Kommt nach dem Abriss der Neubau?

KELL AM SEE. Umstrittener Vorstoß: Anders als bislang geplant soll der Ruwer-Hochwald-Radweg die Landesstraße 143 bei Kell auf einer Brücke überqueren, deren Bau die Ortsgemeinde mitfinanzieren will. Mit dieser Forderung hat sich die CDU gegen den Widerstand der SPD im Gemeinderat durchgesetzt. Wirklichkeit wird diese Vision aber nur, wenn das Land für das Projekt einen hohen Zuschuss gewährt.

Knapp sechs Jahre ist es her, als es in Kell ein Nadelöhr beseitigt wurde. Erst mit dem Abriss der zu niedrigen Eisenbahnbrücke über die L 143 musste sich der Schwerlastverkehr nämlich nicht mehr durch den Ort quälen, sondern konnte Kell jetzt auch außen umfahren. Jetzt soll an derselben Stelle eine neue Brücke errichtet werden. Der Ortsgemeinderat hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass die Kommune auf eigene Kappe den Bau einer Holzbrücke übernehmen will. Sie soll die Trasse des Radwegs über die L 143 führen, was eine Abweichung zu den bislang gültigen Planungen des Landesbetriebs Straßen und Verkehr (LSV) Trier bedeuten würde. Diese sieht vor, dass der Radweg die frühere Bahnstrecke verlässt und dann die Straße kreuzt, wobei Warnschilder und Barken diesen Gefahrenpunkt signalisieren. "Diese Konzeption hat sich schon beim Maare-Mosel-Radweg bewährt und gilt als verkehrssicher", teilte Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des LSV, auf TV-Anfrage mit. Für die Keller CDU ist dies jedoch keine zufriedenstellende Lösung: "Eine solche Zahnlücke wollen wir nicht dauerhaft haben und ist in einem Fremdenverkehrort nicht einzusehen", betonte Dittmar Lauer in der Ratssitzung. "Mehr Sicherheit und mehr Attraktivität", versprach sich auch die Vorsitzende Bärbel Backes vom Vorschlag ihrer Fraktion. Die CDU regte an, dass die Ortsgemeinde zusätzlich zu den bereits beschlossenen, rund 215 000 Euro teuren gestalterischen Veränderungen im Bahnhofsumfeld, die im Zusammenhang mit der Fertigstellung des Radwegs angedacht sind, auch den Bau einer Brücke über die L 143 angehen sollte. "Dieses Projekt müssten wir dann noch auf unseren Förderantrag draufsatteln, betonte Lauer, der die Kosten auf rund 100 000 Euro schätzte. Stehen und fallen wird das Vorhaben aber mit der Frage, ob das Land dafür - wie für die Veränderungen am Bahnhof auch - einen Zuschuss von 80 Prozent gewährt. Bei der SPD stieß der Vorstoß der CDU aber auf Ablehnung. Fraktionssprecher Edgar Thielen kritisierte, dass die Mehrheitspartei ihren "politischen Gegner mit einem feststehenden Konzept überfallen" habe. Er betonte, "dass wir kein Paket von 100 000 Euro auf den Weg bringen, ohne zu wissen, ob der Bau der Brücke überhaupt notwendig ist". Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) stellte sich hingegen hinter das Anliegen seiner Parteifreunde: "Wir sollten die einmalige Chance nutzen und zumindest die Förderung prüfen lassen." Er betonte aber zugleich: "Wenn nicht, ist die Sache vom Tisch." Außerdem erwarte er, dass die Kosten, die bei der Umsetzung der ursprünglichen Planung entstehen, beim Bau der Brücke aber gespart würden, mit der Kommune verrechnet werden. "An der Gemeinde würden dann maximal 5000 Euro hängen bleiben", so Lehnen. Auch Bürgermeister Werner Angsten (CDU) sagte auf TV-Anfrage, dass er den Bau einer Brücke unterstütze, während Pressesprecher Thomas Müller erklärte, "dass der Kreis dieses Projekt wohlwollend begleitet". Und auch beim LSV gibt es grundsätzlich keine Einwände, wenn die Planung noch einmal geändert werden müsste. "Wir würden dann in der anstehenden Ausschreibung des Abschnitts Kell - Niederkell eine Aussparung des Streckenausbaus und zunächst eine provisorische Anbindung vorsehen", so Bartnick. Die Fertigstellung dieser nächsten Etappe ist im Laufe des Jahres 2007 geplant.

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