"Kredite sind die Drogen des Staates"

Saarburg · Mehr als 10 000 Menschen der Region sind Bankeigentümer. In der Vertreterversammlung der Volksbank Hochwald-Saarburg ist den 144 anwesenden Mitgliedervertretern nicht nur das positive Betriebsergebnis aus 2011 vorgestellt worden. Der Genossenschaftsgedanke wurde mit dem weltweit vorherrschenden Finanzgebaren verglichen.

 Abschied von langjährigen Weggefährten: Wolfgang Schäfer (links), Horst Rauber (Vierter von links) und Alfons Jochem (rechts) überreichten Geschenke an Hans-Werner Philipp (Zweiter von links), Reinhold Hertlein (Dritter von links) und Herbert Kirf (Fünfter von links). TV-Foto: Herbert Thormeyer

Abschied von langjährigen Weggefährten: Wolfgang Schäfer (links), Horst Rauber (Vierter von links) und Alfons Jochem (rechts) überreichten Geschenke an Hans-Werner Philipp (Zweiter von links), Reinhold Hertlein (Dritter von links) und Herbert Kirf (Fünfter von links). TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg. Als Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) über Land zog, um für sein Genossenschaftsmodell zu werben, ahnte er sicherlich noch nicht, dass sein System vielleicht einmal in der Lage sein würde, den Euro zu retten.
Inzwischen gehört die Volksbank Hochwald-Saarburg mehr als 10 000 Mitgliedern. Das Geldinstitut konnte bei der Vertreterversammlung in der Saarburger Stadthalle erneut von einer positiven Bilanz berichten konnte (siehe Extra).
Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Schäfer wies darauf hin, dass die internationale Protestbewegung "Occupy" gegen die Großbanken gerade das deutsche Genossenschaftsmodell lobt: "Die Vereinten Nationen haben 2012 zum Jahr der Genossenschaften erklärt."
Eine ganze Stunde nahm sich Vorstandssprecher Alfons Jochum für die Erklärung Zeit, warum weltweite Finanzentscheidungen auch die regionale Volksbank mit immer neuen Regulierungen betreffen und der Staat eine Marktbereinigung verhindert. "Bei der Volksbank ist durch Selbsthilfe Großes möglich", unterstrich der Vorstandssprecher.
Geld aus Geld zu schöpfen ist für ihn jedoch eine unheilvolle Vorstellung. Hier werde der Ast abgesägt, auf dem alle sitzen.
Gemeint ist die mittelständische Wirtschaft, die mit dem genossenschaftlich strukturierten Geldinstitut eine besondere Beziehung pflegt.
Die Volksbank habe die Firmenkredite ausgeweitet und sei immer ein verlässlicher Partner: "Hier verhandeln Menschen miteinander, die sich kennen."
Die Neuverschuldung des Bundeshaushaltes bezeichnet Alfons Jochum als verantwortungslos. Die Politik ignoriere sämtliche Warnsignale. Der Vorstandssprecher wird sogar noch drastischer in seiner Wortwahl: "Die Drogen des Staates sind Kredite." Staaten seien wie Drogenabhängige süchtig nach Geld.
Rettung komme da nur durch bürgerliches Engagement wie bei der Volksbank und nicht durch "Bankendoping" mit immer höheren Milliardenbeträgen. Die Volksbank refinanziere sich allein durch Kundengeld. "Es ist kein leichter Weg zur Währungsunion, und einige Mitgliedsländer werden das Ziel nicht erreichen", sagt Jochum voraus, und bedauert setzt er hinzu: "Doch das Casino macht weiter."Extra

Betriebsergebnis der Volksbank Hochwald-Saarburg: Bilanzsumme zum 31. Dezember 2011: 382,7 Millionen Euro (plus 3,68 Prozent); Kreditgeschäft: 283,62 Millionen Euro (plus 6,86 Prozent); Kundeneinlagen: 289,1 Millionen Euro (plus 3,99 Prozent), Dividendenausschüttung für rund 10 000 Mitglieder: 344 380 Euro (bei sechsprozentiger Verzinsung der Einlagen). doth

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