Ehrenamtliche Dorfbegleiter Kümmerer fürs Dorf gesucht – Wenige Orte im Kreis Trier-Saarburg nutzen das Modell

Bescheid · Ein ehrenamtlicher Dorfbegleiter soll in Bescheid helfen, Projekte zügiger umzusetzen. In Mannebach und Kastel-Staadt, Züsch und Neuhütten läuft das Modell bereits mit Erfolg. Bei anderen Orten im Kreis gab es Probleme.

 Bescheids Ortsbürgermeisterin Nastja Raabe und der erste Beigeordnete des Orts, Franz Backes, wünschen sich ehrenamtliche Unterstützung für die Dorfmoderation.

Bescheids Ortsbürgermeisterin Nastja Raabe und der erste Beigeordnete des Orts, Franz Backes, wünschen sich ehrenamtliche Unterstützung für die Dorfmoderation.

Foto: Ursula Schmieder

Wenn im Dorf etwas vorangehen soll, dann bleiben die Aufgaben meist an Ortsbürgermeister oder Ortsbürgermeisterin und am Gemeinderat hängen. Und kümmert sich dann aus Zeitmangel niemand darum, dann geraten gute Projekte und Ideen schnell in Vergessenheit.

Die Gemeinde Bescheid will es so weit nicht kommen lassen. Der Gemeinderat hat vor kurzem eine Stellenausschreibung abgesegnet, mit der nun nach einem Unterstützer gesucht werden soll. Ein Dorfbegleiter soll ehrenamtlich helfen, dafür aber eine monatliche Aufwandsentschädigung erhalten. Ein Modell, das vom Landkreis Trier-Saarburg finanziell gefördert wird (siehe Infobox).

In Bescheid geht es darum, Anregungen der Bürger im Rahmen der Dorfmoderation möglichst zügig umzusetzen. Es gebe da „so viele kleine Dinge, die in der Masse von mir und dem Rat nicht zu bewältigen sind“, sagt Ortsbürgermeisterin Nastja Raabe. Nur ein Beispiel sei der rund ums Dorf führende Schmetterlingspfad, ein Wanderweg, der auszuschildern ist und mehr Ruhebänke erhalten soll. Weitere mögliche Aufgabenfelder sind eine ansprechendere Internetseite, Tafeln, die im Dorf über die Geschichte von Häusern oder Plätzen informieren, ein Trimm-Dich-Pfad am Sportplatz oder auch ein Gemeinschaftsfitnessraum im Sinne von „Bescheid macht mobil“. Für die vielfältigen Aufgaben braucht es laut Raabe mehr als Büro- oder Interneterfahrung. Bescheids Dorfbegleiter sollte für die Leute im Dorf ansprechbar sein und Spaß daran haben, mit Menschen umzugehen und „Dinge voranzutreiben“.

Die Liste möglicher Dorfbegleiter-Aufgaben ist lang – und nicht nur in Bescheid. Laut Mannebachs Ortsbürgermeister Bernd Gard haben die Dorfbegleiter in seinem Dorf und in Kastel-Staadt, die ersten Kräfte dieser Art, auch jede Menge zu tun. Zemmer (VG Trier-Land) sowie im Hochwald Neuhütten und Züsch haben sich ebenfalls für diese Unterstützung entschieden. Laut Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung, haben weitere Gemeinden „das Modell geprüft“. Doch die meisten von ihnen, „ohne dass eine Umsetzung erfolgt ist“.

So haben es die Wiltinger beispielsweise nicht geschafft, „eine geeignete Person für diese Aufgabe zu finden“, wie der dortige Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger auf TV-Anfrage erklärt. Er vermutet, dass der Job, für den man doch „sehr engagiert unterwegs sein muss“, nicht lukrativ genug sei. Doch meint er auch: „Wir sind in Wiltingen gut aufgestellt und haben sehr aktive Vereine. Wir bekommen das auch so gut hin.“ Bernd Gard gibt zu bedenken, dass auch nicht alle Ortsbürgermeister das Dorfbegleiter-Modell kennen würden und deshalb auch gar nicht auf die Idee kämen, eine solche Unterstützung zu beantragen.

