Kunst, Kalk und Kraut

OBERBILLIG. (red) Kunst im Schutzgebiet – warum nicht? Auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit kommt es an. Davon konnten sich rund vierzig Natur- und Kunstinteressierte bei einem geführten Rundgang durch das Außengelände der Galerie Reeh am Moselsteilhang oberhalb der Ortslage Oberbillig überzeugen.

"Das ist nicht nur ein gelungener Kompromiss, das ist ein Vorzeigeprojekt", schwärmt Ernst-Christian Walter, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu), Gruppe Saarburg. Bei der Führung "Kunst in der Natur" stellte er die zwischen Kunstobjekten, einem Ausstellungs-Pavillon und alten Obstbäumen auf Kalkhalbtrockenrasen wild wachsenden Orchideen im Außengelände der Galerie Reeh vor. Die Galeristin Hildegard Reeh führte in die geometrischen Skulpturen des Hamburger Künstlers H.D. Schrader ein.Europäischer Schutz für das Gebiet

"Es war nicht einfach, Kunst und Natur auf dem Grundstück zusammenzubringen", erklärt Reeh, die sich schon seit über zwanzig Jahren mit Kunst beschäftigt. "Doch die Topografie des einen Hektar großen Geländes eignet sich hervorragend für Kunstausstellungen, sie wird durch Kunst noch mehr in Geltung gesetzt", sagt die Galeristin. Das Gelände befindet sich in einem ehemaligen Kalksteinbruch. Nach Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie steht die Fläche als FFH-Gebiet unter europäischem Schutz. Menschliche Eingriffe dürfen deshalb den nährstoffarmen Kalkhalbtrockenrasen mit Orchideen als geschützten Lebensraum nicht negativ beeinflussen. Kompromiss nach Verhandlungen

Als die Eigentümer zur Errichtung ihres Ausstellungs-Pavillons inmitten des Schutzgebietes einen Bebauungsplan erstellen ließen, landete dieser zur Stellungnahme auf dem Tisch der ansässigen Umweltverbände. Auch im Landespflegebeirat wurde der Plan diskutiert. Vor allem die Einflüsse auf das Landschaftsbild und das vorhandene Biotop wurden kritisch beurteilt. In intensiven Gesprächen wurde ein Kompromiss gefunden. Das Ehepaar Reeh verpflichtete sich, zweimal im Jahr den Halbtrockenrasen zu mähen, um ihn vor dem Verbuschen zu sichern. Außerdem wurden die Baupläne für den Ausstellungs-Pavillon geändert, um negative Einflüsse auf Insekten jagenden Fledermäuse zu verhindern. Der Pavillon wurde im Rahmen einer Vernissage des Künstlers H.D. Schrader am 9. Mai feierlich eröffnet (der TV berichtete) - inmitten des Orchideenstandortes.Naturschützer zufrieden

Die Naturschützer sind mit dem Ergebnis zufrieden. Das Ehepaar Reeh auch. "Natur und Kunst haben vieles gemeinsam", betont die Kunstexpertin. Sie möchte die Kunst in die Natur bringen und die Natur in die Kunst. Und beidem eine Chance geben. Das ist ihr gelungen.

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