Konzer Opfer sagt im Prozess gegen mutmaßlichen Sexualtäter aus – 61-Jähriger schweigt weiter

Konz/Trier · Eine 24-jährige Frau hat vor dem Trierer Landgericht einen 61-jährigen Mann belastet. Der Angeklagte soll sie 2012 in Konz (Kreis Trier-Saarburg) mit einem Messer überfallen haben, um sie sexuell zu nötigen. Seit der Tat kämpft die Frau mit Depressionsschüben.

Die 24-Jährige ist schlank und elegant gekleidet. Sie trägt ein schwarzes Kleid, darüber eine weiße Bluse, an den Füßen hochhackige Schuhe. Als die Frau am Dienstagvormittag in den Zeugenstand tritt, verrät ihr feines Gesicht nicht, was in ihr vorgeht. Bei ihrer Aussage vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Trier lässt sie nur selten Emotionen durchblitzen.
Die Frau bleibt ruhig, auch als sie sagt, dass sie sich an das Gesicht des Angeklagten erinnern könne. Der 61-Jährige sei der Mann, der sie am 9. Januar 2012 in der Konzer Güterstraße brutal überfallen habe.
Nur einmal wird es offensichtlich, dass die junge Frau immer noch an den Folgen der Tat leidet. "Was haben sie gedacht, als er sagte, sie sollten sich ausziehen?", fragt die Anwältin der Nebenklage, Karin Adrian, ihre Mandantin. "Ich habe mit dem Leben abgeschlossen", antwortet die Frau, die zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt war. Nach der Tat habe sie eine Psychotherapie abgebrochen. Das habe nicht geholfen, sagt sie. Wegen Depressionsschüben und Angstzuständen habe sie Medikamente eingenommen.

Mit Messer bedroht

Die Vorgänge in Konz beschreibt sie vor Gericht nüchtern. Der Mann habe die Autotür aufgerissen und sie mit einem Messer bedroht. Sie sei auf seinen Befehl hin auf den Beifahrersitz gerutscht. Er sei mit ihrem Wagen - der Zündschlüssel steckte - ein paar Meter weitergefahren und habe hinter Containern am Rand des Parkplatzes angehalten. Dort habe der Täter sie teilweise entblößt. Es sei ein Kampf entbrannt, bei dem die Frau befürchtete, dass sie vergewaltigt oder getötet werden könne.
Der Täter habe sie zweimal gewürgt. Er habe dabei gelbe Arbeitshandschuhe getragen - solche, wie die Polizei sie bei dem Angeklagten gefunden hat. Einmal sei ihr schwarz vor Augen geworden. Sie habe sich totgestellt - diesen Geistesblitz habe sie gehabt, weil sie sich oft Krimiserien ansehe. Als der Mann seinen Griff lockerte, startete sie einen Gegenangriff. Als dann ein Zug am angrenzenden Bahnhof hielt, habe der Täter von ihr abgelassen.
Bei ihrem Angriff kratzte sie den Mann am Kopf. Partikel seiner Haut sind dabei unter ihren Fingernägeln hängen geblieben. Nur wegen dieser Spuren konnte die Polizei den Angeklagten mit der Tat in Konz verknüpfen. Die DNS-Probe führte die Ermittler im Oktober 2014 zu dem Angeklagten. Der Mann wurde damals wegen einer versuchten Vergewaltigung an der Trierer Uni festgenommen. Diese Tat hat die Staatsanwaltschaft ebenfalls angeklagt. Das Landgericht urteilt jetzt über beide Fälle. Vier weitere Verhandlungstermine sind am 1., 19. und 29. Juni sowie den 9. Juli.
Ein komplett anderes Bild des Angeklagten, das nicht zu den ihm vorgeworfenen Taten passt, zeichnet am Dienstag eine 66-jährige Zeugin. Sie hat anderthalb Jahre eine Beziehung mit ihm geführt. Er sei ruhig gewesen. Sexualität sei für ihn ein Tabuthema. Außergewöhnliche Vorlieben habe er nicht. Nach einem Herzinfarkt im September 2013 sei sexuell nichts mehr gelaufen, gibt die Frau zu Protokoll.
Extra Strafgesetzbuch

Die Staatsanwaltschaft hat den 61-Jährigen aus der Verbandsgemeinde Konz unter anderem wegen sexueller Nötigung in einem besonders schweren Fall und wegen Geiselnahme angeklagt. Beide Vorwürfe beziehen sich auf die Tat in Konz - dort soll er ein Messer benutzt haben und die Frau im Auto festgehalten haben.
Für die sexuelle Nötigung in einem besonders schweren Fall, bei der ein gefährliches Werkzeug benutzt wird, sieht das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren vor (Paragraf 177). Bei einer Geiselnahme ist eine Freiheitsstrafe von nicht unter fünf Jahren vorgesehen (Paragraf 239b). cmk Überfall auf Frauen: Prozess beginnt in Trier

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