So läuft es in Neuhütten/Züsch Peter Kretz, Ortsbürgermeister von Neuhütten, zieht eine positive Zwischenbilanz des Projekts, das dort seit Herbst 2017 läuft. Ihn habe Dorfbegleiterin Alexandra Thömmes sehr entlastet, als sie beispielsweise an der Einbindung örtlicher Wanderwege in das Netz des Nationalparks Hunsrück-Hochwald mitgewirkt habe. Abgesehen davon unterstütze sie bei der Planung von Aktionen und Angeboten im Bürgerbüro. In Absprache mit der Gemeinde vereinbare sie zudem Termine und bereite Vorträge zu Themen wie Hospizverein, barrierefreies Bauen oder Haustürgeschäfte vor. Beispiele für ihr Engagement in Züsch und Neuhütten sind ein Krimi-Vorleseabend und ein von ihr vorbereiteter „Draußen- Aktiv-Tag“.

All das sei nicht immer einfach zu koordinieren, wie Thömmes einräumt. Außerdem brauche es oft sehr lange, bis etwas umgesetzt sei, da sie oft nur auf Ratsbeschluss hin tätig werden könne. Die Zusammenarbeit mit beiden Gemeinde-Verantwortlichen bezeichnet sie als „bislang gut“. Momentan ändere sich dies allerdings ein wenig. Denn wegen der bevorstehenden Kommunalwahlen, bei denen viele amtierende Lokalpolitiker beider Orte nicht mehr kandidieren, fühle sich mitunter keiner mehr zuständig. Abgesehen davon, sagt die Dorfbegleiterin, würde sie sich mehr Anfragen von Bürgern und Vereinen wünschen – vor allem aber konkrete Aufgabenbereiche. „Alles ist möglich“ – darin sieht sie ein zentrales Problem. Denn ohne klare Stellenbeschreibung fehlten klare Vorstellungen zu den jeweiligen Aufgaben.

Viele Ideen in Zemmer Auch in Zemmer sind zwar Kernaufgaben der künftigen Dorfbegleiterin benannt. So etwa die als Ansprechpartnerin für Bürger, die sich für Kontakte zu Vereinen und Institutionen ebenso an Angelika Salger wenden können wie mit Fragen zu „haushaltsnaher Hilfe“. Darüber hinaus erhofft sich der Rat Angebote wie Musikveranstaltungen oder Kreativ- und Bildungskurse sowie die Koordinierung der Mitarbeit im Bürgertreff oder von Fahrdiensten eines geplanten Bürgerbusses. Doch da die Erwartungen von Ortsbürgermeister Edgar Schmitt und seinen Ratsmitgliedern die demografische Entwicklung im Blick haben, sind auch dort viele Wege denkbar, wie die Dorfbegleiterin eingesetzt wird.

Das machen Mannebach und Kastel-Staadt Mannebachs Ortschef Bernd Gard, für den der Ortsbürgermeister mit direkten Kontakten zu den Menschen eine Schlüsselposition in der Demokratie einnimmt, bei der er auch per Wissensvermittlung unterstützt werden sollte, ist froh mit „seinem“ Dorfbegleiter. Gard: „Er ist vielseitig einsetzbar und entlastet mich in der Organisation und mit tatkräftiger Unterstützung.“ So organisiere er den Einsatz des Dorfmobils, kümmere sich um die Technik und schreite ein, wenn in der Dorfgesundheitshütte etwas nicht laufe. In Kastel-Staadt ist die Dorfbegleiterin laut Gard der „Kopf des Aktivierungsprozesses“ beim Aufbau der sorgenden Dorfgemeinschaft. Sie kümmere sich unter anderem um eine Senioren- sowie eine Kindergruppe.

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