Kritik an Windkraft - Sorge vor Ärztemangel

Hermeskeil/Kell am See · Unter dem Titel "Entwicklungschancen im Hochwald" wurde am Dienstagabend bei einer vom Hermeskeiler CDU-Gemeindeverband veranstalteten Podiumsdiskussion ein thematisch breiter Bogen geschlagen. Dabei ging es vor 80 Zuhörern neben dem Nationalpark, dem Moro-Programm des Kreises und der Windkraftdebatte auch um die ärztliche Versorgung und die unsichere Perspektive des Krankenhauses.

Hermeskeil/Kell am See. "Mit der hausärztlichen Versorgung sieht es im Hochwald noch gut aus." Mit dieser Aussage beschrieb Rüdiger Jacob vor dem Publikum im Hermeskeiler Johanneshaus, in dem Kommunalpolitiker aus allen Parteien saßen, den Ist-Zustand in der Region. Der Trierer Uni-Professor stellte in einer vom CDU-Gemeindeverband initiierten Podiumsdiskussion die Ergebnisse einer Umfrage vor, die ein wichtiger Bestandteil des kreisweiten Moro-Programms ist (der TV berichtete). Mit diesem vom Bund geförderten Modellprojekt will der Kreis eine Strategie zur Daseinsvorsorge und wohnortnahen Angeboten im ländlichen Raum entwickeln.
Jacob richtete den Blick insbesondere auf die Forschungsresultate, die die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil betrafen.

Ärztliche Versorgung: Zurzeit gibt es in der VG Hermeskeil 33 Ärzte, davon neun Hausärzte. Somit kommt auf 1647 Einwohner ein Hausarzt. Das ist eine bessere Quote als beispielsweise in der VG Saarburg, während sie im Vergleich zur VG Ruwer schlechter ist. Die Zufriedenheit der Hermeskeiler Patienten mit ihren Ärzten ist hoch, in der Schulnotenskala würde es eine zwei geben. Das Problem, so Jacob: "Nach aktuellem Stand werden in elf Jahren, also 2024, alle jetzt tätigen Hausärzte in den Ruhestand gegangen sein." Es müssten sich also neue Ärzte in der VG niederlassen. Aus Sicht von Landrat Günther Schartz wäre gerade "in der Fläche" die Einrichtung von medizinischen Versorgungszentren sinnvoll, in denen mehrere Ärzte unter einem Dach zu finden sind. Eine Idee, die beim Hermeskeiler Allgemeinmediziner Dr. Ortwin Zais jedoch auf wenig Gegenliebe stieß, weil das Verhältnis Arzt und Patient "mehr Anonymität nach sich zieht".
Aus seiner Sicht sollte am System der Einzelpraxen festgehalten werden. Ein Rezept, wie jungen Ärzten die Niederlassung auf dem Land schmackhaft gemacht werden kann, hatte Zais zwar nicht parat. Gerade mit Blick auf Hermeskeil verwies Zais jedoch darauf, dass das Krankenhaus bisher nur eine Bestandsgarantie bis Ende 2016 habe: "Wenn ich nicht weiß, ob es das Haus auch danach noch gibt, ist das bei der Frage, ob ich mich als Arzt hier niederlasse, schon ein wichtiger Punkt." Schartz relativierte diese Aussage allerdings und bezeichnete die schon seit 2011 bestehenden "Schließungsdiskussionen als nicht förderlich". Er wies darauf hin, dass es sich beim Termin Ende 2016, um die Gültigkeitsdauer des aktuellen Landeskrankenhausplans handelt. Bevor dieser fortgeschrieben werde, "gibt es aber einen Diskussionsprozess, bei dem auch die Kommunalpolitik ein gewichtiges Wort mitzureden hat", sagte Schartz. Dann werde man sich natürlich auch für den Erhalt der St. Josef-Klinik starkmachen.
Zais betonte zudem, dass es auch Probleme bei der Notartzt-Besetzung der Rettungswache in Hermeskeil gibt. Dort sei in bis zu 20 Prozent der Zeit der Notarzt abgemeldet. Dann kommen bei Einsätzen Mediziner aus Nachbarkliniken wie Birkenfeld und Wadern oder der Rettungshubschrauber. Schartz bestätigte diese Zahlen. Er betonte jedoch, dass es Abmeldezeiten bei Notärzten auch in anderen Rettungswachen gibt, die an Krankenhäuser angeschlossen sind - und zwar "beim einen mehr, beim anderen weniger", so Schartz.

Windkraft: An diesem Dauerthema kam man auch bei der Podiumsdiskussion nicht vorbei. Dabei wurden jedoch durchaus Unterschiede in der Region deutlich. Der Beigeordnete Hartmut Heck - Bürgermeister Michael Hülpes ist zurzeit krank - stellte die Windkraftpläne der VG Hermeskeil vor.
Acht Orte haben in dieser Sache schon Pachtverträge mit Investoren geschlossen. Zuhörer Herbert Martini aus Greimerath, der in seinem Heimatort der Protestbewegung gegen den Windpark Britten angehört, stellte jedoch die Frage, "wie lange es beispielsweise mit dem Tourismus noch gut geht, wenn man die Natur mit den Rädern verschandelt." Der Keller VG-Chef Werner Angsten sieht es als kritische Entwicklung an, "wenn jeder Ort Windräder haben will". In seiner VG tue man sich in Sachen Windkraft schwer, weil man auch auf die Lage im Naturpark Saar-Hunsrück Rücksicht nehmen will. Heck hielt jedoch entgegen, dass wir "schon mit Augenmaß vorgehen". So sollen in der VG ein 1000-Meter-Abstand zu Wohnhäusern eingehalten werden und die Räder konzentriert in größeren Windparks aufgestellt werden, "um eine Zerspargelung der Landschaft zu verhindern", so Heck.Extra

Die geplante Gründung eines Nationalparks Idarwald-Hochwald ist ein weiteres Thema, das bei der Podiumsdiskussion zur Sprache kam. Eine kritische Einstellung hat Hans-Günter Fischer, Vorsitzender des Landesverbands der Waldbesitzer. Er rechnete vor, dass durch das Projekt 150 Millionen Euro an Einnahmen aus der Holznutzung verloren gehen. Landrat Günther Schartz, dessen Kreistag am Montag dem kommunalen Eckpunktepapier zugestimmt hatte, sieht beim Nationalpark ebenfalls noch viele Punkte, die geklärt werden müssen. Er sagt aber auch: "Es geht beim Nationalpark ja nicht darum, den Wald ,grün\\' zu machen, sondern darum, für den gesamten Raum eine Perspektive zu schaffen. Dabei sind Brennholzkonzepte oder besseres DSL für einzelne Orte aber zu kurz gesprungen", sagte Schartz mit Blick auf die aktuellen Debatten in Damflos, Züsch und Neuhütten - den drei Gemeinden im Kreis Trier-Saarburg, die nach der aktuell geplanten Gebietskulisse direkt vom Nationalpark berührt wären. ax

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