Krach um Krematorium

SCHWEICH-ISSEL. Die geplante Ansiedlung eines Krematoriums im Schweicher Stadtteil Issel sorgt für emotionalen Zündstoff und eine brodelnde Gerüchteküche über den Standort. Bei der Befürwortung des Projekts durch den Isseler Ortsbeirat war der Standort des Krematoriums nicht präzise gelegt.

Als "schlechten Aprilscherz" hatten manche der Bürger zunächst die Nachricht aufgefasst, dass die Stadt ein Krematorium in Issel genehmigen will. Um einen Bürgerantrag gegen das Projekt einzureichen, sammeln derzeit einige Bürger Unterschriften, um mit einem Bürgerantrag das Vorhaben zu verhindern - mit guter Resonanz. Rätselraten herrscht über den genauen Standort der geplanten Feuerbestattungsanlage. Ob unmittelbar an der B 53 gelegen, oder weiter in Richtung Bahnlinie hinter der Firma Kann, darüber spekulieren die Leute mangels genauer Informationen. "Angedacht ist der Bereich in der Nähe der Spedition Krüger, hundertprozentig festgelegt ist aber nichts", sagt Ortsvorsteher Kurt Heinz (CDU), der betont, mit seiner Meinung "nahe an den Mitbürgern zu sein, die ich auch vertrete". Der Ortsbeirat behandelte am 23. Februar das Thema "Krematorium" in nichtöffentlicher Sitzung. "Überwiegend positiv" habe man dem Vorhaben gegenüber gestanden und "keine gravierenden Bedenken gegen die Ansiedlung gehabt", sagt ein Ortsbeiratsmitglied. "Wir haben nicht etwa einen Beschluss gefasst und gesagt: ,Das kommt da hin', sondern gerade im Hinblick auf die Emissionen das Projekt für unbedenklich erklärt." Allerdings habe man den möglichen Standort nur verbal beschrieben. Ein Lageplan habe nicht vorgelegen, so dass es durchaus zu Unstimmigkeiten über das konkrete Grundstück gekommen sein könnte. "Sollte das fragliche Grundstück gleich neben der B 53 liegen, würde ich heute den Standort für falsch halten", räumt der Isseler Kommunalpolitiker ein. Erschließungs-Anschub durch Einäscherungsanlage?

Auch in der Stadtverwaltung hat man keine genaue Kenntnis über den möglichen Standort. "Das wurde zwischen dem Stadtbürgermeister und dem Investor verhandelt", heißt es. Erste Beigeordnete Anita Kruppert (CDU): "Wir sind von einer Lawine überrollt worden. Ich weiß nicht genau, wo der Standort sein soll." Sie befürworte die Ansiedlung eines Krematoriums unter Einbeziehung der hohen Auflagen, allerdings habe es an der nötigen Aufklärung der Bevölkerung gefehlt. Seit Anfang des Jahres gebe es in der Stadt Schweich mehr Feuer- als Erdbestattungen. Die CDU-Fraktion hat eine Bürgerversammlung beantragt. Gleichzeitig will sie durch die Bauaufsicht prüfen lassen, ob ein Krematorium an dem geplanten Standort genehmigungsfähig ist. Vor diesem Hintergrund will die CDU-Fraktion den Tagesordnungspunkt "Krematorium" am 15. März absetzen, so Fraktionsvorsitzender Johannes Heinz. Nach Informationen des Trierischen Volksfreunds ist der mögliche Investor die Trierer Firma Aucotras, die normalerweise ihre Geschäfte mit dem Erstellen von KFZ-Briefen von Reimporten tätigt. Die geschäftlichen Ambitionen in Richtung Krematorium wurden weder bestätigt noch dementiert. Es hieß lediglich, dass der Chef erst nach dem geplanten Stadtratsbeschluss am 15. März Stellungnahmen abgeben wird. Mit der Ansiedlung eines Krematoriums hätte die Stadt Schweich einen Investor an Land gezogen, der einen Anschub in die Erschließung des rund 20 Hektar großen Gewerbegebietes Issel bringen würde. In diesem Jahr soll mit der Erschließung begonnen werden - doch insgesamt lässt die Nachfrage von Gewerbetreibenden zu wünschen übrig. "Zwei, drei Interessenten, keine Ahnung, wie weit die Sache gediehen ist", sagt Stadtkämmerer Rudolf Fehmer, der von dem Krematorium-Projekt erst aus dem TVerfahren hat. Auch im Handwerkerhof sei die Nachfrage von Gewerbetreibenden ins Stocken gekommen.

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