Konz – eine Stadt ohne Profil?

KONZ. Ein großer Stadtteil, der sich nach Trier orientiert, andere Viertel, die sich auf ihr Dorfleben beschränken, eine Innenstadt, in der sich die Leerstände häufen, ein Millionendefizit im Etat und erste Anzeichen für Ausländer- und soziale Problematik: Ist Konz noch zu retten? Dazu findet ein TV-Forum statt unter dem Titel "Konz – Stadt ohne Profil?" am kommenden Dienstag im Kloster Karthaus.

Die ehemaligen Aldi-Verkaufsräume in der Granastraße stehen seit Jahren leer. Wenige Meter in Richtung zum Bahnhof, der "Konz-Mitte" heißt, obwohl er weder verkehrspolitisch noch stadtgeografisch ein Mittelpunkt ist, reihen sich die nächsten Leerstände. Zwitterstadium zwischen Idylle und Verfall

Der Platz vor dem "Kaufland" hat sich zu einer Art Trampelpfad Richtung Supermarkt entwickelt. Das Areal jenseits der Schillerbrücke ist auf dem besten Weg zu einer Industrie- und Geschäftsbrache. Die Bahnhofstraße liegt im Zwitterstadium zwischen Idylle und Verfall. Und während die Supermärkte vor den Toren der Stadt munter bauen und den Grundstückbesitzern in Konzerbrück schon neue Anfragen bauwilliger Konzerne in Haus flattern, leiden viele alteingesessene Geschäfte unter Publikumsschwund. Mit Ausnahme des Bioladens am Rathaus sind die Lebensmittel-Geschäfte ausgestorben. Die Konzer Innenstadt, ohnehin nicht gerade profilstark, verliert zunehmend ihr Gesicht. Die Hypotheken der jungen, 1959 gegründeten Stadt Konz sind ohnehin noch lange nicht abgetragen. Davon kann der Karnevalsverein KCK ein Lied singen, das keineswegs karnevalesk heiter ausfällt. Ein Konzer Gemeinschaftsbewusstsein ist nämlich nur in Ansätzen vorhanden. Wer im Stadtgebiet wohnt, hat eher die Zugehörigkeit zu Stadtteilen wie Merzlich-Karthaus, Könen, Canet oder Berendsborn im Kopf - wenn er sich nicht ohnehin als Trierer im Exil versteht - wie etliche Neuansiedler in Roscheid. Ohne Aktivität keine Zukunftsaussichten

Der Verein Konzer Stadtmarketing hat das Problem erkannt. Am 2. Februar richtete er an den Bürgermeister, die Beigeordneten und alle Fraktionsvorsitzenden der Stadt ein Schreiben, schlug eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation vor und drang auf Eile: "Wir wären an einer schnellen Durchführung einer solchen Bestandsaufnahme interessiert." Das Schreiben, das mit vierwöchiger Verzögerung die Adressaten erreichte, stieß in der Verwaltung auf offene Ohren. Der Rat beauftragte die Stadtentwickler Thomas Lepping und Norbert Linden mit einem Gutachten und stellte die erforderliche Summe bereit. Jetzt sind die Gutachter am Zug und nach ihnen die Konzer Geschäftsleute. Ohne die geht es freilich nicht. Dass sich das Projekt "Stadtentwicklung" nur mit einigen Erfolgsaussichten angehen lässt, wenn alle die Aufgabe schultern und sie nicht nur ein paar gewählten Vertretern überlassen, hat sich in Konz noch nicht überall herumgesprochen. Beim Unternehmerabend des Stadtmarketing-Vereins, auf dem die beiden Experten ihr Konzept vorstellten, blieben die meisten Stühle leer. Lepping und Bürgermeister Winfried Manns machten bei dieser Gelegenheit klar: Wenn die Konzer Geschäftswelt nicht zu einer Neuorientierung bereit ist und dafür auch Geld in die Hand nimmt, hat eine positive und steuerbare Stadtentwicklung keine Chance. Immerhin - trotz aller Schwierigkeiten steht die Stadt derzeit besser da als die meisten vergleichbaren Kommunen der Republik. Die Sozialproblematik bleibt aber überschaubar. Gammel und Verfall beschränken sich auf Einzelfälle. Und immer noch ist Konz Zuzugs-Gebiet mit wachsender Einwohnerzahl. Das TV-Forum "Konz - Stadt ohne Profil?" findet am Dienstag, 30. Mai, um 19.30 Uhr im Kloster Karthaus statt. Es diskutieren: Bürgermeister Winfried Manns, Stadtentwicklungs-Experte Thomas Lepping und als Vertreter der Konzer Geschäftswelt Ernst Holbach und Rolf Kranz. Die Moderation hat Martin Möller.

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