Kreisstraßen sind für Kinder sicher

Trier/Schweich · Geringes Unfallrisiko für die Kinder auf den Kreisstraßen, ein hohes in der Stadt Trier: Laut dem aktuellen Kinderunfallatlas liegt der Kreis bundesweit bei der Unfallquote von bis 15-Jährigen auf dem 62. Platz. Gründe, weshalb das so ist, können weder der Kreis noch die Polizei nennen.

Kreisstraßen sind für Kinder sicher
Foto: dpa

Trier/Schweich. "16-jährige Radfahrerin schwer verletzt." Meldungen wie diese aus Trier vom 24. Februar finden sich immer wieder im Volksfreund. Die Radlerin war in Trier-Heiligkreuz an einer Kreuzung mit einem Auto zusammengestoßen. Wie es zu dem Unfall kam, ist unklar. Dies ist nur ein Beispiel von etlichen Unfällen in der Stadt, an denen Kinder oder Jugendliche beteiligt waren. Deutlich seltener finden sich solche Nachrichten in den Kreisausgaben.
Pro Jahr verunglücken laut Kinderunfallatlas (siehe Extra) statistisch gesehen im Kreis 2,06 von 1000 Kindern. Mit dieser Unfallquote belegt er in der Region den Spitzenplatz, allerdings weit abgeschlagen hinter dem Landkreis Südwestpfalz, der bundesweit den Spitzenplatz einnimmt. Die Stadt Trier belegt in Rheinland-Pfalz den viertletzten Platz, nur gefolgt von den Städten Landau (Unfallquote: 4,27), Frankenthal (4,63) und Speyer (5,16). Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Der Kinderunfallatlas soll der Polizei und örtlichen Behörden helfen, zu entscheiden, mit welchen Maßnahmen die Verkehrssicherheit für Kinder verbessert werden kann. Im bundesweiten Vergleich mit 412 Städten und Kreisen steht der Kreis bei den Unfällen, an denen Kinder als Fußgänger beteiligt waren, auf Platz 164 (Unfallquote: 0,53), die Stadt Trier auf Platz 350 (Unfallquote: 1,0). Der Kreis hängt die Stadt auch bei den übrigen Unfallkennzahlen ab. Neben den Fußgängerunfallzahlen wurden Daten über Unfälle, an denen Kinder als Radfahrer oder Mitfahrer beteiligt waren, erhoben. Der Kreis belegt hier die Plätze 63 (Radfahrer) und 204 (Fußgänger). Die Stadt Trier rangiert auf den Plätzen 271 (Radfahrer) und 343 (Fußgänger).
Eine differenzierte Analyse über Unfallschwerpunkte und Gründe, warum im Kreis die Unfallzahlen im Vergleich zu Trier so viel besser sind, können weder die Autoren der Studie, die Stadt- oder Kreisverwaltung noch die Polizei benennen. Laut dem Pressesprecher der Stadt Trier, Ralf Frühauf, ist die Unfallhäufigkeit mit Kindern im Vergleich zu anderen Städten zwar relativ hoch. Aber: "Im Vergleich zum Zeitraum 2001/2005 sind die Zahlen gesunken." Aus Sicht der Stadt ist diese Entwicklung positiv zu bewerten. Die Stadt setze weiter auf Prävention und Aufklärung. Der Kreis ist vor allem mit seinem Angebot Busschule aktiv, das von den Schulen laut Pressesprecher Thomas Müller "recht gut" angenommen werde.
Lokale Initiativen aktiv


Damit es gar nicht erst zu Unfällen mit Kindern kommt, hatten vor zwei Jahren in Trier die Lokale Agenda 21 und die Mobile Spielaktion auf der ersten Kinder-Zukunftskonferenz mehr als 700 Fragebögen ausgewertet. Ergebnis: 742 Gefahrenstellen wurden von Kindern lokalisiert (der TV berichtete). So etwa die Ecke Nordallee/Paulinstraße: Beim Überqueren der Kreuzung dort riskieren Kinder, dass sie von einem nach rechts abbiegenden Autofahrer angefahren werden, obwohl die Fußgängerampel auf Grün steht. "Was die Stadtverwaltung für Ideen letztlich realisiert hat, kann ich nicht sagen", berichtet Charlotte Kleinwächter, Geschäftsführerin der Lokalen Agenda 21. "Zugesagt war, die Situation im Kreuzungsbereich Moltke-/Roonstraße mit längeren Ampelzeiten zu verbessern. Das wurde auch gemacht." Im Kreis gibt es vor allem immer wieder lokale Initiativen, die sich des Themas annehmen, sagt Müller.
"Die Polizei macht nach jedem Unfall, an dem Kinder beteiligt waren, eine gezielte Ortsbesichtigung", sagt Polizeisprecher Karl-Peter Jochem. Dabei werde auch die Perspektive der Kinder berücksichtigt. Sofern sich daraus Vorschläge für Verbesserungen ergäben, würden diese den Straßenverkehrsbehörden vorgeschlagen. Der Kinderunfallatlas stuft das Unfallrisiko der Kinder auf den Straßen des Kreises Bernkastel-Wittlich ebenfalls als "gering" ein, auf den Straßen des Eifelkreises Bitburg-Prüm und des Vulkaneifelkreises sehen die Forscher ein "mittleres" Unfallrisiko.
Echo: Wo, glauben Sie, müssen Polizei und Verkehrsbehörden handeln, um die Straßen für Kinder sicherer zu machen? Ihre Vorschläge können Sie an echo@volksfreund.de mailen. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Anschrift mit an.
Extra

Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat Ende 2012 einen zweiten Kinderunfallatlas für die Bundesrepublik Deutschland herausgegeben. Für den Zeitraum 2006 bis 2010 wurden alle Unfälle ausgewertet, an denen Personen unter 15 Jahren beteiligt waren und die von der Polizei erfasst wurden. Rund 7,7 Prozent aller im Verkehr Verunglückten sind im Jahr 2010 Kinder. Bundesweit starben im gleichen Jahr 104 Kinder aus dieser Altersgruppe. itz

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