt werden. Die Naturschützer äußerten sich auch zum Energiemix und zu Radwegen.

Merzig. Mit dem Klimaschutzkonzept hat die Stadt Merzig sich ehrgeizige Ziele gesteckt, um bis 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen um 100 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 1990 zu senken. Die Merziger Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) nimmt das Konzept nun zum Anlass, um Ideen für eine zukunftsfähige kommunale Energiepolitik einzubringen.
Ein Baustein der Energiewende ist Windkraft. Ende Oktober verabschiedete der Stadtrat einen Flächennutzungsplan mit ausgewiesenen Arealen für Windräder. "Wir begrüßen, dass der Flächennutzungsplan verabschiedet ist", erläutert Dieter Ulrich, stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe, die Haltung der Naturschützer.
Man sehe "die Ziele des städtischen Klimaschutzkonzeptes durch den Verzicht auf Waldstandorte für Windkraft nicht gefährdet". Solche Standorte wären nach Ansicht der Ortsgruppe mit Blick auf die "wichtige Sozial- und Erholungsfunktion und die CO{-2}-Speicherkapazitäten des Waldes" nicht akzeptabel gewesen.
Man hält es jedoch für unverzichtbar, dass die Stadt bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes von einem "Klimaschutzmanager" unterstützt wird - der Stadtrat hatte bei der Verabschiedung des Papiers nicht für eine solche Stelle votiert. Ein regulärer Mitarbeiter könne ein so ehrgeiziges Projekt nicht "nebenher" betreuen und "die Umsetzung des Konzepts schafft Unmengen an Wertschöpfungen, die ohne Klimaschutzmanager nicht ausgeschöpft werden können".
Außerdem bezweifelt der Nabu, dass die Stadt ohne die Stelle eines Managers in den Genuss der vollen Fördersumme kommt, es sei "vorstellbar, dass uns Fördergelder entgehen".
Laut Bundesumweltministerisei der Manager jedoch keine notwendige Fördervoraussetzung, sondern ein weiterer "Förderbaustein". Wenn es danach um einzelne Maßnahmen und deren Finanzierung gehe, werde der Posten des Klimaschutzmanagers allerdings wichtig.
Über das Klimaschutzkonzept hinaus regt die Nabu-Ortsgruppe an, dass Merzig sich als Modellkommune für ein förderwürdiges Pilotprojekt beim Bundesumweltministerium bewirbt. Arbeitstitel: Dezentrale Energievernetzung in Kommune und Region.
Merzig sei "geradezu prädestiniert" für ein solches Pilotprojekt, da die Stadt ein "gut ausgebautes Gas- und Stromnetz" besitze und in Form der Stadtwerke, an denen auch das Unternehmen Energis mit knapp 50 Prozent beteiligt ist, ein geeignetes Instrument vorhanden sei, um die Energievernetzung voranzutreiben und zu koordinieren.
Wichtig sei dabei, dass "die Wertschöpfung hier geschieht" und Gewinne aus der lokalen Stromproduktion der Kommune und letztlich den Bürgern zugute kommen.
"Ein extrem schwankendes Angebot an Strom aus erneuerbaren Ressourcen führt dazu, dass Angebot und Nachfrage schnellstens aufeinander abgestimmt werden müssen", so Ulrich. Ein Vorschlag: "Da es bei Sonne und Wind große Schwankungen gibt, wäre anzustreben, Gasspeicher einzurichten und Überschüsse für Druckspeicher zu nutzen." Dezentrale Energieversorgung sei ökologisch und fair, daher lohne es sich, darauf zu setzen. Unterm Strich bewertet der Nabu das städtische Klimaschutzkonzept positiv, sieht es als ein Projekt an, "das sehr wertvoll ist und nicht starr gefahren werden wird".
Bis zum Stichjahr 2050 vergehe noch eine Menge Zeit, die viele Veränderungen mit sich bringen werde. Um das Ziel "Null-Emissions-Kommune" nicht aus den Augen zu verlieren, will der Nabu die Kommunalpolitik weiter kritisch begleiten.Extra

Welche Energieform hält der Nabu in Merzig für zukunftsfähig? Ulrich betont, dass gerade ein Mix aus verschiedenen Energieträgern die Versorgung auf Dauer sichern könne, darunter vor allem Sonnen- und Windenergie sowie Einspeisungen aus Biomasse. Auch Holz sei als Rohstoff sehr attraktiv. Auf geeigneten "Kurzumtriebflächen", die sich laut Nabu in Merzig auf insgesamt etwa 100 Hektar belaufen, könnten "schnell wachsende Gehölze schnell abgeerntet werden". Dies habe zwei Vorteile: Einerseits stehe Holz als Energieträger rasch zur Verfügung, andererseits speichern Bäume Kohlenstoffdioxid im Wurzelbereich und können laut Naturschutzbund dadurch einen Beitrag zur "Null-Emissions-Kommune" leisten. Vorstellbar sei, dass auf Agrarflächen, die landwirtschaftlich wenig ertragreich seien, Bäume gepflanzt werden. jow

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