Kultur Kritik mit Humor und Liedern in der Kulturgießerei Saarburg

Saarburg · Kabarettist Heinz Klever und Liedermacher Kai Degenhardt setzen die Schlussakkorde bei der Woche der Demokratie in der Saarburger Kulturgießerei.

 Heinz Klever kann für sein Publikum auf der Bühne auch mal mehrere Personen darstellen, indem er in verschiedene Rollen schlüpft.

Heinz Klever kann für sein Publikum auf der Bühne auch mal mehrere Personen darstellen, indem er in verschiedene Rollen schlüpft.

Foto: Herbert Thormeyer

Der Titel des Programms des Berliner Kabarettisten Heinz Klever klingt philosophisch und taugt als Lebenshilfe: Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hat meistens eine gute Zeit. Der 63-Jährige gehört zum lebenden Inventar der Leipziger Pfeffermühle, eines der bekanntesten Kabarett-Ensembles Deutschlands.

Klimawandel, Altersarmut, die chinesische Bedrohung und moderne Medien: Vieles kommt in seinen Sketchen und Liedern vor, die er für sich und andere schreibt.

Bei Songs zur Gitarre wie „Hartz IV, Hartz IV, das Glück hat einen Namen“ oder „Bankberater“ konnte das Lachen der rund 60 Zuhörer aber schon mal im Halse stecken bleiben, denn der Hintergrund ist bitter ernst. Seine Warnung an die ältere Generation: „Heute sind sie flüssig, morgen überflüssig.“

Kai Degenhardt sieht uns in Zeiten leben, in denen Katastrophen überall stattfinden, in einem „Ring of Fire“ (Ring aus Feuer) rund um den Globus, wie er sagt. Der Sohn des bekannten Liedermachers Franz-Josef Degenhardt (1931 bis 2011) greift in seinem neuen Album „Auf anderen Routen“ diese Probleme in lyrischen Texten auf, greift aber auch auf Lieder des Vaters zurück. Er sieht die Gefahr eines mörderischen Flächenbrandes, und das mit deutscher Beteiligung.

Seine Forderung: „Nazis dürfen nicht durchkommen.“ Das Lied „Die Überfahrt“ beschreibt eine düstere Atmosphäre, die Bedrohung des Überstelltwerdens. Im „Vorschlag“ rät Degenhardt zu einem Abenteuer in einem Auslandsbataillon der Bundeswehr und warnt: „Überall glimmt die Lunte“, Atombomben stünden schon bereit.

Der gebürtige Saarbrücker beschreibt auch das Erlebnis, wie amerikanischen GIs von seinem Vater geholfen wurde, nach Frankreich zu flüchten, um so dem Einsatz im Vietnamkrieg zu entgehen. Und das Lied vom italienischen Gastarbeiter Tonio darf nicht fehlen, der nach Herne gekommen war, um sein Glück zu suchen, aber den Tod fand.

Sein letztes Lied widmete Kai Degenhardt allen, die Flüchtlingen und Obdachlosen beim Überleben helfen: „Vielleicht ändert sich ja was.“

Nach der Abschlussveranstaltung der Woche der Demokratie zog Anette Barth, Geschäftsführerin des Lokalen Bündnisses für Familie mit Sitz in der Saarburger Kulturgießerei, eine kurze Bilanz und freute sich über „großes Interesse“. Auf zusammengerechnet gut 500 Besucher schätzt sie die Resonanz. Viel zum Erfolg beigetragen habe der Stand beim autofreien Radsonntag Saar-Pedal, denn: „Man muss mit der Demokratie zu den Menschen kommen.“ Doch das Thema ist damit nicht beendet. Die Kulturgießerei kann ihre Angebote auch für Schulen anbieten.

Weiter Informationen unter
www.kulturgiesserei-saarburg.de

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