Könener Ortsumgehung: Stillstand auf der Großbaustelle

Konz/Tawern · Auf der Großbaustelle für die Könener Ortsumgehung (Kreis Trier-Saarburg) geht nichts mehr. Seit Freitag haben die Arbeiter keinen Finger gekrümmt. Der Landesbetrieb Mobililtät weiß nicht, was die unangekündigte Pause soll. Die ausführende Baufirma äußert sich nicht.

 Die großen Baumaschinen stehen in einer Reihe: Auf der Baustelle für die Könener Ortsumgehung geht gerade gar nichts.

Die großen Baumaschinen stehen in einer Reihe: Auf der Baustelle für die Könener Ortsumgehung geht gerade gar nichts.

Foto: Christian Kremer

Horst Rendenbach aus Tawern hat eine exklusive Aussicht. Von seiner Terasse kann er die Fortschritte bei den Arbeiten an der Könener Ortsumgehung beobachten. Die B51.neu kostet rund 20 Millionen Euro und ist das teuerste und größte laufende Straßenbauprojekt im Kreis Trier-Saarburg.

Am Freitag ist Rendenbach aus dem Urlaub zurückgekehrt, und alles war anders als vorher. Das Brummen der Bagger und das Piepsen, das sonst immer um sechs Uhr morgens losging, waren weg. "Wir waren überrascht, die Baustelle tot vorzufinden", sagt er. Dabei sollte zurzeit das Bochumer Bauunternehmen Betam an der Trasse für die Bundesstraße arbeiten. Seit Freitag stehen jedoch Dutzende Baufahrzeuge bei Tawern still. Weitere Maschinen sind im weiteren Verlauf der Umgehung Richtung Könen geparkt. Bauarbeiter sind seit Freitag weit und breit nicht zu sehen.

Die Auftraggeber vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) reagieren verärgert auf den ungeplanten Baustopp. Der LBM sei "bisher sehr unzufrieden mit der Leistung des beauftragten Unternehmens", sagt Hans Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des LBM in Trier. Bartnick hatte noch Mitte Mai versichert, dass auf der Baustelle alles nach Plan laufe.

Jetzt meint er, dass die Leistung nicht dem entspreche, was dem Bau einer Ortsumgehung angemessen wäre. Es habe viele Gespräche gegeben. "Verzögerungen werden auch schriftlich angemahnt", betont Bartnick. Wann die Firma weiterarbeitet, weiß er aber nicht. Die Firma habe Verbesserungen angekündigt: "Fakt ist aber, dass auch heute keine Bauarbeiter auf der Baustelle anzutreffen sind", sagt er am Dienstag.

Noch steht es laut Bartnick dem LBM nicht zu, "drastischere Vertragsregelungen" zu nutzen. "Theoretisch könnte es von Seiten der Baufirma auch noch zu Beschleunigungen kommen, welche die bisherigen Verzögerungen ausgleichen", sagt er. "Der Ball liegt derzeit jedoch bei der Baufirma."

Keine Reaktion bei Baufirma

Das Bochumer Unternehmen reagiert weder auf telefonische noch auf E-Mail-Anfragen des TV. Bei Betam handelt es sich um die ehemalige Straßenbausparte des Baudienstleisters Bilfinger. 2013 gab der krisengeschüttelte Großkonzern den Verkauf dieses Firmenzweigs mit 230 Mitarbeitern bekannt. Käufer waren drei Investoren, die in der Baubranche unerfahren waren. Seit Ende 2013 hat Betam auch Dutzende Bauaufträge an Land gezogen.

Auch bei der europaweiten Ausschreibung für die B.51.neu machte die Firma das beste Angebot. Rund 9,8 Millionen Euro kalkulierte sie ein. Die anderen Angebote lagen zwischen 10,8 und 13,6 Millionen Euro. Betam bekam den Zuschlag.

Andere Baufirmen kritisieren die Vergabe an Betam. Gegenüber dem TV erklärt der Mitarbeiter eines Mitbewerbers, dass mehrere Unternehmen die Wirtschaftlichkeit des Angebots der Bochumer in Frage stellen. Der LBM versichert hingegen, dass das Angebot regelkonform geprüft wurde.

Welche Konsequenzen der Baustopp nach sich zieht, ist noch unklar. Klar ist nur, dass im Vertrag steht, dass die Baufirma nach 450 Werktagen fertig sein soll. Gespräche zwischen Betam und LBM laufen laut der Behörde.
Der Vorfall in Könen ist der zweite dieser Art bei einem Betam-Projekt. Mitte Juni wunderte sich manch einer über einen Stopp der Sanierung der A44 bei Soest in Nordrhein-Westfalen. Dort hat Betam nach mehr als zwei Wochen die Arbeit wieder aufgenommen. Auf Anfrage einer dortigen Regionalzeitung reagierte die Firma ebenfalls nicht. Extra Auftragsvergabe

Der stellvertretende LBM-Chef Hans-Michael Bartnick versichert auf TV-Anfrage, dass sich die Behörde bei der Auftragsvergabe für die Trasse der Könener Ortsumgehung an die Verdingungsordnung für Bauleistungen (Vob) gehalten habe. Die Vob reguliert bei allen öffentlichen Baumaßnahmen die Auftragsvergabe. Ab fünf Millionen Euro wird ein Projekt zum Beispiel europaweit ausgeschrieben.

Im Rahmen des Verfahrens nimmt der LBM laut eigener Aussage die Preise und die Firmen intensiv unter die Lupe. Der günstigste Bieter bekommt in der Regel den Zuschlag. Als Vertragsfrist wird bei Großprojekten nur die Dauer der Gesamtmaßnahme vertraglich festgelegt. So sollen Baufirmen im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit selbst entscheiden können, wie sie den Auftrag erledigen. Auftraggeber schützen sich durch den Verzicht auf Zwischentermine vor Zusatzkosten bei geänderten Bauabfolgen. cmk
Meinung

 Die großen Baumaschinen stehen in einer Reihe: Auf der Baustelle für die Könener Ortsumgehung geht gerade gar nichts.

Die großen Baumaschinen stehen in einer Reihe: Auf der Baustelle für die Könener Ortsumgehung geht gerade gar nichts.

Foto: Christian Kremer

Billig heißt nicht immer gut

Der Baustopp an der B-51-Ortsumgehung lässt viele Fragen offen. Weil sich die Baufirma nicht äußert, weiß niemand, wie lange die Arbeiten ausgesetzt sind oder welche Konsequenzen drohen. Selbst der Landesbetrieb Mobilität als Auftraggeber hat noch keinen Plan, wie es weitergeht. Fest steht nur, dass die Bürger verunsichert sind. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Bau der B.51-Ortsumgehung nicht zum Millionengrab wird. Der Blick fällt wegen des Vorfalls auch auf die Vergabemechanismen der öffentlichen Auftraggeber. Vielleicht müssen neue Regeln her oder die alten neu ausgelegt werden. Denn eines scheint sich zu bestätigen: Die billigste Lösung ist nicht immer die beste und langfristig oft nicht die wirtschaftlichste. c.kremer@volksfreund.de

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