Kräht der Gockel auf dem Mist...

WAWERN. Im Bürgerhaus tobt "Der Gockelkrieg": Die Heimatbühne Wawern glänzt mit einem witzigen Bauernschwank. Bestes mundartliches Boulevard-Theater reißt das Publikum im voll besetzten Bürgerhaus mit.

 Beim "Gockelkrieg" gibt es drei Verletzte: die potenziellen Liebhaber der Kopper-Töchter. Schauspieler der Heimatbühne Wawern (von links): Andreas Hein, Jutta Fell (verdeckt), Michael Notte, Katrin Kuborn, Stefan Schirra, Simone Neuber, Irmtraud Weber. TV-Foto: Jürgen Boie

Beim "Gockelkrieg" gibt es drei Verletzte: die potenziellen Liebhaber der Kopper-Töchter. Schauspieler der Heimatbühne Wawern (von links): Andreas Hein, Jutta Fell (verdeckt), Michael Notte, Katrin Kuborn, Stefan Schirra, Simone Neuber, Irmtraud Weber. TV-Foto: Jürgen Boie

"Das sind alles unglaubliche Naturtalente", urteilt Roswitha Susat aus Aach über die zehn Schauspieler begeistert. Sie kommt schon seit Jahren zu den Aufführungen der Heimatbühne Wawern. Mit ihr zusammen waren 120 Zuschauer im voll besetzten Bürgerhaus Wawern begeistert über den witzigen Bauernschwank - wunderbares Laientheater mit großem Herz und Engagement. Keiner der Zuschauer wollte nach der letzten von insgesamt sieben ausverkauften Aufführungen "einfach nach Hause gehen". In der Geschichte geht es um einen Nachbarschaftsstreit wegen eines Hahns, der um Mitternacht mit seiner Kräherei alle Anwohner um den Schlaf bringt. Aber der Hahn ist nicht nur Ärgernis, er ist auch das Vermächtnis des verstorbenen Ehemanns der Bäuerin Adele Kopper - im wahrsten Sinn "schlagkräftig", aber im Grunde gutherzig und toll gespielt von Irmtraud Weber. Ihre beiden Töchter Vroni (Jutta Fell) und Rosi (Simone Neuber) profitieren dagegen von dem nervigen Federvieh: Dank des mitternächtlichen Radaus kommen sie immer rechtzeitig von den Treffen mit ihren Liebhabern nach Haus. So können sie ihre Liebschaften vor der Mutter - Rosi mit dem eitlen Polizisten Jakobus Hinzberger (Stefan Schirra), Vroni mit Nachbarssohn Hannes Grasmück (Andreas Hein) - geheim halten. Die Sache hat nur einen Haken: Sie sind abhängig vom guten Willen Steffis, dem Nesthäkchen der Familie, die natürlich längst Bescheid weiß. Steffi (Katrin Kuborn, zum ersten Mal bei der Heimatbühne dabei) würde auch gern zu den "Großen" zählen, aber das wird sich erst im Laufe des Stücks zeigen, wenn der Tierpsychologe Eugenius Kneifer (trottelig und mit Sprachfehler - Michael Notte großartig in der Rolle des lebensfernen Deppen im wissenschaftlichen Elfenbeinturm) in ihr Leben tritt. Alles fügt sich zum Happy End

Die Gegenspielerin der Adele Kopper ist ihre kratzbürstige Nachbarin Anna Grasmück (temperamentvoll und überzeugend Rosi Willkomm), die alles einsetzt, um den irren Vogel zu beseitigen, damit sie endlich wieder in Ruhe schlafen kann. Dafür riskiert sie sogar die Ehe mit Gustav (Josef Zimmer), der im Zorn über seine nervige Frau im Nachthemd zu Adele Kopper flieht. Nach vielen Turbulenzen, bei denen die gestrenge Richterin Kunigunde Schnurbein (auch zum ersten Mal auf der Bühne: Beate Hoffmann) verzweifelt versucht, Ordnung ins Chaos zu bringen, setzt sich am Schluss die Liebe durch. Beim großen Happy End sind (fast) alle wieder glücklich. Nur Adele sitzt mit einem lachenden und einem weinenden Auge da: Ihr Hahn ist gerettet, aber die drei Töchter (längst erwachsen, für die "Kopperin" aber immer noch Kinder, die sie wie eine Glucke beschützen muss) haben ihre Männer fürs Leben gefunden und werden ihre Mutter verlassen. Wunderbare Kulissen, eine großartige Teamleistung der gesamten Heimatbühne und ihrer Helfer. Wenn die Liebe zur Schauspielerei und ein gutes Theaterstück unter der Regie von Brigitte Müller zu einer so gelungenen Aufführung führen, darf man sich auf die nächste Theatersaison im Jahr 2008 schon jetzt freuen.

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