Kulinarischer Anekdotenabend mit historischer Stadtratssitzung

Der Bürgerverein Kanzem hat am Freitag zum Anekdotenabend geladen. 45 zugezogene und gebürtige Kanzemer folgten der Einladung und trafen sich zum Drei-Gänge-Menü im Gasthaus "Zur alten Fähre". Dort erwarteten sie amüsante Dorfgeschichten.

 Rolf Gruber, Sabina Quijano, Jörg Schulze, Dirk Burdjak, Paul Huss, Dagmar Baumgart und René Morbé (von links) vom Kanzemer Bürgerverein spielen eine historische Stadtratssitzung in Trier nach. TV-Foto: Christian Kremer

Rolf Gruber, Sabina Quijano, Jörg Schulze, Dirk Burdjak, Paul Huss, Dagmar Baumgart und René Morbé (von links) vom Kanzemer Bürgerverein spielen eine historische Stadtratssitzung in Trier nach. TV-Foto: Christian Kremer

Kanzem. (cmk) Kürbiscremesuppe, Gemüselasagne oder Rieslinggulasch und eine Ananascreme als Nachtisch standen am Freitagabend auf der Speisekarte im Gasthaus "Zur alten Fähre" in Kanzem. Zwischen den Gängen erzählte der gebürtige Wiltinger Heimatforscher Thomas Müller Geschichten über das Zusammenleben zwischen Wiltingen und Kanzem. Diese Anekdoten verpackte er kurzweilig, trotzdem untermauerte er sie mit fundiertem Faktenwissen.

Unter anderem thematisierte Müller einen Doppelmord, der im 16. Jahrhundert ungesühnt blieb, weil sich die kurtrierischen und die luxemburgischen Gerichte nicht über die Zuständigkeit für das Verbrechen einigen konnten.

Höhepunkt des Abends war ein Sketch (siehe Foto). Thema war das Erbe des Kanzemers Franz Weißebach, der 1925 gestorben ist. Der ehemalige Besitzer des Weinguts Othengraven, das heute Starentertainer Günther Jauch gehört, vererbte sein Vermögen der Stadt Trier.

Sie durfte mit dem Geld den heutigen Palastgarten bauen, nachdem ihre Verordneten fünf Jahre hintereinander den Bau eines Krematoriums abgelehnt hatten. Der Stadtrat setzte den Krematoriumsbau notgedrungen fünf Jahre lang jedes Jahr auf seine Tagesordnung und stimmte in der sogenannten "Krematoriumsdebatte" jedes Jahr aufs Neue dagegen.

1931, fünf Jahre nach Weißebachs Tod, konnte sein Vermögen für den Palastgarten genutzt werden. Weißebach vererbte der Stadt zudem drei Fuder (jeweils rund 1000 Liter) seines Weines "Kanzemer Berg" des Jahrgangs 1921. Diesen Wein nutzten die Stadtoberen unter anderem wegen seiner guten Qualität als Repräsentationswein bei offiziellen Anlässen. Der Wein wurde wegen seiner Vorgeschichte auch "Krematoriumswein" genannt.

Eine Flasche soll angeblich hinter der Franz-Weißebach-Gedenktafel im Trierer Palastgarten eingemauert sein.

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