Angebot für Bedürftige Warum die Konzer Tafel dringend ein neues Domizil braucht

Konz · Der Mietvertrag für die Räume in der Karthäuser Straße läuft Anfang 2022 aus. Die Tafel-Verantwortlichen befürchten in ohnehin schwierigen Zeiten eine Versorgungslücke für Bedürftige und suchen mit Hochdruck ein neues Quartier.

  Noch steht Horst Steffen vor dem Haus in der Karthäuser Straße 23 in Konz, wo die Tafel ihre Lebensmittel ausgibt. Doch der Mietvertrag läuft bald aus.

Noch steht Horst Steffen vor dem Haus in der Karthäuser Straße 23 in Konz, wo die Tafel ihre Lebensmittel ausgibt. Doch der Mietvertrag läuft bald aus.

Foto: Jürgen Boie

Im Konzer Stadtteil Karthaus, zu Fuß in gut 15 Minuten von jedem der vier Konzer Bahnhöfe aus zu erreichen, steht ein auf den ersten Blick leicht sanierungsbedürftiges Gebäude in der Karthäuser Straße 23. Dieses Gebäude beherbergt ein Ladenlokal, und das ist momentan noch eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die mit ihrem geringen Einkommen kaum oder gar nicht für sich und ihre Familien sorgen können. Denn dort verteilen insgesamt mehr als 30 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zusammen mit Pastoralreferent Horst Steffen Lebensmittel an Bedürftige.

Mehr als 300 Menschen, davon etwa  ein Drittel Kinder, können sich bei der Konzer Tafel Lebensmittel abholen. Jeden Mittwochvormittag werden die Lebensmittel  – zum größten Teil Obst und Gemüse, das verzehrfähig ist, aber in den Supermärkten nicht mehr verkauft wird – zum Preis von einem Euro pro Haushalt abgegeben.

Doch wie kommt es, dass Menschen im deutschen Sozialstaat so wenig Geld zur Verfügung haben, dass sie auf Lebensmittelhilfen angewiesen sind? „Wir sehen bei uns ältere Menschen mit sehr kleinen Renten“, sagt Horst Steffen. Darüber hinaus benötigen beispielsweise auch Arbeitssuchende, die mit dem Arbeitslosengeld II, dem sogenannten „Hartz IV“, nicht über die Runden kommen, die Unterstützung durch Lebensmittelspenden.

„Trotz staatlicher Unterstützung und Hilfestellungen sind Menschen in Deutschland von Armut betroffen. Gerade hier sind Aktivitäten auf kommunaler Ebene wichtig, um Menschen direkt zu unterstützen und die soziale Situation zu verbessern“, weiß man auch in der Konzer Verwaltung. Deren Pressesprecher Michael Naunheim betont: „Durch die Arbeit der Tafeln werden Tausende Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet und an Bedürftige weitergegeben. All dies wird von den politischen Gremien mit großer Wertschätzung gewürdigt.“

Doch trotz der finanziellen und ideellen Unterstützung durch die Verbandsgemeinde Konz, die Kirchengemeinde St. Nikolaus, den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), durch private Spender und die Lebensmittelspenden steht es schlecht um die Zukunft der Konzer Tafel. Denn die Einrichtung muss aus „ihrem“ Gebäude spätestens bis zum März 2022 ausziehen. „Der Hauseigentümer, der uns immer großartig unterstützt hat, hat das Haus verkauft. Der neue Besitzer möchte seinen Handwerksbetrieb hier einrichten“, erzählt Horst Steffen.

Damit endet bald eine fast 13-jährige Zeit, in der die Tafel in der Karthäuser Straße 23 nahezu optimale Bedingungen vorfand. „Wir liegen hier zentral, haben ein Ladenlokal und hinter dem Haus einen Hof. Dort können lange haltbare Lebensmittel wie Konserven gelagert werden. Und wir mussten keine hohe Miete zahlen“, fasst Steffen die Vorzüge zusammen.

Die Verantwortlichen der Konzer Tafel suchen nun mit Hochdruck eine neue Heimat für ihr Wirken. Optimalerweise mit ähnlichen Eigenschaften versehen, wie sie jetzt vorhanden sind. „Wir haben im Lauf der Jahre noch Sanitäranlagen eingebaut, sodass man bei uns auch mal duschen, Wäsche waschen oder sein Handy aufladen kann“, erzählt der Pastoralreferent weiter. Coronabedingt musste die kleine Teestube im Haus zwar schließen, aber die Tafel konnte zumindest noch als Postadresse für Wohnungslose dienen.

Dominik Schnith, der in Konz-Karthaus als Quartiermanager für das Projekt „Soziale Stadt“ fungiert und sein Büro nur wenige Meter von der Konzer Tafel entfernt hat, kann zu seinem Bedauern nur mit einem Appell helfen: „Die Konzer Tafel ist seit vielen Jahren ein wichtiger Teil der sozialen Infrastruktur für die Menschen in Karthaus und in Konz. Umso wichtiger ist es, dass die Tafel ihr Angebot auch zukünftig an einem gut erreichbaren Ort aufrechterhalten kann.“

Horst Steffen hofft nun, dass sich Immobilieneigentümer in Konz finden, die bereit sind, die Konzer Tafel mit der Vermietung geeigneter Räumlichkeiten zu unterstützen. „Die Zeit drängt, und wir hoffen, dass wir das – leider notwendige - Angebot kontinuierlich fortsetzen können.“

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