Kunst und Handwerk unter einem Dach

KANZEM. Ein kleines, aber feines Werkstatt-Atelier liegt beinahe ein bisschen versteckt in Kanzems Ortsmitte. Hier sind die Glasmalermeisterin Heidemarie Leder und der Bildhauer Mic Leder kreativ. Mit nicht alltäglichen Dingen verdient das beruflich wie private Paar sein Geld.

Fahrradfahrern aus der Region ist die Adresse des Künstler-Paares Heidemarie und Mic Leder durchaus bekannt. Eberhard, eine mannshohe Skulptur mit unfreundlichem Gesichtsausdruck, Schlabberhose und dickem Bauch, veranlasst viele zum kurzen Zwischenstopp in der Gartenstraße 4 in Kanzem. "Die bremsen hier ab und begutachten Eberhard, unseren Pförtner", erzählt Heidemarie Leder schmunzelnd."Er ist Künstler, ich bin Handwerkerin"

Eberhard ist eine der zahlreichen Arbeiten ihres Mannes Mic Leder, der vor zwei Jahren aus Liebe zu der 38-jährigen Frau aus Oberbillig an die Saar gekommen ist. Auf einer Messe in Wuppertal haben sich die beiden kennengelernt und festgestellt, wie gut sie sich nicht nur privat ergänzen. "Er ist der Künstler, ich bin die Handwerkerin", umschreibt die 38-Jährige und wird umgehend von Mic Leder korrigiert: "Das ist typisch für meine Frau, die ihr Licht gerne unter den Scheffel stellt. Sie ist genauso Künstlerin wie ich." Den klassischen Weg hat der gebürtige Krefelder gemacht, der in seiner Heimatstadt bis heute noch ein Atelier hat ("...mit Unmengen von Arbeiten, die ich irgendwann mal hierher transportieren lassen muss"). Leder studierte freie Kunst in Berlin, Stuttgart und Kassel, machte seinen Abschluss in Bildhauerei. Es folgten eine Assistenz-Zeit an der Kunstakademie Kassel sowie Lehraufträge in Celle und am Rudolf-Steiner-Institut in Kassel. Zahlreiche Bildhauer-Symposien tauchen in seiner Vita auf und Ausstellungen mit Arbeiten in Holz, Stein, Bronze und Stahl. "Ich verbinde gerne sehr unterschiedliche Materialien wie etwa Stahl und Holz miteinander. Die Kälte des Stahls fängt die Wärme des Holzes ein und umgekehrt", erklärt Leder. Spaß findet der 46-Jährige vor allem daran, literarische Ansätze für seine Kunst aufzugreifen und mit einem Augenzwinkern umzusetzen. So hat ihn die Geschichte der ungeliebten und zigfach weiter verschenkten Bonbonniere von Ephraim Kishon dazu bewegt, ein überdimensionales Gefäß aus Holz und Stahl herzustellen. Auch die Kuckucks-Uhr, an der er derzeit werkelt, ist typisch für den Stil Leders. Fast zwei Meter hoch wird die Arbeit aus Fundstücken, Marmor und Draht. Statt des "gefiederten Freundes" erscheinen eine Digitaluhr und das Wort "Kuckuck". Freie Arbeiten jeglicher Art, aber auch Auftragsarbeiten beschäftigen Leder. Eine glückliche Fügung, dass sich seine und die Talente und Fähigkeiten seiner Frau so gut ergänzen. Die Schülerin von Jakob Schwarzkopf hat vor 20 Jahren bei Binsfeld in Trier eine Glasmalerlehre und 1993 ihren Meister gemacht. Seit 1991 ist sie selbstständig, war bis 1997 im Trierer Kunsthandwerkerhof und zog dann in das Haus in Kanzem - früher ein Geschäftshaus mit Edeka-Laden und Sparkassen-Filiale.Ein Umbau steht bevor

Dort lässt sie kleine Kunstwerke nach immer gleicher Technik entstehen: Sie trägt die schwarze Kontur mit dem Pinsel auf die Glasplatte, brennt diese und überzieht sie anschließend mit der so genannten Patina. Als letzten Schritt nimmt sie die Farbe aus dem Motiv heraus, so dass Kontraste entstehen. Kleinere Bilderarbeiten, aber auch großflächige und zeitintensive füllen den Kalender. So hat sie gemeinsam mit ihrem Mann im vergangenen Jahr eine Leichenhalle in der Eifel komplett neu verglast. Das Thema "Vier Jahreszeiten" hat sie dabei umgesetzt. "Mein Mann hilft mir vor allem bei den Entwürfen zu den Arbeiten und später - bei großen Aufträgen wie in der Kapelle - bei der Montage." Noch in diesem Jahr möchte das Paar seine Werkstatt um- und ausbauen und künftig unter der Bezeichnung "Werkstattgalerie" firmieren. Auch ein Skulpturengarten soll nicht bloße Vision bleiben. Morgen lesen Sie in unserer Serie einen Bericht über das geplante Bürgerhaus in Tawern.

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