Konz. Eben ist das Kirchenschiff noch mit aufgeregten Stimmen gefüllt - doch plötzlich verstummt alles, als 25 Jungen in schneeweißen Talaren langsam durch die Reihen auf die Bühne schreiten. Sogleich beginnt sich der Sopran in einer glasklaren Melodie zu ergießen, die anderen Stimmen wie ein steter Fluss darunter changierend, und alle Spannung scheint vom Publikum abzufallen.
Sowohl ein Ausschnitt aus Händels Messias als auch ein Wiegenlied Mozarts - jeder Takt kommt mit einer Leichtigkeit an, die vergessen lässt, dass die Petits Chanteurs à la Croix des Bois, die kleinen Sänger mit dem Holzkreuz, pro Woche über 13 Stunden dafür proben. Die jungen Sänger leben im Internat im Château Saint Loup, in der französischen Partnerstadt von Konz, Brienon-sur-Armancon. Durch die Neuverfilmung von "Die Kinder des Monsieur Mathieu" wurden Les Petits Chanteurs à la Croix de Bois in Deutschland bekannt.
Bei diesem Grad an Professionalität überrascht es wenig, dass Konz nur eine Station auf der Welttournee des französischen Chores ist. Auch China steht auf der Liste der diesjährigen Reiseziele, wozu an diesem Dienstagabend passend ein chinesisches Werk erklingt.
Die für unsere Ohren fremdartige Harmonielehre der asiatischen Musik, die in anspruchsvollen Intervallen mündet, entlockt den ansonsten starr verharrenden Sängern ein Schmunzeln, mal sogar ein Kopfnicken und wieder steht jeder Ton.
Dirigentin Clothilde Sebert zeichnet in Luftschnörkeln Crescendi, raumfüllende Fortissimi und kreiert zusammen mit ihren Schützlingen eine ausgewogene Dynamik. Immer wieder sieht sie den Sängern gerührt in die Augen. Auch dem Publikum geht es kaum anders.
Einzig und alleine die nach fast jedem Werk vorgetragenen Informationen über Chor und Stücke reißen den Zuhörer aus dem Musikgenuss und überzeugen ihn davon, dass er sich doch noch in der etwas zu kalten Nikolauskirche befindet.