Kreis braucht mehr Kinder

TRIER-SAARBURG. Aussterben werden die Deutschen nicht. Doch allein in Rheinland-Pfalz wird die Einwohnerzahl bis 2050 um eine Million sinken. Die Politiker im Kreis Trier-Saarburg wollen sich verstärkt Gedanken machen, wie die Alterspyramide halbwegs stabil gehalten werden kann.

Die Bevölkerungszahlen im Kreis Trier-Saarburg haben sich zwischen 1990 und 2001 positiv entwickelt (von 127 771 auf 138 196). Doch das wird nicht so bleiben. Die Frage ist nur, wie dramatisch der Schwund sein wird. Im günstigsten Fall wird der Kreis im Jahr 2040 noch 134 132 Menschen beherbergen, im ungünstigsten Fall werden es nur noch 112 802 sein. Der zahlenmäßige Verlust ist dabei nicht das Problem, erläuterte Christian Muschwitz (Taurus-Institut, Uni Trier) in der Sitzung des Kreistages. "Das Problem ist der Altersaufbau", sagte der Experte. Der sieht, so sich nichts Gravierendes ändert, so aus: Die Zahl der Menschen, die 75 Jahre und älter sein werden, steigt bis 2050 um 73 Prozent. Dagegen sinkt die Zahl der Kindergartenkinder und Schulkinder um jeweils etwa 45 Prozent. Eine weitere dramatische Zahl: Die Zahl der Personen im erwerbstätigen Alter (20 bis 60 Jahre) geht bis 2050 um 33 Prozent zurück. Derzeit, so Muschwitz, liegt die Geburtenrate bei 1,4 Kinder je Frau. Muschwitz: "Sie müsste aber bei 2,2 Kindern liegen." Die Rate müsse sich in diese Richtung bewegen. "Alleine mit Zuwanderung ist das Problem nicht zu lösen", sagte der Fachmann. Damit sich die Geburtenrate entscheidend erhöht, muss nach Muscheids Ansicht die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie viel stärker in den Vordergrund rücken. Frankreich sei dabei Vorreiter. Ganztagsbetreuung und Krippenplätze seien dort eine Selbstverständlichkeit. Muschwitz: "Das ist der Schlüssel zum Konzept." Abwanderungsrate in Grenzen halten

Im Gegensatz zu Deutschland werde in Frankreich auch niemand "schief angeschaut", wenn er sein Kleinkind in die Obhut dieser Einrichtungen gebe. Die höhere Geburtenrate im Nachbarland sei weitgehend mit dem Umstand der umfassenden Betreuung zu begründen. Es gebe aber weitere Kriterien: Durch Identifikation an die Region und Bindungen an Vereine könne die Abwanderungsrate in Grenzen gehalten werden. Das Leben in den Metropolen Rhein-Ruhr, Rhein-Main und Stuttgart sei wesentlich teuer. Man müsse sich darauf einstellen, dass diese Gebiete früher als der ländliche Raum damit beginnen, ihre Verluste an Menschen zu kompensieren - und zwar in den ländlichen Räumen. "500 Euro mehr in einer Metropole dürfen kein Anreiz sein, dorthin zu gehen. Die Schwelle zum Absprung muss hoch sein", forderte Muschwitz eine Besinnung auf lokale Stärken. Die Betrieb in der Region müssten über "alternative Arbeitsformen" und Arbeitszeiten" nachdenken. "Dann gibt es gute Chancen, den Bevölkerungsrückgang in Grenzen zu halten", sagte Muschwitz. Der Kreis Trier-Saarburg sei zu loben, weil er sich bereits mit dieser Problematik beschäftige, sagte der Diplom-Ingenieur für Raumplanung. Es gebe Bundesländer, in denen sich in dieser Richtung überhaupt nichts rühre. Der Kreistag will regelmäßig darüber sprechen, wie zumindest den düstersten Prognosen entgegengewirkt werden kann. "Wenn Kinder auf die Welt kommen, regelt sich das andere von selbst", setzt Dieter Hennen (FWG) auf den natürlichsten Weg. Doch wie sieht es mit den Rahmenbedingungen aus? "In unserer Spaß- und Konsumgesellschaft ist kein Platz für Kinder. Es gibt keine Lehrstellen. Der Mensch wird nicht mehr gebraucht", sagte Heinz Rudolf Kniesz (SPD).

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