Kontroverse Diskussion über Windkraftstandorte

Serrig/Greimerath/Britten · Die Verbandsgemeinde Saarburg sucht Standorte für Windkraftanlagen. Das größte Potenzial dafür könnte im Osten der Kommune in Nachbarschaft zum Windpark Britten und zur Gemeinde Greimerath liegen. Vor 120 Zuhörern ist am Freitagabend in der Serriger Turnhalle auf einer Bürgerversammlung das Pro und Contra dieses Standorts diskutiert worden.

 Mit Windkraft lässt sich viel Geld verdienen. In Bitburg-Land wollen Gemeinden gemeinsam davon profitieren.

Mit Windkraft lässt sich viel Geld verdienen. In Bitburg-Land wollen Gemeinden gemeinsam davon profitieren.

Foto: Uwe Hentschel

Serrig/Greimerath/Britten. Zwei von fünf genehmigten Windenergieanlagen auf dem Judenkopf bei Britten haben kurz vor Weihnachten ihren Betrieb aufgenommen.
Doch die Kritik an dem Windpark nimmt aus Greimerath nicht ab. Das wird deutlich, als Edmund Schmidt, Ortsbürgermeister der Hochwaldgemeinde, auf einer Bürgerversammlung in Serrig sein Statement abgibt. Neben dem Frust mit den Betreibern des Windparks Britten - das sind die Familie Wendelin von Boch, der Energieversorger VSE und die Technischen Werke Losheim - über das Genehmigungsverfahren, sagt Schmidt, dass der Lärm der Windräder "gefühlt" deutlich über dem Pegel liege, der von den Lärmgutachtern prognostiziert worden sei. Er warnt: "Gehen Sie kritisch mit den vorgelegten Gutachten um."Fünf Bereiche mit Potenzial


Gleichwohl freut Schmidt sich, dass die Verbandsgemeinde Saarburg und die Ortsgemeinde Serrig die Nachbargemeinde aus der Verbandsgemeinde Kell am See in die Diskussion bei der Festlegung von Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen miteinbeziehen wollen. "Von unseren - zugegeben negativen - Erfahrungen können Sie nur lernen", sagt Schmidt.
"In der Verbandsgemeinde Saarburg gibt es fünf Bereiche, die für Windkraftenergie von Interesse sein könnten", sagt Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, bei der Diskussion. Diese liegen in den Bereichen Wincheringen, Kirf, Palzem, Freudenburg und im Osten der Verbandsgemeinde (Irsch, Serrig, Taben-Rodt). Die Gesamtfläche, die aktuell darauf untersucht werde, ob sie für das Aufstellen von Windrädern geeignet sei, beträgt 947 Hektar - das entspricht etwa dem Vierfachen der Ockfener Gemeindefläche. Mit 715 Hektar ist die Fläche an der Grenze zur Verbandsgemeinde Kell am See mit Abstand die größte.Stillstand bei Kranichdurchzug


Derzeit untersuchen der Windanlagenplaner Gaia, ein Projektpartner des Energieversorgers EnBW, und das Planungsbüro Fischer-BHM, wie mit dem Thema Artenschutz in diesem Bereich umzugehen ist. "Dazu beobachten wir etwa die Flugbewegungen des Schwarzstorchs und der Fledermäuse am Saar-Hunsrück-Zug", erklärt Gaia-Planer Dominik Eichert. Das dient zum einen dazu, Flächen, die bisher nach planerischen Vorgaben tabu waren, in die Untersuchung miteinzubeziehen. Zum anderen würde sich aus diesen Untersuchungen ergeben, wann die Anlagen laufen können und wann nicht. "So ist jetzt schon klar, dass während des Kranichdurchzugs oder während der Jagdzeiten von Fledermäusen zumindest ein Teil der Windräder stillstehen muss", sagt Eichert.
Heftig wird die Diskussion, als es um die Zahl der möglichen Windräder für einen Windpark geht. Denkbar seien auf so einer Fläche bis zu 20 Anlagen, sagt Eichert. Dem widerspricht Anke Uhlig vom Planungsbüro Fischer-BHM: "Das ist eine theoretische Zahl, die nicht berücksichtigt, was wir aufgrund der Rechtslage noch an Einschränkungen in der Planung berücksichtigen müssen." Und sie stellt klar, dass mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplans im Bereich Windenergie die möglichen Standorte für Windkraftanlagen auf bestimmte Areale konzentriert werden sollen. "Ohne diesen Weg könnten Betreiber mögliche Standorte für ihre Windräder mit einem Bauantrag einfacher durchsetzen, weil die Gemeinde sie laut Rechtslage zulassen müssten, wenn sie genehmigungsfähig wären." Für Bernd Henter, CDU-Landtagsabgeordneter, ist klar, dass letztlich die Kommunen differenziert zwischen vielen Kriterien - etwa dem Artenschutz und dem Landschaftsbild - abwägen müssen, wo sie Windkraftanlagen zulassen und wo nicht. Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Stephanie Nabinger, wirbt für die Akzeptanz von Windenergie und betont, dass die Gemeinden mit den Einnahmen ihre Haushalte entlasten können, "wenn sie das Heft in der Hand behalten". Ein Argument, das von den Greimera thern, die an der Diskussion in Serrig teilnehmen, mit lauten "Buh"-Rufen quittiert wird.Meinung

Solidarität gefragt
Die Windenergie spaltet derzeit die Region. In den Augen mancher Ortschefs blinken schon die Dollarzeichen, weil sie hoffen, dass der Wind Geld in die leeren kommunalen Kassen weht. Andere fürchten, dass auf sie die Folgen - Lärm, Schatten, Landschaftsbild - abgewälzt werden, ohne dass sie dafür einen Cent zu sehen bekommen. Aber es geht nicht nur um das Geschäftsmodell Windkraft, es geht auch um die Menschen, die in der Nähe solcher Anlagen leben, und deren Ängste. Denn die Erfahrungen, die die Greimera ther in den ersten Wochen neben dem gerade angelaufenen Windpark Britten machen, fördern nicht die Akzeptanz dieser Form der Energiegewinnung. Deshalb ist es gut, dass die Verbandsgemeinde Saarburg gleich zu Beginn den Dialog mit den Greimerathern sucht. Denn nur solidarisch lässt sich die Energiewende schaffen. Da darf niemand sein eigenes Süppchen kochen. Hier ist Solidarität gefragt. saarburg@volksfreund.deExtra

Dixius betont auf der Podiumsdiskussion in Serrig, dass es ihm wichtig sei, dass die Gemeinden in der Verbandsgemeinde beim Thema Nutzung der Windenergie zusammenhalten und sich an der von der Verbandsgemeinde gegründeten Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) beteiligen. Nur so würden alle Gemeinden von den Einnahmen profitieren. Dass man sich unter anderem in den Räten von Serrig und Irsch gegen diese Beteiligung ausgesprochen habe, liegt aus Sicht von Egbert Adam, Ortsbürgermeister von Serrig, und Jürgen Haag, Ortsbürgermeister von Irsch, daran, dass in den zunächst vorgelegten Verträgen Leistungen und Gegenleistungen nicht ausreichend klar definiert waren. Ein Eintritt in die AöR zu einem späteren Zeitpunkt schließen beide Ortschefs nicht aus. itz

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