Kunst aus Ruß und rostendem Stahl

Kell am See · Zarte Pinselstriche aus verschiedenen Rußen und mit roher Gewalt verbogener Stahl zieren noch bis zum 12. Oktober den historischen Bahnhof in Kell am See. Bettina Reichert und Andreas Hamacher stellen die Werke aus - und das mit einem Hintergrund. Sie wollen sich mit Kunst gegen die Wegwerfgesellschaft stemmen.

Kell am See. Heimische Schornsteine und Schrottplätze sind die Lieferanten für die Bilder von Bettina Reichert aus Kell und die Skulpturen von Andreas Hamacher aus Trier, die bis zum 12. Oktober im historischen Keller Bahnhof zu sehen sind.
"Upcycling" nennen beide ihre Methode, aus scheinbar Nutzlosem etwas Wertvolles zu schaffen. Und viel "schaffen" muss der 47-jährige aus Trier, denn sein Material ist Schrott, den er verbiegt, verschweißt, neu zusammensetzt, und damit in eine interessante Form bringt. "Nach Holz und Stein habe ich mit Anfang 20 den Stahl für mich entdeckt", erklärt er dem TV. Das Spannungsfeld zwischen dem Schroffen, Abweisenden und dem Weichen, Einladenden sei das Faszinierende.
Mehr als Dreck


Anfassen ist bei den Stahl skulpturen ausdrücklich erwünscht. Von allen Seiten betrachten auch. Das Wechseln der Perspektive lohnt sich ebenso bei den Rußbildern von Bettina Reichert. Sie beweist, dass Ruß kein schwarzer Dreck ist, der es nicht geschafft hat, mitzubrennen. "Es gibt zahlreiche Sorten Ruße, das sind Nano-Teilchen, nur millionstel Millimeter groß", ist die 46-Jährige von ihrer "Farbe" fasziniert. Mit weiteren Pigmenten gemischt können die Rußbilder schimmern und in verschiedenen Blickwinkeln das Licht in immer wieder neuen Farben reflektieren. "Ich habe Ruß vor sieben Jahren entdeckt", sagt Reichert, die mit Schornsteinfegermeister Karl-Heinz Petry aus Kell einen zuverlässigen Lieferanten gefunden hat.
"Ähnliche Techniken haben bereits Höhlenmenschen bei ihrer Kunst verwendet", weiß der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins und "Bahnhofsvorsteher" Dietmar Lauer.
Die besonderen Ausstellungsräume, die helfen, diese Kunst intensiv zu erleben, lobte Dr. Klaus Reeh von der Europäischen Kunstakademie Trier: "Die Architektur arbeitet hier mit und setzt die Werke erst so richtig in Szene." Ruß und Rost gehören ja schließlich auch zu Bahnhöfen. doth
Die beiden Künstler stellen ihr Werk und die Ideen dahinter im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.BettinaReichert.de" class="more" text="www.BettinaReichert.de"%> und <%LINK auto="true" href="http://www.andreas-hamacher.eu" class="more" text="www.andreas-hamacher.eu"%> vor. Zu sehen sind die Arbeiten freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Die Skulpturen auf dem Bahnsteig können jederzeit betrachtet werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort