Kunst gegen das Vergessen

Der Förderverein des Saarburger Krankenhauses hat eine Vision. Ein kreisweites Kunstprojekt für Demenzkranke und ihre Angehörigen soll die Krankheit stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein bringen. Der Förderverein sucht nun Mitstreiter, die bei der Umsetzung des Projektes mitmachen.

Saarburg. Deutschland im Jahr 2050: Jeder siebte Bewohner ist 80 Jahre oder älter. Viele von ihnen werden an Demenz erkrankt sein. Zurzeit sind es rund 1,3 Millionen, erwartet wird, dass sich die Zahl bis 2050 mehr als verdoppelt. Das geht aus dem Demenz-Bericht des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung hervor.

Impulsgeber, nicht Einzelkämpfer



Auch im Saarburger Seniorenzentrum St. Franziskus leiden rund 60 Prozent der Bewohner an Demenzerkrankungen.

Der Förderverein des Krankenhauses will nun sein Engagement in diesem Bereich ausbauen. Nach der Planung eines Gartens der Begegnung für Demenzkranke und gesunde Menschen (der TV berichtete) steht ein Kunstprojekt an. Eines, das weit über Saarburg hinaus realisiert werden soll. Der Förderverein sieht sich dabei weniger als Anführer, sondern vielmehr als Impulsgeber: "Es geht nicht darum, eine eigene Aktion für uns zu machen", sagt Dieter Schmitt, Vorsitzender des Fördervereins. "Aber wir wollen das Thema Demenz so stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen." Es gebe praktisch niemanden, der von der Krankheit nicht betroffen sei - sei es im Familien- oder Bekanntenkreis. "Das ist nur nicht so in den Köpfen der Leute drin."

Stärken zeigen



Es gehe nun darum, das Thema Demenz gesellschaftsfähig zu machen, zu enttabuisieren und als normalen Teil des Alterns zu akzeptieren.

Bei dieser Idee ließ sich Schmitt von einer Ausstellung in Oppenheim inspirieren. "Kunst trotz(t) Demenz" hieße die, sagt Schmitt. "Sie hat die Botschaft: Lasst uns nicht über die Schwächen reden, sondern darüber, dass die Menschen noch etwas können." Es gehe darum, das Selbstwertgefühl der Erkrankten zu stärken, indem man ihnen die Möglichkeit bietet, die künstlerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Ein ähnliches Projekt soll, so die Vision des Fördervereins, im Kreis Trier-Saarburg entstehen, getragen von einem Netzwerk aus Experten zum Thema Demenz.

Harald Lehnertz, Pflegedirektor am Kreiskrankenhaus St.- Franziskus Saarburg, sieht in der Idee, eine Ausstellung mit Kunstwerken von Demenzkranken zu machen, nur Gutes: "Es hat auch einen therapeutischen Faktor. Über die Zusammensetzung von Farben und die Gestaltung von Kunstwerken wird das Gehirn trainiert. Damit wird der Prozess der Demenz verlangsamt. Denn das Gehirn ist wie ein Muskel, wenn es nicht bewegt wird, verkümmert es." Zudem dürfe man nicht immer nur über die Defizite des "tüdeligen Opas" reden, betont auch er. "Wenn wir kein großes Projekt im Kreis zusammenbekommen, dann machen wir es zur Not im Kleinen."

Informationen zur Idee, auch für Mitstreiter, gibt es bei Harald Lehnertz, Kreiskrankenhaus St.- Franziskus Saarburg, Telefon 06581/82-0.

EXTRA DEMENZERKRANKUNG



Demenz (aus Lateinisch de = weg und mens = Denkvermögen, Verstand) ist eine Erkrankung, die typischerweise im Alter auftritt. An Demenz erkrankte Menschen leiden unter Gedächtnisstörungen. Ihr Gehirn hat also zunehmend Schwierigkeiten, Informationen aufzunehmen, zu speichern und abzurufen. Die Gefühlswelt ist aber völlig intakt. Demenz verläuft in Stadien: vom Vergessensstadium, in dem noch selbstständiges Leben möglich ist, über das Verwirrtheitsstadium bis hin zum Hilflosigkeitsstadium, bei dem unter anderem auch die sprachlichen Fähigkeiten verloren gehen. Oft befinden sich die Menschen dann in einem in sich zurückgezogenen Zustand, der Außenstehenden als "Dämmerzustand" erscheint. (Quelle: Demenzkampagne Rheinland-Pfalz) jka

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