Knochenmark-Spenderdatei: Stefan-Morsch-Stiftung ist eine Erfolgsgeschichte

Hoppstätten-Weiersbach · Vor 30 Jahren starb Stefan Morsch, der leukämiekranke Junge aus Hoppstätten-Weiersbach im Kreis Birkenfeld. Die nach ihm benannte Stiftung hat in diesem Jahr den 5000. Knochenmark- oder Stammzellspender vermitteln können.

Hoppstätten-Weiersbach. Die Stefan-Morsch-Stiftung konnte in diesem Jahr den 5000 Knochenmark- und Stammzellenspender vermitteln. Damit erfüllt sich der große Wunsch des 16-Jährigen, der den Erfolg seiner Vision von einer deutschen Spenderdatei nicht erleben konnte. Der Wert von Stefans Idee "ist für Leukämiekranke in Europa unermesslich hoch", sagt Dr. Harald Biersack, der am Uniklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck als erfahrener Transplanteur tätig ist. Mit Stefan Morsch haben vor 30 Jahren Tausende Rheinland-Pfälzer gebangt und gehofft. Denn er erhielt mit 15 die Diagnose chronisch myeloische Leukämie. Die einzige Hoffnung: eine Knochenmarkspende. Doch in der Familie gab es keinen geeigneten Spender. Als die Eltern nicht wussten, wie sie eine damals nur in Seattle/USA mögliche Transplantation samt Spendersuche bezahlten sollten, konnten sie auf große Hilfsbereitschaft im Land setzen.
Denn die Krankenkasse finanzierte damals die Therapie nicht. Nach Aufrufen in der Zeitung und im Radio engagierten sich spontan viele Menschen mit besonderen Aktionen- Schulkinder, Vereine und Belegschaften sammelten spontan bei Aktionen Geld, Taxifahrer steckten ihre Einnahmen einen Tag lang in eine Dose für Stefan. "Stefans Leben sollte nicht am Geld scheitern", sagten alle. Am 31. Juli 1984 wurde dem Jungen im Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle (US-Staat Washington) das Knochenmark des Briten Terence Bailey transplantiert.
"Stefan war der erste Europäer, dem das Knochenmark eines fremden Menschen übertragen worden ist", erinnert sich Emil Morsch. Sein Sohn kämpfte mit größtem Lebenswillen gegen den Blutkrebs und Komplikationen an. Er hoffte, Weihnachten wieder zu Hause zu sein. "Er wollte ein Computerprogramm schreiben, damit in Deutschland erstmals mögliche Spender für andere Leukämiekranke in einer Datei erfasst werden können", sagt sein Vater. Aber Stefan wurde bei der Nachsorge von einer neuen Krise erfasst: Am 17. Dezember, 138 Tage nach der Transplantation, starb er. Aber Stefans Idee lebt. Denn nach Abzug aller Kosten, die für die Transplantation in Seattle angefallen waren, konnten die Eltern mit der Verbandsgemeinde Birkenfeld im Dezember 1985 mit dem restlichen Kapital von 435 000 Euro die Weichen für die Stefan-Morsch-Stiftung stellen. Dr. Biersack blickt zurück: In den 1980er-Jahren konnte in Deutschland wie in vielen Ländern Europas nur das Knochenmark von Geschwistern transplantiert werden. Mit dem Aufbau der Datei aber konnten auch wildfremde potentielle Spender aufgespürt werden.
Inzwischen sind weltweit 23 Millionen potenzielle Spender in zugänglichen Datenbanken gespeichert, so Biersack. In Deutschland ist die der Stefan-Morsch-Stiftung die älteste und immer noch zweitgrößte unter inzwischen 27 agierenden Spenderdateien. sam

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