Krach wegen Baustelle im Dorfzentrum

Wasserliesch · Eine Baustelle an einer Bahnunterführung in Wasserliesch sorgt zurzeit für Unmut. Anwohner sind genervt von nächtlichem Baulärm. Die Bahn verspricht, dass vorerst nur noch von Samstag auf Sonntag, 17. und 18. September, nächtliche Arbeiten anstehen.

Wasserliesch. Aldegund Arenz sieht müde aus. Das Wochenende steckt ihr noch in den Knochen. Sie hat kaum geschlafen, weil sie in direkter Nachbarschaft zu einer Baustelle im Dorfzentrum von Wasserliesch wohnt. Eine Fußgängerunterführung, die unter der Bahnstrecke durchführt, wird abgerissen und neu gebaut. Der nächtliche Baulärm raubt den Anwohnern den Schlaf.
Zwei Wochenenden habe sie ihre Nächte auf Matratzen im Wohnzimmer verbracht, um dem Lärm auszuweichen, sagt Arenz. Ihr Rücken tue weh, sie gehe unausgeruht zur Arbeit. Ihre Nachbarin Irmine Schiff ist ebenfalls erschöpft und sauer. Die 68-Jährige klagt über Blutdruckprobleme und Kopfschmerzen. "Das ist ganz schlimm - vor allem für meine Kinder", sagt eine weitere Anwohnerin.
Arenz hat sich an den Trierischen Volksfreund gewandt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Die Nachbarschaft fragt sich, warum nachts gearbeitet werden muss und warum sie im Vorfeld nicht über den Umfang der Arbeiten informiert worden ist.
Ortsbürgermeister Herbert Rausch erklärt auf TV-Anfrage, dass er die Bürger im Wochenblatt auf den Beginn der Arbeiten hingewiesen habe. Dass so häufig nachts gearbeitet werde, sei dort aber nicht erwähnt worden, sagt Arenz.
Bei diesem Vorwurf verweist Rausch auf die Deutsche Bahn: "Es wäre sicherlich auch von Vorteil gewesen, wenn die Bahn im Vorfeld der Arbeiten konkrete Aussagen zum Ablauf des Projekts gemacht hätte. Da ich aber den Umfang der Arbeiten selbst nicht kannte, konnte ich auch darüber nicht informieren."
Die Nachtarbeit sei notwendig, um den Zugverkehr aufrechtzuerhalten, sagt ein Bahnsprecher auf TV-Anfrage. Eine Hilfsbrücke wurde installiert. "Diese Arbeiten können nicht im befahrenen Gleis stattfinden, da dazu schweres Bohrgerät nötig ist." Vor allem damit verbundene Bohrungen seien sehr laut.
Auch die Bauarbeiter vor Ort bekommen es zu spüren, dass die Bürger nur mangelhaft über die Baustelle informiert sind. Bauleiter Guido May von der Firma G & L Bau aus Kottenheim erzählt von einem wütenden Anwohner, der die Arbeiter beschimpft habe. "Wir können nichts dafür", sagt er und verspricht, dass nur noch von Samstag auf Sonntag, 17. und 18. September, nächtliche Arbeiten anstehen.
Danach werde wie auf einer normalen Baustelle von 7 Uhr bis 17 Uhr gearbeitet. "Erst im Juni 2012, wenn die Hilfsbrücke wieder abgebaut wird, wird wieder nachts gearbeitet", sagt May.
Als Anwohnerin Arenz hört, dass die Deutsche Bahn 600 000 Euro für das Projekt ausgibt, meint sie: "Für die paar Leute die da durchgehen, lohnt sich das nicht." Ein Haltepunkt für die Schulkinder im Ortsbereich Reinig oder die Erhöhung des Bahndammes für Behinderte und ältere Leute hält sie für sinnvoller. Sie wirft der Bahn Geldverschwendung vor.
Darüber ist Ortsbürgermeister Rausch verwundert. "Die bisherige Unterführung für Fußgänger war marode", sagt er. Die vorhandene Bahnbrücke sei zu schmal, um sie mit Bürgersteigen zu versehen. Damit Fußgänger sicher von einem Dorfteil zum anderen kommen, werde die Unterführung gebraucht. Den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs hat die Ortsgemeinde schon beantragt. Mit einer Umsetzung rechnet die Gemeinde wegen der hohen Kosten von 1,3 Millionen Euro nicht vor 2016 (der TV berichtete). Rausch ergänzt: "Die Einstiegsmöglichkeit für Schulkinder im Bereich Reinig wurde bei der Erstellung unseres Neubaugebietes Granahöhe von der Bahn aus Kostengründen abgelehnt."Meinung

Bahn muss Bürger besser informieren
Warnsirenen nerven, Rüttelmaschinen poltern, Bohrer knallen. Nächtliche Bahnarbeiten sind laut. Für diesen Lärm sind weder die Bauarbeiter noch die Gemeinden verantwortlich, in denen gebaut wird. Nächtliche Arbeiten sind sogar im Sinne der Allgemeinheit. Der Zugverkehr wird so aufrechterhalten. Doch baut die Bahn, baut sie mit der Arroganz des Monopolisten. Sie schiebt das Allgemeinwohl vor, die Anwohner scheinen ihr egal zu sein. Sonst hätte der Konzern die Leute im Vorfeld vor dem Ausmaß der Lärmbelästigung gewarnt. Ein persönliches Wort oder ein Ablaufplan im Briefkasten würden schon helfen. Doch zwischenmenschliche Gesten übersteigen augenscheinlich die Fähigkeiten des Konzerns. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Bahn das nach den Protesten bei der geplanten Sanierung des Wasserliescher Haltepunkts besser macht. c.kremer@volksfreund.de

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